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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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Popcorn vor einem riesigen Fernseher.
    Es kommt ihr so befremdlich normal vor.
    Nach dem Film geht Mrs. Cavanaugh in die Küche, um aufzuräumen, und Tilly bleibt stumm; Reeve nimmt an, dass sie noch über das Gespräch nachdenkt, das sie über den Film geführt haben. Mrs. Cavanaugh hat ihn mit der West Side Story und Romeo und Julia verglichen. Sie haben über Gangrivalitäten gesprochen, Familienstrukturen, den Wunsch, geliebt zu werden, und über die Probleme, neu in einer Schule zu sein.
    Eine überraschend lebhafte Diskussion, wie Reeve fand.
    Tilly rutscht neben ihr herum.
    »Deine Mutter ist eine kluge Frau«, sagt Reeve.
    Tilly gibt einen zustimmenden Laut von sich und betrachtet Reeve eine Weile mit ihren ernsten grauen Augen. Dann setzt sie sich kerzengerade auf. »Kann ich dich was fragen?«
    »Klar.« In Erwartung einer gewichtigen Frage über die Liebe holt Reeve tief Luft. Als ob sie eine Ahnung davon hätte! Jemanden näher kennenzulernen, um vielleicht eine Beziehung mit ihm einzugehen, ist für die meisten Menschen nicht ganz einfach, aber unmöglich für jemanden wie Reeve, für die sich schon allgemeine Fragen nach ihrem Leben anfühlen wie ein Marsch über Glasscherben.
    »Klar«, wiederholt sie und versucht, kein Gesicht zu ziehen. »Du kannst mich alles fragen.«
    Tilly beugt sich vor, packt Reeves Oberschenkel, blickt ihr ins Gesicht und flüstert: »Kannst du mir helfen, meine Mum zu überreden, umzuziehen? Ich meine, jetzt? Also ganz, ganz bald?«

20. Kapitel
    D ukes Stuhl – sein Lieblingsstuhl – rollt geschmeidig über den Holzboden, während er die verschiedenen Abhörgeräte in seinem privaten Kontrollraum überprüft. Er rollt, lauscht und beglückwünscht sich zu seinem vorausschauenden Denken und der reibungslosen Umsetzung seiner Pläne. Alles hat geklappt wie am Schnürchen.
    Genau wie bei den Familien der anderen beiden Mädchen.
    Ein wirklich geniales Arrangement.
    Die perfekte Zielperson zu finden ist nicht immer leicht gewesen, aber Duke ist ein geduldiger Mensch mit einzigartigen Fähigkeiten, die er zu nutzen weiß. Er hat seine Methode perfektioniert: Finde heraus, wer auf Bewährung entlassen ist, und nimm dann die ins Visier, die sich viel zu oft zufällig in der Nähe von Schulhöfen, Schwimmbädern oder Spielplätzen aufhalten.
    Er kann warten und beobachten. Schließlich ist er genau dazu ausgebildet.
    Duke ist von Anfang an klar gewesen, dass er den meisten Einfluss auf solche Ex-Häftlinge haben würde, die zwar einige seiner Vorlieben teilen, aber niemals deswegen verhaftet worden sind. Nie hat er verurteilte Sexualstraftäter kontaktiert. Nur ein Narr würde sich mit jemandem zusammentun, der bereits unter Beobachtung steht.
    Sobald er den richtigen Ex-Knackie ausgemacht hat, verfolgt er ihn, bis der eine Dummheit begeht oder sich so merkwürdig verhält, dass Duke den Hebel ansetzen kann. Dann verkleidet Duke sich – gewöhnlich mit Vollbart und Brille – und nähert sich dem Mann. Zuerst zeigt er ihm Beweise für den jeweiligen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen und droht ihm. »Ein Foto, das anonym an den Bewährungshelfer geschickt wird, und du gehst zurück in den Knast.«
    Erpressung klappt immer.
    Er beobachtet, wie sein Zielobjekt rot wird und sich herauszuwinden versucht. Sobald er davon genug hat, lässt er locker und gibt ihm etwas Luft: Er gibt vor, verschiedene Optionen in Erwägung zu ziehen, lässt den anderen hoffen und rückt dann langsam, Stückchen für Stückchen, mit einem Angebot heraus.
    Ein einfacher Plan mit schlichten, verlockenden Rahmenbedingungen. Anschließend holt er die Bilder hervor und sieht zu, wie sich die Augen des anderen weiten.
    Niemand hat ihm jemals einen Korb gegeben. Bisher hat immer alles wunderbar und mit minimalem Risiko für Duke funktioniert.
    Immer waren es seine Straftäter, die das jeweilige Mädchen entführt haben. Sie sind nicht clever genug, um eins und eins zusammenzuzählen, scheinen aber das Abenteuerliche an der Aufgabe zu genießen. Und das Schöne an der ganzen Sache ist, dass Duke selbst dann nicht in ernsthafte Gefahr geriete, wenn wirklich etwas schiefgehen sollte. Niemand würde anzweifeln, dass der Kidnapper zu hundert Prozent schuldig ist, egal, was er für eine Geschichte auftischt.
    Duke zieht im Hintergrund die Fäden, bis der richtige Moment gekommen ist. Er sucht das Mädchen aus, stellt den Ort zur Verfügung, bereitet den Keller vor. Jeder Aspekt ist so ausgefeilt, dass er zu keinem

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