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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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genug gesehen hat, spuckt sie auf den Boden und läuft die Treppe hinauf. Oben bleibt sie gerade lang genug stehen, um das Licht auszuschalten und sich den schwarzen Staub an der Jeans abzuwischen.

39. Kapitel
    V ielleicht passt es ja, dass sich die Büros von Buster Ewing Realty direkt neben einem Krankenhaus befinden, da Immobilien vermutlich häufig nach Geburten und Todesfällen den Besitzer wechseln. Aber die Innenstadt ist ein Labyrinth aus Einbahnstraßen, und trotz der blauen Schilder, die Reeve zum Jefferson Medical Center weisen, und der kleinen, aber präzisen Karte auf ihrem Handy kommt Reeve einfach nicht dort an, wo sie hinwill. Jedes Mal, wenn sie denkt, jetzt sei sie da, biegt sie falsch ab und entwischt gerade noch dem Gegenverkehr.
    Nach dem dritten Irrweg parkt sie vor einer Apotheke.
    In der Nähe muss es sein. Sie wird zu Fuß gehen.
    Sie steigt aus dem Wagen, und eine kalte Bö wirft die Tür zu. Sie stemmt sich gegen den Wind und läuft los, ohne zu wissen, was sie von Emily Ewing überhaupt zu erfahren erhofft.
    Laut den Zeitungsberichten, die Reeve heute Morgen studiert hat, war es die Maklerin, die in dem Haus an der Redrock Road etwas Merkwürdiges entdeckte und mit ihrem Anruf bei der Polizei bewirkte, dass man Vanderholt auf die Schliche kam. Viel hat in den Artikeln nicht gestanden, aber vielleicht verfügt Emily Ewing ja doch über Informationen, für die in der betreffenden Zeitungsspalte kein Platz mehr war. Und falls nicht, kann Reeve sich von der Maklerin wenigstens eine bessere Karte besorgen als die, die sie im Hotel bekommen hat.
    Reeve kämpft sich zwei Blocks in Richtung Süden gegen den Wind, biegt dann ab und stapft zwei weitere nach Westen, bis sie endlich Buster Ewing Realty entdeckt. Das Unternehmen sitzt in einem schlichten Haus mit Stuckfassade, das offensichtlich als Privathaus gebaut und erst später zu einem Bürogebäude umgestaltet worden ist. Auf dem kleinen Parkplatz steht ein einzelner Lexus.
    Reeve steht vor einer schweren Holztür mit altmodischer Bleiverglasung. Hier scheint alles so ruhig, dass sie geneigt ist zu klopfen, aber ein großes Schild verkündet: »Wir haben geöffnet«.
    Sie dreht den Türknauf und tritt ein, und eine Klingel ertönt. Es duftet nach frischen Apfelsinen.
    »Hallo!«, ruft die breitschultrige, gutgekleidete Frau, die an einem Tisch sitzt. »Kommen Sie rein. Es ist eiskalt draußen, nicht wahr?« Sie erhebt sich, fasst eine Serviette mit Orangenschalen und Brotkrümeln zusammen und wirft sie geschickt in einen Mülleimer. Sie klopft sich die Finger ab. »Entschuldigen Sie, ich war gerade beim Mittagessen. Ich bin Emily Ewing.«
    Reeve stellt sich ebenfalls vor, und als sie die Hände schütteln, nimmt Reeve wahr, dass Ewings rote Fingernägel exakt zu ihren extravaganten High Heels passen. Sie wirkt sehr groß.
    Ewing deutet auf buntgepolsterte Stühle. »Bitte setzen Sie sich doch. Ich wollte gerade Kaffee machen. Hätten Sie auch gerne einen?«
    Reeve bleibt keine Zeit, um abzulehnen, denn Ewing tritt bereits an eine Theke und beginnt, Kaffeepulver in einen Filter zu geben. »Ich muss gestehen, dass ich der totale Kaffeejunkie bin.«
    Reeve sieht ein paar Stapel mit Broschüren und Zeitschriften, die Immobilien zum Verkauf anbieten. Daneben liegen Stadtpläne, von denen Reeve sich einen nimmt. »Tja, und ich muss gestehen, dass ich eigentlich nicht auf Häusersuche bin.«
    »Schade eigentlich.« Ewing dreht sich zu ihr um und grinst. »Was also kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte mit Ihnen über Randy Vanderholt sprechen.«
    Ihr Lächeln schwindet. »Sind Sie etwa von der Zeitung?«
    »Nein. Ich bin eine Freundin von Tilly Cavanaugh.«
    »Oh, das arme Ding. Unvorstellbar, was das Mädchen erlitten hat!« Ihre Augen weiten sich, und sie presst die Hände an ihr Brustbein. »Ich bin so froh, dass dieser Mann tot ist. Mein Gott! Was für ein Ungeheuer!.«
    Ewing kommt auf sie zu, und Reeve weicht unwillkürlich zurück, weil sie eine Umarmung erwartet. Doch stattdessen berührt die Frau nur leicht ihre Schulter und deutet erneut auf die Stühle. »Bitte – setzen Sie sich doch.«
    Die Kaffeemaschine blubbert. »Ich bin eigentlich keine Befürworterin der Todesstrafe, wissen Sie, aber bei Sexualstraftätern würde ich durchaus eine Ausnahme machen.« Emily Ewing schenkt Reeve ein strahlendes Lächeln. »Wahrscheinlich falle ich damit unter die Rubrik Heuchlerin, aber das macht mir nichts. Ich bin froh, dass er tot ist. Das

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