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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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Mütter der Mädchen. Mrs. Creighton ist eine ausgezehrte Frau mit gequältem Blick. »Natürlich haben wir noch immer Hoffnung«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Aber alles ist besser, als im Ungewissen zu bleiben.«
    Eine Minute später sagt Mrs. Hill im Wesentlichen dasselbe, doch ihre Miene ist angespannt, und sie hat die Hände an ihren Seiten zu Fäusten geballt.
    Reeve schaltet die Nachrichten aus, dann das Licht, sieht aber noch immer den nackten Schmerz in den Augen der Mütter und stellt sich ihre eigenen Eltern in derselben Situation vor, in der man so lange um das eigene Kind gebangt hat, dass sogar der Fund einer Leiche eine Erleichterung wäre.

18. Kapitel
    Samstag
    D uke schraubt die Thermoskanne auf und schenkt sich einen Kaffee ein. Er war schon früh auf heute, hat sich einen Schnurrbart angeklebt, die Ausrüstung in seinen Van gepackt und ist in die Berge gefahren, die sich um das Haus der Cavanaughs herum erheben.
    Die visuelle Überwachung ist eine weitere Spezialität von ihm, und das waldige und hügelige Gelände um die Stadt Jefferson herum ist ein wahres Beobachterparadies. In den vergangenen Jahren hat er verschiedene Posten in der Gegend ausgespäht, und dieses abgeschiedene Plätzchen zwischen dichtem Gehölz und Fels hat er zu einer Zeit entdeckt, als Tilly noch ein sorgloses Kind und nur eines in einer Reihe von möglichen Zielobjekten war.
    Die dicke Wolkendecke, die die Gipfel der Hügel einhüllt, taucht die Szene unter ihm in ein gleichmäßiges, nichtssagendes Licht. Kein Regen, nur eine feuchte, kalte Androhung. Er nimmt sein Fernglas und betrachtet das L-förmige Haus. Noch tut sich nichts; auch Reporter sind heute Morgen noch keine am Tor zu sehen.
    Er dreht die Lautstärke seines Kopfhörers etwas auf, kann aber nichts wahrnehmen.
    In Dukes Erfahrung sind Eltern, deren Kind gerade entführt worden ist, nahezu panisch in ihrer Bereitschaft, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Und es war fast genauso leicht, die Handys der Cavanaughs in die Finger zu bekommen, wie Tillys Kinderzimmer zu verwanzen. Mrs. Cavanaughs Telefon ist dummerweise inzwischen kaputtgegangen und ersetzt worden, aber das von Mr. Cavanaugh tut es noch immer einwandfrei. Und nur für den Fall, dass Mr. Cavanaugh das Telefon achtlos in einer Manteltasche oder auf der Ladestation vergessen hat, wählt Duke nun die Nummer und lauscht, wie es klingelt. Und klingelt.
    »Hallo?«
    Duke sagt nichts.
    Eine Pause, ein Klicken, dann Schritte und Gordon Cavanaughs Murmeln. »Wieder eine unterdrückte Nummer.«
    Duke lächelt. Er ist sicher, dass das Telefon nun dorthin mitgenommen wird, wo es schnell zur Hand ist.
    In diesem Moment fährt eine weiße Limousine am Tor vor. Er hebt das Fernglas an die Augen, als sich das Tor auch schon öffnet, und beobachtet, wie der Wagen hineinfährt und achtlos abgestellt wird. Er erhascht einen Blick auf Jackie Burke, die wie immer streng und wie aus dem Ei gepellt aussieht. Mit einem uniformierten Deputy im Kielwasser eilt sie auf die Eingangstür zu.
    »Auf geht’s«, sagt Duke laut.
    Er hört ein schwaches Summen und Stimmen, die zu leise sind, um sie zu verstehen. Doch bald wird das Signal stärker. Man tauscht bedeutungslose Höflichkeiten aus, und Duke hat keine Mühe mehr, die Stimmen der Familienmitglieder zu unterscheiden: Gordon und Shirley Cavanaugh, ihr Sohn Matt und dann Tilly. Der Deputy, Chris irgendwas, soll Tillys Aussage aufnehmen.
    »Komm schon, Tilly«, murmelt Duke. »Enttäusch mich nicht.«
    Er fasst sich an den Ohrstecker und nippt an seinem Kaffee.
    Ein weiteres Fahrzeug fährt vor das Haus. Duke greift so hastig nach seinem Fernglas, dass er fast seinen Kaffee umstößt.
    Der Fahrer steuert den Wagen durch das Tor und die Auffahrt hinauf und parkt den dunklen SUV neben Burkes Limousine. Duke erkennt den Fahrer, Deputy Nick Hudson, was nicht überrascht. Der drahtige Beifahrer ist eindeutig Dr. Ezra Lerner, der pseudointellektuelle Seelenklempner.
    Ah, und da ist die berühmte Regina Victoria LeClaire. Edgy Reggie. Hört in ihrem Erwachsenenleben auf den Namen Reeve. Er grinst und beugt sich vor, als sie um den Wagen herumgeht. Er bewundert ihr knackiges Hinterteil und bedauert, dass er keine Kamera zur Hand hat, als sie mit den anderen beiden im Haus verschwindet.
    Einen Moment darauf hört Duke weitere höfliche Nichtigkeiten. Kaffee wird eingeschenkt, Gebäck herumgereicht. Ungeduldig wartet er und fängt bereits an, sich zu langweilen, als Burke mit

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