Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
Vom Netzwerk:
strategisch günstig zur Scheune zeigt.
    Martin und Harris tragen lockere Zivilkleidung über den Schutzwesten. Sie steigen aus und nähern sich der Haustür. Martin hält nur ein paar Zettel in den Händen, während der Rest des Teams Blau, die Waffen im Anschlag, im Dunkeln um den Stall herum ihre Positionen einnehmen. Das rote Team beobachtet den Hintereingang und die nach hinten hinausgehenden Fenster.
    Martin klopft und wartet.
    Das Licht im Vorbau geht an, und ein grauhaariger Mann öffnet die Tür einen Spalt. Sein Blick huscht von einer Person zur anderen.
    »Verzeihen Sie die Störung, Mister«, sagt Martin und verleiht ihrer Stimme einen lockeren Klang, »aber wir hätten ein Pferd zu verkaufen und haben gehört, dass J. J. Orr vielleicht Interesse hat. Ist er da?«
    Er sieht sie verwirrt an und öffnet die Tür ein winziges Stückchen weiter. »Keine Ahnung, wo Sie so was gehört haben wollen.«
    Er tritt einen halben Schritt aus der Tür, um zwischen ihnen hindurch auf den glänzenden Anhänger zu blicken, der in seiner Einfahrt steht. Martin behält die Hände des Mannes im Blick. Mit der einen reibt er sich das Kinn, die andere wandert zu seiner Tasche.
    »Noch ’n Maul, das gestopft werden muss, ist das Letzte, was ich brauche«, sagt er und zieht sich wieder zurück.
    Martin hört die Botschaft heraus und verzieht innerlich das Gesicht. »Sind Sie J. J. Orr, Sir?«
    »Höchstpersönlich.«
    »Und Ihr Sohn, Sir? Ist er hier?«
    Er schnaubt. »Den hab ich rausgeschmissen. Der Kerl macht weit mehr Ärger als so ’n Gaul, das sag ich Ihnen.«

61. Kapitel
    R eeve liegt wie erstarrt unter dem Auto. Die Musik dröhnt über ihr, und die Gummischuhe des Mannes, der das Holz gestapelt hat – wahrscheinlich Mr. Orr – treten in ihr Blickfeld.
    »Schau doch. Du hättest es gar nicht überprüfen müssen.« Die Stimme klingt hoch und nervös. »Siehst du? Ich bin schon wieder beim Aufstapeln, wie du gesagt hast.«
    Schritte knirschen im Kies zu ihrer Linken. »Gut gemacht, Orca«, sagt eine tiefe Stimme.
    Die fröhliche Bluegrass-Musik steigert sich, dann bricht sie ab.
    »He. Das Ding da brauchst du doch nicht.« Orrs nervöse Stimme klingt in der plötzlichen Stille sehr laut.
    »Schauen wir es uns an.«
    Die Gummischuhe bewegen sich nicht.
    »Ich sagte, geh.«
    Die Musik setzt wieder ein, diesmal mit einem klagenden Song. Die Gummischuhe drehen sich um, und unter dem Van beobachtet Reeve, wie beide Männer auf den Holzstapel zugehen. Regentropfen segeln durch den Strahl der Scheinwerfer und platschen in die Pfützen. Der Mann mit der tiefen Stimme trägt schwarze, klobige Stiefel und geht leicht einwärts.
    Als Orr sich dem Holzstapel nähert, sagt der andere etwas, das sie nicht hören kann. Orr wirbelt herum, so dass die beiden sich gegenüberstehen, und jetzt kann Reeve ihn sehr gut sehen, seine Knollennase, das konturlose Kinn, seine Wampe. Regen tropft von dem gelben Ölzeug, seine Fäuste in den nassen Lederhandschuhen sind geballt.
    Der andere Mann geht in Stellung, und seine Stimme wummert tief wie ein Bass. Orr antwortet mit höherer, schrillerer Stimme. Es geht hin und her. Schnell, wütend, unverständlich.
    Reeve reckt unter dem Auto den Hals, um zu sehen, ob jemand aus dem Haus kommt, um sich an dem Streit zu beteiligen, kann aber keine Bewegung ausmachen, kein Licht sehen außer den Scheinwerfern, die sich in den Pfützen spiegeln.
    Als sie den Kopf wieder dreht, sieht sie den großen Mann drohend auf Orr zugehen, der angstvoll zurückweicht. Über ihr wimmern die Geigen. Der große Mann tritt noch einen Schritt näher und verpasst dem anderen mit seiner behandschuhten Hand eine kräftige Ohrfeige. Er trägt einen schwarzen Regenponcho mit Kapuze, doch darüber hinaus kann Reeve nur seinen breiten Rücken sehen und die große Waffe, die er an seiner Seite hält.
    Plötzlich bricht die Musik wieder ab. Sie hört jemanden »das Mädchen« sagen und sieht, wie Orr flüchtig zum Haus blickt.
    Ein Schauder schüttelt sie.
    Die Musik setzt wieder ein, und Gesang übertönt die wütenden Stimmen. Sie schluckt. Sie möchte schreien, kreischen, drückt sich jedoch mit den Handflächen und Zehen vom Boden ab und krabbelt seitlich unter dem Van hervor.

62. Kapitel
    G educkt sprintet Reeve los, weg von der Musik und den Männern, durch das Dunkel zum Haus hinüber. Im Handumdrehen ist sie an der Veranda, blickt sich hastig um, sieht niemanden und probiert die Tür. Knarrend geht sie auf, und Reeve

Weitere Kostenlose Bücher