Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
Vom Netzwerk:
und der dir absolut gleichgültig ist. Außerdem könnte er dir doch zuvorkommen, dich von heute auf morgen rausschmeißen und dann würdest du mit nichts dastehen“, erwiderte Emma, die – pragmatisch wie sie nun einmal war – längst an die nächsten Schritte dachte.
    â€žDu weißt eben nicht alles.“ Gerald war inzwischen aufgestanden und hatte Emma ein Glas aus dem Vitrinenschrank geholt, der hinter ihr an der Wand zum Esszimmer stand und mit seiner gekalkten Oberfläche der einzige helle Lichtblick des gesamten Kücheninterieurs war.
    â€žDer liebe und so geschätzte Reinhold Nägele ist nämlich gar kein so ehrbarer Herr der feinen Gesellschaft, wie alle immer denken und wie er immer meint, auf andere zu wirken.“
    â€žWas meinst du damit?“
    â€žWas sagt dir der Satz: ‚Dafür geht er sogar über Leichen’?“
    Gerald schaute Emma erwartungsvoll, fast schon herausfordernd an.
    â€žDu meinst …?“ Doch bevor Emma weiter sprechen konnte, wurde sie von Gerald unterbrochen: „Klingelt’s bei dir? Ja, mein Alter hätte auch gut als Bestatter arbeiten können, so viele Leichen hat er im Keller.“
    Als Emma immer noch nichts erwidern konnte und Gerald nur fragend anschaute, fuhr dieser fast schon freudig erregt fort und ein Blitzen erfüllte seine Augen: „Der Alte hat gerne die Grenzen des Erlaubten überschritten, denn es war nicht ganz billig, die Wünsche seiner Tochter zu befriedigen. Pech nur, dass er dabei etwas unvorsichtig war und Beweise erst dann vernichtete, als es schon zu spät war und ich von seinen Machenschaften längst erfahren hatte.“
    Emma schaute Gerald fragend an.
    â€žAls Versicherungsmakler ist es einfach, Geschäfte zu machen, die nur dir nutzen, weil du dafür eine ordentliche Provision bekommst, Deine Kunden aber daran zugrunde gehen. Und von diesen Klienten gibt es viele. Doch bisher ließ er nur Kunden aus Waldshut oder der angrenzenden Schweiz, vielleicht auch mal aus Weilheim oder Indlekofen in den Ruin schlittern. Aber als ihm seine Schulden so langsam über den Kopf wuchsen und er nicht so schnell so viel Geld einnahm, wie er ausgab, nur um seine Tochter zu suchen, da gab er seine Zurückhaltung auf und drehte auch einigen Nöggenschwielern faule Investmentgeschäfte an. Bis heute ist ihm anscheinend niemand auf die Schliche gekommen, außer …“ Gerald hielt inne. Er wollte den dramatischen Höhepunkt auf die Spitze treiben und es seiner Gesprächspartnerin überlassen, den Satz zu vollenden. Als Emma jedoch nicht reagierte, sprach er weiter, nicht ohne vorher noch einmal theatralisch Luft zu holen: „Außer Franz Marder.“
    â€žDer tote Bauer?“
    â€žJa, genau der. Franz Marder hat seinem besten Freund vertraut, sein ganzes Geld in Fonds und Aktien angelegt, die nichts wert waren. Denn mein Alter versprach ihm, dass er auf diese Weise bald seinen Bauernhof wieder bekommen würde, den er vor knapp einem halben Jahr hatte verkaufen müssen.“ „Und, für seine Geldanlagen ist nun mal jeder Mensch selbst verantwortlich“, antwortete Emma, die sich im gleichen Augenblick daran erinnerte, dass, so wie alle Franz Marder beschrieben hatten, dieser eigentlich nicht wirklich hätte selbst Geldgeschäfte betreiben können. Oder eben ein leichtes Opfer für faule Geldanlagen gewesen war.
    â€žTja, nur, der Franz konnte sich eben um nichts selbst kümmern, beziehungsweise vertraute seinem besten Freund seit Kindertagen bedingungslos.“
    â€žAber wie konnte der Bauer dann die miesen Geschäfte deines Vaters aufdecken?“
    â€žDer Franz hatte eben auch klare Momente und fragte nach, was denn jetzt aus dem Geld geworden sei. Immer und immer wieder versicherte mein Alter ihm, dass die Kurse wieder steigen und er sein Geld doppelt und dreifach zurückbekommen würde und er damit auch endlich seinen Hof zurückkaufen könnte. Selbst als dieser in ein Wohnhaus umgebaut wurde und mein Vater es für sicherlich eine größere Summe verkaufte als er das Grundstück damals dem Marder abgekauft hat, da hielt mein Vater ihn noch hin und appellierte an sein Vertrauen und an die gemeinsame Freundschaft. Und alles schien zu funktionieren, bis der Marder mit der Polizei drohte, wenn er nicht binnen einer Woche das gesamte investierte Geld zurückbekäme.“
    â€žWoher weißt Du

Weitere Kostenlose Bücher