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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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versickert in der Stille. Sie lässt den Schlüssel auf den Beifahrersitz fallen und sieht sich um. Was soll sie mitnehmen? Ihr ursprünglicher Plan, mit dem Handy Fotos zu machen, ist hinfällig. Sie kann nicht riskieren, die Displaybeleuchtung zu aktivieren, von Blitzlicht ganz zu schweigen.
    Reeve reibt die Hände aneinander, denkt nach, dann wühlt sie im Handschuhfach, wo sie ein Taschenmesser zu finden hofft, aber nur eine kleine Taschenlampe und einen Schraubenzieher entdeckt. Nicht viel, aber sie steckt die Sachen links und rechts in ihre Jackentaschen, damit sie nicht gegeneinanderstoßen können. Sie macht die Jacke bis obenhin zu, klappt den Kragen hoch, öffnet die Tür und lässt sich vom Sitz rutschen, bis ihre Stiefel den Boden berühren.
    Nur ein rascher Blick, sagt sie sich und drückt die Tür leise zu. Sie patscht durch eine Pfütze und trabt den Weg hinauf.
    Das Licht dringt in einem seltsamen grünblauen Keil durch das Dunkel, als sie auf die Anhöhe gelangt. Das Haus bildet einen finsteren Kontrast zu der fröhlichen Musik. Sie bleibt stehen, um die Fenster nach einer Bewegung abzusuchen, und überlegt, wo der Mann wohl sein Gewehr verwahrt.
    Der Regen läuft in ihren Kragen. Sie schaudert, verlässt die Straße und nähert sich dem Haus.
    Den Van fest im Blick, schlüpft sie durch das Tor und bewegt sich Schritt für Schritt die Auffahrt entlang, während sie versucht, an dem Fahrzeug vorbei in den Garten zu sehen. Plötzlich eine gelbe wischende Bewegung, und sie verharrt reglos. Was für ein Glück, dass sie dunkle Kleidung trägt.
    Der Wind fährt durch die Bäume, und die Zweige tanzen im Licht der Scheinwerfer. Der Van nimmt ihr die Sicht auf den Mann und das, was er tut. Sie duckt sich und kriecht näher, und der Kies knirscht unter ihren Füßen, als ganz plötzlich die Musik abbricht.
    Sie erstarrt, der Puls hämmert ihr im Hals, als der Mann auf sie zukommt. Vergeblich sieht sie sich nach einer Deckung um. Kalte Tropfen rinnen ihr aus dem Haar in die Augen. Warum ist sie bloß hergekommen? Was hat sie eigentlich beweisen wollen?
    Er tritt an den Van, öffnet die Fahrertür und steigt ein. Sein Gesicht ist verdeckt, aber der gelbe Regenmantel glänzt in der Innenbeleuchtung so hell wie ein Zitronenbonbon.
    Ein neues Lied beginnt, laut und blechern. Der Mann steigt wieder aus und ist eine Sekunde sichtbar, bevor die gelbe Kapuze abtaucht. Und dann, nach einer langen Pause, hört Reeve das dumpfe Klacken von Holz auf Holz und weiß, dass er zu seiner Aufgabe zurückgekehrt ist.
    Sie stößt den Atem aus und sieht zum Tor. Die Versuchung, zum Jeep zu rennen und in die Sicherheit ihres Hotelzimmers zurückzukehren, ist groß. Nick Hudsons Warnung ertönt in ihrem Kopf – dieser Geschichte sind Sie nicht gewachsen –, und sie bleibt stehen.
    Jetzt oder nie. Sie schüttelt die Furcht ab und geht so auf das Haus zu, dass sich der Van immer zwischen ihr und dem Mann am Holzstoß befindet. Sie bewegt sich fast lautlos und versucht, die Entfernung abzuschätzen. Die Hausfront wirkt mit den schwarzen, leblosen Fenstern ungastlich und verlassen.
    Nun ist sie neben dem Van, hält im Schatten inne und stimmt sich gedanklich auf ihre Aufgabe ein. Schnapp dir das Gewehr. Halt nach Leuten Ausschau. Such den Keller.
    Was geschieht, wenn sie drinnen jemanden aufschreckt? Soll sie langsam hinschleichen oder rennen?
    Ihre Fingerspitzen gleiten über das nasse Autoblech, als sie plötzlich Motorengeräusch hört, das sich rasch nähert. Sie sieht Scheinwerfer und lässt sich zu Boden fallen, rutscht unter den Van, drückt sich bäuchlings auf die kalte Erde und wagt nicht, aufzuschauen, als die Lichter den Platz fluten.
    Das andere Fahrzeug bleibt knirschend hinter dem Van stehen. Die Scheinwerfer verlöschen, der Motor erstirbt. Eine Tür öffnet sich und wird zugeworfen.

60. Kapitel
    S echs von zwölf trainierten und topfitten Mitgliedern des Hostage Rescue Teams springen in voller Kampfausrüstung eine Viertelmeile vom Zielpunkt entfernt aus dem Pferdetransporter. Während sie sich dem Haus zu Fuß nähern, fahren die anderen langsam weiter. Agent Yolanda Martin sitzt auf dem Beifahrersitz, ein Agent namens Harris am Steuer, die anderen vier befinden sich hinten im Hänger.
    Ein paar Minuten später funkt das Team Rot, dass es Stellung bezogen hat. Harris steuert den Trailer gekonnt um eine Kurve und manövriert ihn auf die holprige Auffahrt. Er parkt den Pickup vor dem Haus, so dass der Hänger

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