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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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vergangenen Jahren um meine Ausbildung zu Kriminalhauptkommissarin gekümmert. Da sind die Ferien eindeutig zu kurz gekommen“, sagte Emma.
    â€žMein Name ist Richard Sutherfolk. Ich bin ein Freund der Familie“, stellte sich ihr der andere Mann jetzt vor.
    â€žHallo“, antwortete Emma und nickte ihm freundlich zu.
    â€žUnd du wolltest zu mir? Ich darf dich doch duzen, oder?“, fragte nun wieder Reinhold Nägele und zwängte dabei seine großen Hände in Handschuhe aus Glattleder, die für seine Pranken fast ein wenig zu klein schienen.
    â€žJa, wobei ich Sie gerne allein gesprochen hätte oder besser: sprechen würde.“ Emma druckste ein wenig herum. Da sie Richard Sutherfolk nicht kannte, wusste sie nicht, wie nah sich die beiden Männer standen und wie eng ihre Freundschaft sie verband. Und selbst wenn, so hatte sie doch das starke Bedürfnis, ihre Fragen nur an Reinhold Nägele zu stellen, schließlich ging es ja um seine Tochter.
    â€žIch habe keine Geheimnisse vor Richard. Ich war Trauzeuge bei seiner Hochzeit und er ist der Patenonkel meiner Kinder. Wir kennen uns seit mehr als 25 Jahren und haben in dieser Zeit immer und über alles offen gesprochen. So wie sich das für zwei sehr gute Freunde eben gehört.“
    â€žTrotz allem sollten …“
    â€žEmma.“ Reinhold Nägele unterbrach sie und hätte ihr fast seine Hand auf die Schulter gelegt. Doch im letzten Moment hielt er sich zurück, faltete stattdessen die Hände und legte sie auf seinen kaum vorhandenen Bauch, fast so, als wollte er mit dieser eingenommenen Position seine letzten Kräfte mobilisieren, ehe er zum verbalen Angriff überging.
    Damit sieht er aus wie einer meiner Dozenten an der Landespolizeischule, der auch immer ganz oberlehrerhaft im Stehen seine Hände auf den Bauch gelegt hatte, dabei leicht wippte und uns über die schmalen Gläser seiner 5-Euro-Brille pikiert musterte, als ob wir uns gerade eines Schwerverbrechens schuldig gemacht hätten, dachte Emma und erinnerte sich nur ungern an ihren ehemaligen Lehrer zurück.
    â€žGeht es etwa um den toten Bauern? Um Franz Marder? Ich hoffe, du fängst jetzt nicht auch noch damit an.“ Reinhold Nägele rollte die Augen, ehe er in einem Anflug von Sarkasmus fortfuhr: „Der ganze Ort ist in Aufruhr, da fällt es sicher schwer, sich zu erholen und Ruhe zu finden.“
    â€žWoher wollen Sie ...“, fragte Emma, doch Reinhold Nägele unterbrach sie: „Angeblich soll es Mord gewesen sein. Ich frage mich nur, wer einen Franz Marder auf dem Gewissen haben soll. Und wenn das nicht schon genug wäre: Für die beiden Kommissare bin ich sogar der Hauptverdächtige, weil ich einen Tag zuvor einen Streit mit ihm gehabt habe. Ist das zu glauben? Und du sollst mich jetzt noch mal dazu befragen oder wie?“
    â€žDas ist die Arbeit der Kollegen, nicht meine. Ich habe nur gehört, dass Charlotte seit dem Tag ihrer Krönung vor 15 Jahren verschwunden ist“, sagte Emma geradeheraus. „Und da wollte ich bei Ihnen nachfragen, was Sie darüber wissen?“
    â€žAuch der Franz wollte mich deswegen sprechen, weil er angeblich wusste, was mit Charlotte geschehen ist. Aber mit dem guten alten Franz war schon lange nichts mehr anzufangen, daher habe ich auch nichts auf seine Worte gegeben.“
    Emma konnte kaum glauben, was sie da gerade eben gehört hatte. Sie war also nicht die Einzige, die etwas über den Verbleib ihrer Freundin herausbekommen wollte. Endlich kam sie auf ihrer Suche nach diesem merkwürdigen Geheimnis ein Stückchen weiter, nur um im nächsten Augenblick einen resignierten Seufzer von sich zu geben. Denn Franz Marder konnte ihr ja nun nicht mehr weiterhelfen. Und mit einem Male war sie sich einhundertprozentig sicher, dass der alte Bauer sterben musste, weil er etwas wusste, was er hätte niemals wissen dürfen. Ein Geheimnis, das niemals ans Tageslicht kommen durfte.
    â€žHaben Sie nie in Erwägung gezogen, dass Charlotte auch einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte?“, fragte Emma.
    â€žEmma, ich bitte dich. Du glaubst doch nicht etwa auch diesen Unsinn!“
    â€žHaben Sie etwa eine andere Vermutung?“
    â€žDas müssen wir aber sicherlich nicht in aller Öffentlichkeit besprechen. Was hältst du davon, wenn du uns zum Gasthof Kranz begleitest. Ich habe dort für heute Mittag einen Tisch bestellt.

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