Und Nachts die Angst
redet weiter, aber seine Worte haben Randy auf einen Gedanken gebracht, und konzentriert zieht er die Brauen zusammen. Er denkt an Duke, den Mann, den seine kleine Tilly heimlich Mister Monster genannt hat. Könnte nicht Duke etwas mit den anderen beiden vermissten Mädchen zu tun haben? Denn Duke schien von Anfang an ziemlich genau zu wissen, was er tat. Als hätte er Übung in solchen Sachen. Und eigentlich ist es komisch, dass Duke Randy und seine Vorlieben überhaupt hat durchschauen können, obwohl kein anderer je was gemerkt hat. »Man erkennt sich unter Gleichgesinnten«, hatte er gesagt.
Pierson redet immer noch, aber Vanderholt hört kaum zu. Er reibt sich das Kinn und versucht, sich darüber klarzuwerden, in welcher Gefahr er wirklich schwebt und was noch alles auf ihn zukommen kann. Er wägt seine Angst vor Duke gegen die Angst ab, lebenslang eingesperrt zu sein. Es ist ziemlich viel, worüber er sich klarwerden muss, und Randy ist nicht besonders gut in solchen Dingen. Je intensiver er grübelt, umso wirrer wird er im Kopf.
»Ähm, ich stehe doch wegen der Selbstmordsache unter Dauerbeobachtung, oder?«, entfährt es ihm schließlich.
Pierson runzelt die Stirn, verärgert über die Unterbrechung. »Ja, natürlich.«
»Das heißt, hier kann mir keiner was, oder? Ich bin hier sicher.«
Pierson beugt sich vor. »Worum geht es denn jetzt?«
Randy leckt sich über die Lippen. »Das hier ist bestimmt, ähm, vertraulich, nicht? Es gibt doch so was wie ein Anwaltsgeheimnis, oder?«
»Selbstverständlich. Warum?«
Er sieht zur Tür, räuspert sich und senkt die Stimme. »Es gibt noch einen, okay?«
Piersons Brauen schnellen hoch. »Ein Komplize?«
Randy sieht den Eifer im Blick des Anwalts und spürt, dass er etwas in der Hand hat. Er rutscht weiter nach vorne. »Aber der Kerl ist schwierig, okay? Und clever.« Wieder wirft er einen Blick zur Tür. »Und gefährlich.«
»Ja, gut, kapiert. Wie heißt er?«
Randy fährt mit der Zunge an den Zähnen entlang. »Ich will einen Deal. Geht das?«
»Wenn Sie die Wahrheit sagen, ja.«
»Und, ähm, wie genau funktioniert das?«
»Das mache ich mit der Staatsanwaltschaft aus, sobald ich die Anklageschrift kenne.« Pierson legt beide Hände auf seine Knie und beugt sich vor. »Erzählen Sie mir von diesem Burschen. Wie ist sein Name?«
Randy saugt die Lippen zwischen die Zähne und denkt nach. »Na ja, das ist der Haken an der Sache … Ich, ähm … bin mir nicht sicher.«
»Sie haben einen Komplizen, aber wissen nicht, wie der heißt?« Pierson schnaubt. »Wollen Sie mich für dumm verkaufen?«
»Ich weiß bloß, wie er sich nennt – so was wie ein Spitzname.«
Pierson betrachtet ihn skeptisch. »Da müssen Sie mir schon mehr bieten.«
»Sie kriegen ja alles, ich weiß, wie er aussieht«, sagt Randy hastig. »Ich hab mir sogar sein Nummernschild gemerkt.«
Piersons Miene hellt sich auf. »Ah, jetzt kommen wir der Sache näher.« Er hält einen Notizblock auf dem Knie fest, zieht einen Stift aus der Jackentasche und klickt ihn heraus. »Okay. Schießen Sie los.«
Randy weicht mit dem Oberkörper zurück. »Nicht so schnell. Woher weiß ich, dass ich den Deal kriege, wenn ich Ihnen alles erzähle?«
»Ich bin Ihr Anwalt. Das ist mein Job.«
»Ja, aber … warten Sie einen Moment.« Randy versucht, die Dinge in seinem Kopf zu sortieren. »Wie kann ich sicher sein?«
»Sie werden mir schon vertrauen müssen.«
»Vertrauen? Ihnen?« Randy verzieht das Gesicht. Leute, die wollen, dass man ihnen vertraut, bedeuten immer nur Ärger. Wenn er einmal geplaudert hat, hat er seinen Joker verspielt, ist aber immer noch Zielscheibe, und auch Duke bleibt eine Bedrohung. Er verschränkt die Arme vor der Brust und weiß plötzlich genau, was er zu tun hat. »So nicht. Ich sage kein Wort mehr, bis ich einen Deal auf dem Tisch liegen hab.«
13. Kapitel
Jefferson City
R eeve trägt die große Tasse heißer Schokolade an einen Tisch, der weit genug von den anderen Gästen entfernt ist. Sie setzt sich so, dass sie die Tür sehen kann, nippt vorsichtig am Kakao, holt das Handy aus ihrer Handtasche und gibt Dr. Lerners Nummer ein.
Es tutet nur zwei Mal, bis er den Anruf annimmt. »Reeve. Schön, dass Sie sich melden. Wie geht’s Ihnen?«
Sie spart sich die Höflichkeiten und kommt ohne Umschweife zur Sache. »Ich hab über das, was Sie gesagt haben, nachgedacht. Ich will helfen.«
Eine kurze Pause, dann antwortet Dr. Lerner. »Gut. Das wird man Ihnen hoch
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