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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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seinen Chef erwartungsvoll an.
    â€žIch glaube zwar auch, dass wir uns da möglicherweise in etwas verrennen“, schaltete sich nun der Kriminalrat in die emotional geführte Diskussion ein, „aber wir können ihn ja mal auf die Liste der noch zu befragenden Personen setzen. Aber darum kümmern wir uns morgen, genauso wie um Frau Reisinger und Reinhold Nägele. Erst einmal warten wir die weiteren Obduktionsergebnisse ab und dann sehen wir weiter.“
    Strittmatter hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, da fiel Franz-Josef Bannholzer eine Luftmatratze, aus der man die Luft entließ, in sich zusammen. Er war steif vor Schmerzen und freute sich jetzt nur noch auf einen erholsamen Sonntagabend. Wenn da nicht der Geburtstag seiner jüngsten Tochter wäre, die mit ihren Freundinnen das Haus unsicher machen und darüber hinaus von ihm auch noch verlangen würden, für sie den zu allem bereiten Animateur zu spielen.
    Und auch sein Sohn verlangte gerade seine ganze Aufmerksamkeit, klagte er doch bereits seit dem frühen Morgen über stechende Bauchkrämpfe. Hoffentlich haben die Schmerzen mittlerweile etwas nachgelassen, dachte Bannholzer, der keine Lust hatte, den Sonntagabend in der Notaufnahme des Waldshuter Krankenhauses zu verbringen und sich mit einem vor Schmerzen schreienden Jungen, einer aufgelösten Ehefrau und überforderten Assistenzärzten herumzuschlagen.
    Manchmal war es eben wirklich kein Segen, Vater zu sein.

dreiundzwanzig
    Was hatte Richard Sutherfolk nur damit gemeint, dass René nur ein Blender und für Charlotte alles andere als der ideale Umgang gewesen sei? Das fragte sich Emma, als sie den Gasthof Kranz hinter sich gelassen hatte. Und warum hatte sich Reinhold Nägele in diesem Punkt so zurückgehalten, obwohl er sonst bereits hochging, wenn er nur Charlottes Namen hörte, und dabei gleichzeitig alles dafür tat, seine Tochter verbal zu verteidigen?
    Auch nach diesem Gespräch hatte Emma das Gefühl, bei ihrer Suche nach Charlotte wieder keinen einzigen Schritt weitergekommen zu sein. Ob der Tod Franz Marders wirklich etwas mit Charlottes Verschwinden zu tun hat?, fragte sie sich, und sie spürte, wie die Selbstzweifel sie übermannen wollten. Was, wenn ich mich da wirklich in etwas hineinsteigere und einer Theorie nachgehe, die nur auf Mutmaßungen und Annahmen aufgebaut ist und deren Urheber – warum auch immer – nicht mehr am Leben ist?
    Aber genau das war der springende Punkt: Denn Franz Marder war nicht einfach so gestorben – was ihr sowohl Reinhold Nägele als auch Richard Sutherfolk unbedingt weismachen wollten. Der alte Bauer musste etwas gewusst haben, wofür er hatte sterben müssen, denn wäre dieses Wissen – und dessen war sich Emma ganz sicher – an die Öffentlichkeit gekommen, wäre dies für mindestens eine bestimmte Person ganz gefährlich geworden.
    Aber wer kennt oder kannte den Bauern denn noch, und wem hätte sich der Bauer anvertraut, wenn es darum ging, seine Vision von Charlottes Verbleib zu überprüfen? Emma überlegte und überlegte, aber ihr wollte partout niemand einfallen, vielleicht auch deshalb, weil sie Franz Marder vor 15 Jahren zuletzt gesehen hatte und die einzige Bezugsperson, die ihr einfallen wollte – seine Frau Martha – bereits vor ihm gestorben war.
    Sie kam einfach nicht weiter. Sie musste voller Wehmut an ihren Großvater Anders denken, der früher als Kripochef von Kopenhagen immer ein Geheimrezept hatte, wenn er bei seinen Ermittlungen nicht vorangekommen war. „Emma, atme tief durch, mach’ deinen Kopf frei und dann setzt du dich hin und bestellst eine heiße Tasse Schokolade mit einem ordentlichen Spritzer Rum und du wirst sehen, wie deine kleinen grauen Gehirnzellen vor Freude hüpfen. Sind sie erstmal losgelassen, dann werden sie es dir danken und dir ganz neue Perspektiven aufzeigen, an die du vorher nie gedacht hast“, hörte sie seine Worte so klar und deutlich, als ob er neben ihr stünde und sie in den Arm nähme, während ein stechender Schmerz der Sehnsucht ihre Gedanken ergriff.
    Nein, aufgeben gilt nicht, antwortete sie ihrem Großvater in Gedanken, und für einen Moment dachte sie auch wirklich daran umzudrehen und zum Gasthof Kranz zurückzukehren, sich in eine der gemütlichen Sitzecken zu lümmeln und für sich und zur Unterstützung der kleinen Arbeiter in ihrem

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