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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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bleiben für alles offen. Vielleicht konnte der Schütze Vanderholt bloß aus persönlichen Gründen nicht ausstehen – wer weiß? Keiner hat sich zur Tat bekannt, also gehen wir erst einmal von zwei Tätern aus, die als Team vorgegangen sind. Was bedeuten würde, dass der Schütze uns zu den Mädchen führen kann.«
    »Oder zu ihren Gräbern«, murmelt jemand.
    »Wir haben ein paar Zigarettenkippen von Vanderholts Grundstück, richtig?«, fragt Benioff.
    »Richtig«, antwortet Myla Perkins. »Aber noch keine DNA.«
    »Und selbst wenn, können wir nicht unbedingt auf einen Treffer in der Datenbank hoffen«, sagt Lieutenant Stephens. »Also behalten Sie bitte im Hinterkopf, dass wir sehr viel mehr brauchen. Schauen Sie sich die aktenkundigen Sexualstraftäter an – von diesen Schweinen gibt es Tausende. Kämmen Sie immer wieder die Tatorte durch. Und fordern Sie eine Liste aller registrierten Besitzer von Präzisionsgewehren an – alles, was es in dem Bereich gibt.«
    »Aber das ist der halbe Polizeiapparat!«, wirft ein Officer ein.
    Lieutenant Stephens starrt ihn nur an, bis der Mann den Blick senkt, dann fährt er fort. »Leute, wir müssen diesen Schützen finden, und Vanderholt ist der Schlüssel dazu. Krempelt seine Vita um. Zerrt alles ans Licht, was es über ihn gibt. Kollegen, Zellengenossen, entfernte Verwandte, ja, seht zu, dass ihr rausfindet, mit wem er in die Grundschule gegangen ist. Und schleift mir den Kerl von der Mall her – Vanderholts Chef. Er war beim Militär, ich will alles über ihn wissen.« Er schlägt beide Handflächen auf den Tisch. »Okay, die verdammten Schnüffler von der Presse meinen also, wir wären unseren einzigen Verdächtigen los? Sollen sie doch. Aber uns rennt die Zeit davon, und ihr müsst euch etwas einfallen lassen. Sucht Zeugen. Eine Spur.«
    »Das sind wir den Mädchen schuldig«, fügt Burke hinzu. »Sie haben etwas Besseres verdient als müde Theorien und einen toten Verdächtigen.«
    »Und Klappe halten, Leute«, warnt Stephens. »Der Bursche darf nichts wittern.«

33. Kapitel
    T illy hat ausdrücklich gesagt, dass sie in Ruhe gelassen werden will. Sie liegt auf dem Bett und hat sich ganz klein gemacht.
    Reeve setzt sich neben sie. »Alles okay?«
    Tilly sagt nichts.
    »Hast du Lust, zu Jamba Juice zu gehen? Oder ins Kino? Sollen wir shoppen?«
    Tilly starrt an die Wand und schüttelt stumm den Kopf.
    Reeve verdrängt den Anflug von Verärgerung. Klar, Dr. Lerner wollte, dass sie kommt und mit Tilly zu reden versucht, aber welchen Sinn hat es, hier im Zimmer zu hocken, wenn das Mädchen nicht einmal den Mund aufmachen will?
    Reeve steht auf und wandert durchs Zimmer. Am liebsten würde sie mit Dr. Lerner über das reden, was sie wirklich wurmt. Neid ist ein jämmerliches Gefühl. Sie versucht, sich nicht darauf einzulassen, aber es frisst sich in ihr fest: Tillys Entführer ist tot – wie großartig muss sich das anfühlen? Wie oft hat sie sich gewünscht, dass Daryl Wayne Flint stirbt? Resolut verdrängt sie den Gedanken.
    Einige von Tillys alten Bildern in sanften Pastelltönen sind durch neue, düstere, mit aggressivem Gelb durchsetzte Zeichnungen ausgetauscht worden. Reeve beugt sich vor, um sie näher zu betrachten, und bemerkt, dass Tilly sie beobachtet. »Was ist?«, fragt sie und richtet sich wieder auf.
    Tilly blickt weg.
    »Was? Sag’s mir einfach, vielleicht kann ich helfen.«
    Tilly stößt den Atem aus und setzt sich auf. »Schön wär’s.«
    »Was ist denn los?«
    Tilly schüttelt den Kopf. »Ich wünschte ja bloß, dass du mehr wüsstest.«
    »Dann wären wir schon zwei.«
    »Aber ich denke, ich habe dir alles gesagt, was ich kann.«
    »Okay, na gut, aber wie steht’s mit Dr. Lerner? Er ist gut, und du kannst ihm vertrauen.«
    »Dr. Lerner ist von dieser Anwältin engagiert worden, oder?«
    »Jackie Burke, ja. Er ist als Sachverständiger für die Anklage hinzugezogen worden, wenn es das ist, was du meinst. Aber das ist gut.«
    Tilly zieht die Stirn kraus. »Und du? Bist du auch eine Sachverständige?«
    »Ach du Schande, nein. Ich …« Reeve sucht nach den richtigen Worten. »Ich bin sozusagen als moralische Unterstützung hier. Weil ich weiß, was du durchmachst. Weil ich es selbst erlebt habe.«
    »Aber Randy ist tot, und es gibt keine Verhandlung mehr, was passiert also jetzt? Gehst du wieder weg?«
    »Tilly, unsere Beziehung hat nichts mit dem Gesetz zu tun. Ich will eine Freundin sein. Und ich bleibe, solange du es willst.«
    Tillys

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