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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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des alten Bauern Glauben schenkte, dachte Emma, die sich vornahm, noch einmal mit der Lädele-Verkäuferin zu sprechen.
    â€žWann haben Sie denn Charlotte das letzte Mal gesehen?“, fragte Emma, die Reinhold Nägeles Einwände wissentlich überging. Wenn Maria Reisingers Aussage stimmte, dann verschwand Charlotte am Abend des Rosenballs, also genau an dem Tag, an dem auch Emma Charlotte zuletzt gesehen hatte. „Das letzte Mal habe ich meine Tochter nach der Krönungszeremonie gesehen. Sie wurde gerade zur neuen Rosenkönigin gekürt. Der ganze Saal war gefüllt, viele Leute beglückwünschten mich, freuten sich mit mir und meiner lieben Tochter. Sie kam zu mir und sagte, sie wolle kurz einmal Luft schnappen. Einige Jungs waren in ihrem Schlepptau, aber sie ging, soweit ich das sehen konnte, allein nach draußen. Von da an habe ich sie nie mehr gesehen. Und selbst ihre Rose ist mir nicht geblieben.“ Reinhold Nägele rang merklich um Fassung.
    â€žVielleicht kann uns ja René, Charlottes damaliger Freund, weiterhelfen“, sagte Emma, die mit einem störrischen Salatblatt auf ihrem Teller spielte und dabei die beiden Männer interessiert beobachtete. „Was sagt er denn zu Charlottes mysteriösem Verschwinden?“
    Gerade wollte Reinhold Nägele ansetzen, als ihm Richard Sutherfolk ins Wort fiel: „Ihr damaliger Freund? Pah. Das ist ein Niemand. Charlotte hat sich doch nur mit ihm vergnügt, aber glücklich war sie mit ihm nie. Das hat sie mir einmal erzählt, als sie mich für eine Blumenmesse auf die Insel Mainau begleitet hat. Sie bevorzugte eher Männer, die ihr etwas bieten konnten. Aber das konnte der beim besten Willen nicht. Der war doch einfach nur ein Blender.“
    Was für ein selbstgefälliger Kerl, dachte Emma, immer noch geschockt ob seiner Worte, als sie sich wenige Minuten später von den beiden Männern verabschiedete, die noch auf ein weiteres Glas Rotwein im Gasthof Kranz bleiben wollten. Der war so von sich überzeugt, als wäre er genau der Richtige für Charlotte gewesen, überlegte Emma und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Nicht vor Kälte, sondern vor Ekel.

zweinundzwanzig
    Franz-Josef Bannholzer war ein sehr geduldiger Mensch, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte. Eine zwangsneurotische Frau als Gattin, zwei pubertierende Kinder, die von vornherein gegen alles und jeden waren und eine Mutter, die ihn heute noch Purzel nannte und es sich nicht nehmen ließ, jeden zweiten Tag im Revier anzurufen und nach seinem Wohlbefinden zu fragen, hatten den 48-jährigen Kriminalrat über die Jahre hinweg abgebrüht – ja sogar nahezu unangreifbar werden lassen.
    Beruflich galt der gebürtige Lauchringer, der sich als Schriftführer im Boxclub und als Mitglied im Gemeinderat auch sozial engagierte, als Ruhepol, der nur selten laut wurde und so gut wie nie die Fassung verlor.
    Als er am Samstagmittag – seine Frau hatte ihn gerade zu Tisch gerufen – einen Anruf entgegennahm, war es mit seiner stoischen Ruhe jedoch vorbei. Ein toter Bauer im Witznaustausee, und alles deutete auf Fremdeinwirken, also auf Mord hin, fasste er das Telefongespräch gedanklich zusammen, und kratzte dabei mit der Spitze des Brieföffners in der Schale aus Jade herum, die seine Frau neben das Telefon gestellt hatte. Seine Frau hatte es anschließend nicht mehr gewagt, ihn anzusprechen, so geistig wie körperlich abwesend hatte er sich nach diesem Telefonat verhalten. Sein Benehmen war so ungewöhnlich gewesen, dass sie ihren Mann fast nicht wieder erkannt hätte.
    Das war fast mehr als 24 Stunden her und nun saß er regungslos, fast steif, an seinem Schreibtisch aus Metall und Chrom. Seine Hände, aufgestützt auf der Tischplatte, auf der sich verschieden dicke Ordner und Mappen in allen möglichen Farben ein Stelldichein gaben, spielten mit einer Büroklammer und versuchten, aus dem Stück Metall eine Acht zu formen. Er war fast fertig, als Stefan Alt und Karl Strittmatter das Büro des Kriminalrats betraten.
    â€žHallo Chef. Warten Sie schon lange auf uns?“, fragte Stefan Alt und hätte sich die Antwort gleich selbst geben können.
    â€žWie man es nimmt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, erst morgen wieder im Büro zu erscheinen. Aber noch kann man sich einen Mord und den Tag, an dem er passiert, ja leider nicht aussuchen“, erwiderte Bannholzer

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