Und Nachts die Angst
auf.
»Du warst in den Nachrichten, Regina. Sag doch mal – wie geht’s meinen kleinen Titties?«
Ihr Mund ist knochentrocken.
»Wie ich sehe, bist du in Jefferson«, fährt Daryl Wayne Flint fort. »Schicke Frisur.«
Scharf saugt sie die Luft ein. »Woher haben Sie meine Nummer?«
Sie wartet, bekommt aber keine Antwort. Ihr Handy piept, und als sie aufs Display blickt, sieht sie die gelben Buchstaben: Keine Verbindung.
57. Kapitel
A l Krasny ist mit Absicht als Erster gekommen. Er muss den Computer einrichten und seine Gedanken sortieren. Manch einer wird seine Methoden altmodisch finden, aber er kann immerhin in relativ kurzer Zeit eine halbwegs anständige Powerpointpräsentation zusammenstellen – noch ist er nicht aus dem Spiel. Und wen kümmert es schon, dass der Tipp von der kleinen selbstgefälligen Schnecke Benioff kam? Er hat ihren Hinweis an sich gerafft, die Informationen gegengecheckt, sie mit anderen Fakten abgeglichen und endlich Substanz gefunden. Anschließend ist er zur Staatsanwältin gerannt, die wiederum den Richter überzeugt hat, ihnen einen Durchsuchungsbefehl auszustellen. Immerhin ist er, Krasny, der leitende Ermittler in diesem Fall, und er hat verdammt noch mal die Lorbeeren verdient.
Während er Kabel und Anschlüsse mit Steckdosen und Geräten verbindet, kommen immer mehr junge Leute in den Raum und setzen sich an den Konferenztisch. Sie nehmen seine Anwesenheit kaum wahr – was nicht überrascht. Wenn das Haar zurückweicht und der Bauch wächst, wird man unsichtbar. Vor allem für Frauen.
Krasny beendet die Installation und setzt sich an den Kopf des Tisches. Mit jeder neuen Person, die eintrifft, schwillt das erwartungsvolle Summen an. Er hört den aufgeregten Gesprächen zu, tut aber, als würde ihn die wachsende Spannung nicht betreffen, und nimmt eine Haltung selbstbewusster Kompetenz an.
»Zuhören, Leute!« Lieutenant Stephens platzt in den Besprechungsraum, hinter ihm eine große, athletische Frau mit Akten im Arm und eine Bulldogge von Mann, Federal Agent Barry Coulter. »Endlich haben wir etwas, endlich haben wir einen Namen und eine Adresse.«
Im Raum wird es still. Das Trommeln von Fingern auf dem Tisch verstummt, wippende Füße verharren.
Lieutenant Stephens blickt die Leute, die um den Tisch sitzen, nacheinander an. »Sie sind die Elitetruppe, und sobald wir Sie gebrieft haben, geht’s los. Bei diesem Einsatz haben die Special Agents Barry Coulter und Yolanda Martin das Kommando.« Er deutet auf die beiden FBI-Agenten, die am Rand stehen geblieben sind. »Aber zuerst – Krasny, sind Sie so weit?«
»Jep. Alles parat«, gibt er zurück und tippt auf dem Keyboard.
»Gut. Leute, das ist Al Krasny, ein Topermittler der Staatsanwaltschaft. Er hat Ihnen ein paar Dinge zu zeigen.«
Krasny muss das Bedürfnis unterdrücken, den Lieutenant zu korrigieren – er ist nicht ein Topermittler, sondern der Topermittler. Er steht auf und betrachtet die Truppe, doch bevor er anfangen kann, ergreift Lieutenant Stephens noch einmal das Wort.
»Sie alle wissen, dass der Ansatz, verurteilte Sexualstraftäter und registrierte Pädophile zu verhören, uns nicht zu Vanderholt geführt hat. Eine Mitarbeiterin aus unserem Team …« Er blickt auf und sieht sich um. »… die nicht zur taktischen Einheit gehört und daher nicht hier ist, hat Informationen aufgetan, denen Krasny nachgegangen ist. Richtig, Al?«
Krasny zieht den Bauch ein und drückt die Brust heraus. »Ich habe das, was sie herausgefunden hat, mit einem anderen Ermittlungsansatz abgeglichen, Namen überprüft und die Entlassungsdaten bestimmter auf Bewährung freigelassener Ex-Häftlinge mit ähnlichen Vorstrafen chronologisch in eine Zeitleiste übertragen, so dass …«
»Krasny«, unterbricht Lieutenant Stephens. »Im Augenblick brauchen wir diese ganzen Einzelheiten nicht. Kommen Sie bitte auf den Punkt.«
»Nun, natürlich. Ich habe also nachgeforscht und Registrierungen von Feuerwaffen und Verstöße gegen geltende Waffengesetze überprüft …«
»Um den Scharfschützen mit einzubeziehen – sehr clever«, bemerkt Coulter.
Krasny strahlt.
»Okay«, drängt Lieutenant Stephens. »Sagen Sie uns bitte, was Sie entdeckt haben.«
»Ich habe eine Person ausgemacht, die all unseren Parametern entspricht.«
»Nur eine?«, fragt jemand.
»Ganz genau, und hier ist sie.« Krasny drückt auf die Fernbedienung und tritt zur Seite, als ein Polizeifoto auf der Leinwand erscheint: ein fahles, rundes Gesicht mit
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