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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihren jetzigen
Zustand?«
»Wie ich schon sagte, die Person hat abgestritten, den
Impfstoff von Nicholas Spencer erhalten zu haben.«
»Könnten Sie mir den Namen dieses Patienten nennen?«
»Nein, das kann ich nicht. Das wäre eine Verletzung des
Patientengeheimnisses.«
Ich fischte eine meiner Visitenkarten hervor und reichte
sie ihr. »Könnten Sie diesen Patienten bitten, mit mir
Kontakt aufzunehmen?«
»Das kann ich tun, aber ich bin mir sehr sicher, dass Sie
nichts von ihm hören werden.«
»Was ist mit dem anderen Patienten?«, fragte ich.
»Das ist nur ein Verdacht meinerseits, den ich nicht
erhärten kann. Und jetzt, Miss DeCarlo, muss ich zu einer
Besprechung. Wenn Sie etwas von mir über Nicholas
Spencer zum Zitieren haben wollen, dann kann ich
Folgendes sagen: Er war ein guter Mensch, der ein nobles
Ziel verfolgte. Falls er tatsächlich irgendwann auf die
schiefe Bahn geraten sein sollte, dann bin ich davon
überzeugt, dass es nicht aus eigennützigen Motiven
geschehen ist.«
23
    DER SCHMERZ IN SEINER HAND pochte so stark,
dass Ned an gar nichts anderes mehr denken konnte. Er
hatte die Hand in Eiswasser gelegt, er hatte Butter darauf
geschmiert, aber nichts hatte geholfen. Am Montagabend
um zehn vor zehn, kurz vor Ladenschluss, war er
schließlich zu dem kleinen Drugstore in der Nähe seiner
Wohnung gefahren, und nun suchte er die Regale ab, bis
er die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente gegen
Verbrennungen fand. Er suchte einige heraus, die so
aussahen, als könnten sie wirken.
    Der alte Mr. Brown, der Besitzer, war gerade dabei, den
Laden zu schließen. Die einzige Angestellte, Peg, stand an
der Kasse, eine neugierige Person, die nur allzu gern
herumtratschte. Ned wollte nicht, dass sie bemerkte, wie
schlimm seine Hand aussah, daher legte er die Salben in
einen der Einkaufskörbe, die am Eingang gestapelt
standen, hängte ihn über den linken Arm und hielt das
Geld in der linken Hand bereit. Die rechte Hand versteckte
er in der Hosentasche. Der darumgewickelte Verband sah
schon wieder schmutzig aus, obwohl er ihn an diesem Tag
bereits zweimal gewechselt hatte.
    Vor ihm standen einige Leute an der Kasse an, und
während er wartete, verlagerte er unruhig das Gewicht von
einem Bein auf das andere. Verfluchte Hand, dachte er. Er
hätte sich nicht verbrannt und Annie wäre nicht tot, wenn
er nicht das Haus in Greenwood Lake verkauft und das
ganze Geld in diese bescheuerte Gen-stone-Firma gesteckt
hätte, sagte er sich. Wenn er nicht gerade an Annie dachte
und an ihre letzten Minuten – wie sie weinte und mit den
Fäusten auf seine Brust einschlug und danach das
Geräusch, als der Wagen gegen den Mülllaster krachte –,
dann dachte er an die Leute, die er hasste, und was er mit
ihnen anstellen wollte. Die Harniks und Mrs. Schafley und
Mrs. Morgan und Lynn Spencer und Carley DeCarlo.
    Als er mit seiner Hand in das Feuer geraten war, hatte er
keine sonderlich großen Schmerzen an den Fingern
gespürt, aber jetzt waren sie so stark angeschwollen, dass
der kleinste Druck wehtat. Wenn es nicht besser wurde,
würde er kaum imstande sein, das Gewehr gerade zu
halten oder überhaupt abzudrücken.
    Ned sah zu, wie der Mann vor ihm die Tüte mit seinen
Einkäufen in Empfang nahm. Nun war Ned an der Reihe.
Er stellte seinen Korb auf die Theke, legte einen
Zwanzigdollarschein dazu und blickte zur Seite, während
Peg seine Waren eintippte.
    Er dachte daran, dass er unbedingt in die Ambulanz
gehen und einen Arzt nach der Wunde sehen lassen
müsste, aber gleichzeitig schreckte er davor zurück. Er
wusste schon, was der Doktor ihn fragen würde: »Was ist
passiert? Warum haben Sie damit so lange gewartet?« Das
wollte er lieber vermeiden.
    Wenn er ihnen erzählte, Dr. Ryan hätte die Hand im St.
Ann’s behandelt, würden sie wahrscheinlich wissen
wollen, warum er nicht wieder hingegangen sei, als es
nicht besser wurde. Vielleicht sollte er etwas weiter weg
zu einer Notfallambulanz fahren, nach Queens oder New
Jersey oder nach Connecticut.
»Hey, Ned, wach auf.«
    Er schaute die Kassiererin an. Er hatte Peg noch nie
leiden können. Ihre Augen standen zu eng zusammen. Sie
hatte dicke schwarze Augenbrauen und schwarzes Haar,
das an den Wurzeln grau war – sie erinnerte ihn an ein
Eichhörnchen. Ihr Tonfall war gereizt, nur weil er nicht
gleich gemerkt hatte, dass sie in der Zwischenzeit seine
Salben in eine Tüte gepackt und das Wechselgeld aus

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