Und Nachts die Angst
dass die eine frisch gestrichene Wand – übrigens eine entsetzliche Farbe – tatsächlich sehr viel neuer war als das restliche Haus.« Ewing gestikuliert ausladend und spricht schnell. »Seltsam, nicht wahr? Wir sprachen erneut mit dem Besitzer, holten uns sein Einverständnis, rissen die Wand ein und – Tataaa! – entdeckten die Kellertür. Dann habe ich die Polizei angerufen!«
Reeve lehnt sich wieder zurück. »Also sind alle Häuser mit Keller hier im County leicht zu finden?«
»Aber klar.« Emily Ewing sieht auf die Uhr. »Oje, ich muss los. Mein Hund ist beim Tierarzt, und wenn ich ihn nicht in einer halben Stunde abhole, berechnen die mir Zusatzkosten. Ich habe einen Mops. Richtig süßes kleines Ding, aber Sie wissen ja, wie Hunde sind. Haben Sie auch einen? Man liebt ihn wie ein Kind, aber …«
»Noch eine Sache«, unterbricht Reeve sie. »Was ist mit dem Haus, das weiter außerhalb liegt? Das, wo Vanderholt verhaftet worden ist? Wissen Sie etwas darüber?«
»Jep. Auch das ist wieder zum Verkauf gelistet.«
»Das ging ja schnell.«
»Mit Lichtgeschwindigkeit. Aber es ist keins von meinen Objekten, Gott sei Dank, denn das wird sich nie im Leben verkaufen.«
»Wieso?«
»Machen Sie Witze? Auf diesem Markt? Nach dem Medienrummel? Igitt!«
»Kommen Sie auch an diese Daten?«
»Ja, sicher. Soll ich Ihnen einen Ausdruck machen?«
»Wenn es keine Umstände macht.«
Ewing wendet sich wieder zu ihrem Bildschirm um, klickt auf eine andere Seite, scrollt ein wenig und stößt ein Knurren aus. »Oh, Mann, das Mistding ist mal wieder abgestürzt.« Sie klickt wie verrückt, aber nichts geschieht. »Dieser blöde alte Kasten. Ich brauch unbedingt einen neuen, aber …« Wieder sieht sie auf die Uhr. »Tut mir leid, ich muss jetzt wirklich los, aber wenn Sie mir Ihre E-Mail-Adresse geben, dann maile ich Ihnen die Seite gerne.«
Reeve schreibt ihre Adresse auf einen Notizblock, während Emily Ewing in den Mantel schlüpft, die Kaffeemaschine ausschaltet und nach ihrer Tasche greift.
Als sie beide zur Tür gehen, reicht Ewing ihr eine Visitenkarte. »Hier ist mein Kärtchen«, zwitschert sie. »Schließlich weiß man nie, wann man einen Makler braucht, nicht wahr?«
40. Kapitel
A ls Reeve zu ihrem Jeep zurückkehrt, dreht Duke den Schlüssel im Zündschloss und folgt ihr in gemütlichem Tempo. Er hat keine Probleme, ihr auf den Fersen zu bleiben, denn das GPS-Ortungsgerät ist von guter Qualität und sendet ein klares Signal.
Was zum Teufel hat sie bloß vor? Er ist ihr zum ersten Haus, in dem Tilly gefangen war, gefolgt, und dort ist sie offenbar eingebrochen. Er ist sicher, dass sie nichts Spannendes entdeckt haben kann, aber dennoch … Warum hat sie sich so lange dort aufgehalten?
Als Nächstes hat sie dummerweise der Maklerin einen Besuch abgestattet.
Und nun fährt sie zu seiner Überraschung um das alte Gerichtsgebäude herum und parkt den Wagen auf dem Platz neben dem Polizeipräsidium. Er fährt daran vorbei, macht eine Kehrtwende, kommt zurück und parkt am Straßenrand gegenüber. Von dort aus betrachtet er die Hauseingänge, glaubt schon, sie verpasst zu haben, und stellt dann fest, dass sie noch im Auto sitzt.
Was macht Edgy Reggie da? Wahrscheinlich ihr Handy checken und die Nachrichten lesen. Diese jungen Leute von heute – völlig abhängig von ihrem elektronischen Spielzeug.
Er holt eine Packung Zigaretten aus seiner Tasche, und als er sich eine anzündet, bemerkt er eine Truppe Raucher vor dem Gebäude. Er inhaliert tief und betrachtet sie. Betrachtet Reeve.
Sie beobachtet die Raucher.
Er raucht, während er Reeve dabei beobachtet, wie sie Raucher beobachtet. Die Komik dieser Situation würde ihn normalerweise belustigen, aber heute nicht. Er ist schlecht gelaunt, seit er Tillys dummen Enthüllungen gelauscht hat. Als der Sniffer ihm den Ausdruck »Mister Monster« gemeldet hat, hat er sich die Aufzeichnung sofort angehört.
Diese ganze Geschichte mit dem »Schwöre auf das Grab deiner Mutter« war ein wenig zu melodramatisch für seinen Geschmack, aber es sollte noch schlimmer kommen – viel schlimmer, als er sich je hätte vorstellen können. Also spielte er die Aufnahme noch einmal ab, hörte genauer hin und wurde immer wütender – auf Vander-Depp, der so unfassbar dämlich gewesen war, und auf sich selbst, weil er hatte durchblicken lassen, dass er beruflich auf Seiten der Polizei stand.
Er lässt das Fenster herunter, schnippt die Zigarettenkippe hinaus und lässt
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