Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
Vom Netzwerk:
kalte Luft in den Van, während er überlegt, was er tun kann. Vanderholt zu erschießen war notwendig, aber er hatte gehofft, dass er seinen Privatvergnügen wieder nachkommen könnte, sobald der Staub sich ein wenig gelegt hätte. Doch nun hat Silly Tilly geplaudert, und ihre Freundin, die neugierige Fotze, wird zu einem echten Ärgernis.
    Sie hätte ihn heute Morgen fast dabei erwischt, wie er das Ortungsgerät an ihrer Stoßstange befestigt hat, doch er hat sich rasch mit der »Upps, mir ist das Geld runtergefallen«-Masche retten können.
    Er ist davon ausgegangen, dass die Ortung als Vorsichtsmaßnahme völlig ausreichen würde – dass Edgy Reggie kein Problem für ihn darstellt, weil sie ja selbst kaum mehr als ein Kind ist. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass sie bei Buster Ewing Realty vorbeifahren würde. Was ärgerlich ist. Denn obwohl sich die klapprige Maklerin vielleicht gar nicht darüber bewusst ist, kann sie für unangenehmen Ärger sorgen.
    Er zündet sich noch eine Zigarette an und raucht und sieht zu, wie Edgy Reggie aus ihrem Jeep steigt.
    Was jetzt? Will sie nach großen Cops mit dunklen Haaren Ausschau halten und sie dann fragen, welche Marke sie rauchen? Oder ob sie eine Tätowierung haben?
    Aber Reeve wandert an dem Trüppchen rauchender Polizisten vorbei und geht die Straße langsam weiter. Und macht, verflucht noch mal, geradewegs auf der Schwelle der Staatsanwaltschaft von Jefferson County halt.

41. Kapitel
    V ier Leute stehen vor dem Polizeihauptquartier, ziehen die dunklen Mäntel fest um sich, stampfen mit den Füßen und qualmen. Der etwas zurückgesetzte Bereich bietet nur unzureichend Schutz vor dem kalten Winterwind. In Reeves Augen wirken die Männer so verstohlen wie Kriminelle, und sie hält sie fest im Blick, als sie an ihnen vorbeigeht. Kann es sein, dass Vanderholt wirklich mit einem sadistischen Cop gemeinsame Sache gemacht hat? Oder hat er das nur gesagt, um Tilly zusätzlich Angst zu machen?
    Sobald Reeve ins Büro der Staatsanwaltschaft tritt, möchte sie auch schon wieder gehen. Zwei Männer stehen direkt an der Tür und diskutieren mit gedämpften Stimmen und funkeln sie verärgert an, als würde sie stören.
    Sie nähert sich dem Empfang, der mit seinem dicken Sicherheitsglas wahrscheinlich jeder Attacke standhalten kann, und wartet, doch die Frau hinter dem Fenster scheint sie nicht wahrnehmen zu wollen.
    »Verzeihen Sie?«
    Die Frau schüttelt nur den Kopf, zeigt auf etwas und sieht wieder weg.
    Reeve braucht einen Moment, bis sie versteht, was die Frau meint. Dann entdeckt sie eine Vorrichtung zur Nummernausgabe, zieht eine – die Vierundvierzig – und findet einen freien Platz neben einem Brocken von Mann mit hässlichen Tätowierungen am Hals. Die zwei Männer an der Tür diskutieren noch immer. Über ihrem Kopf summt eine Leuchtstoffröhre.
    Als sie das letzte Mal hier war, wurde sie von einem Deputy abgeholt und nach oben begleitet. Jetzt hockt sie steif auf ihrem Plastikstuhl und gibt sich Mühe, nichts zu berühren. Sie hat keine Lust, sich irgendeine Krankheit zuzuziehen, nur weil sie diese verdammte Akte abliefern muss.
    »Einundvierzig«, bellt die Empfangsdame.
    Keiner regt sich.
    »Einundvierzig!«
    Die Leute sehen sich um, einer hüstelt, nichts passiert.
    »Zweiundvierzig!«
    Eine hagere Frau mit einem wimmernden Kind rafft ihre Sachen zusammen und erhebt sich. Mit dem Kind auf der Hüfte hastet sie zu der Glasscheibe, wo sie zu einer längeren Klage ansetzt.
    Reeve wartet. Mehr Leute betreten den Eingangsbereich. Der Umschlag in ihrer Hand fühlt sich an wie Kryptonit.
    Die Frau mit dem jammernden Kind darf durch eine Tür gehen, die mit einem Summer geöffnet wird.
    »Dreiundvierzig.«
    Die beiden Männer neben der Tür wenden sich abrupt zum Empfangsfenster. Einer spricht in kurzen, abgehackten Sätzen. Die Frau schüttelt den Kopf. Der zweite Mann redet in scharfem Ton auf sie ein, sie reagiert entsprechend gereizt. Als der erste Mann wieder ansetzt, schlägt sie das Fenster zu.
    Die beiden Männer knurren erst das Fenster an, werfen sich wütende Blicke zu, dann stapfen sie hinaus.
    Reeve macht sich bereit. Jetzt ist sie dran. Auf dem Umschlag steht gut lesbar »Stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Jackie Burke«. Sie wird ihn der Rezeptionistin geben und verschwinden.
    »Neununddreißig!«
    Reeve unterdrückt ein Stöhnen, als der tätowierte Mann aufspringt, in den Raum hineinsagt: »Ich schon wieder, tut mir leid«, und per Buzzer

Weitere Kostenlose Bücher