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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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Fahrertür las. Wie üblich hat die Presse keine Zeit und ist in höchster Eile, dachte sie.
    â€žIch bin sicherlich schon viel zu spät, und so eine Geschichte bekommt man nicht alle Tage. Ich heiße übrigens Thomas Albiez und bin Lokalreporter bei der Zeitung.“ Er ging zum Kofferraum und holte eine Digitalkamera heraus, die er sich leger über die Schulter hängte.
    â€žAngenehm. Emma Hansen. Sie sind aber schnell zur Stelle.“ „Die Menschen wollen wissen, was in ihrem Ort passiert, vor allem wenn es sich um so eine bekannte Persönlichkeit wie Maria Reisinger handelt.“
    â€žIch hoffe nur für ihre Angehörigen, dass Sie die Ruhe der Toten nicht stören und nicht alles nur der Auflage wegen ausschlachten.“
    â€žKeine Sorge. Aber ich muss als freier Mitarbeiter auch ein wenig an mich denken. Da ich schon vom toten Bauern am Witznaustausee keine Bilder bekommen habe, will ich nun wenigstens dieses Mal die Polizei bei ihren Ermittlungen vor und am besten auch noch im Haus der Toten ablichten. Die Einzelheiten werden ja sowieso erst heute Nachmittag auf der PK bekanntgegeben – wenn überhaupt“, sagte er, gab ihr seine Karte und eilte mit einem kurzen „Ich muss los, man sieht sich“ in Richtung Tatort.
    Bereits von Weitem sah Emma das weitläufige Grundstück der Nägeles, auf dem, zwischen hohen Fichten gelegen, ein überdimensional großes, jedoch für diese Region auch typisches Wohnhaus thronte. Wie sehr habe ich mir früher immer gewünscht, hier zu wohnen, dachte Emma erneut an ihre Kindheit und die vielen Urlaube in Nöggenschwiel zurück. Während sie nach dem Umzug von Dänemark nur in einem Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen gewohnt hatte, an dem schon beim Einzug der Putz an der Fassade abgebröckelt war und in dem es im Treppenhaus immer penetrant nach Chlorreiniger gerochen hatte, war Charlotte nicht nur in bester Luft und der schönsten Umgebung, sondern auch in einer Gemütlichkeit groß geworden, die Emma nur von den Besuchen bei ihren Großeltern her kannte. Eine Gemütlichkeit, die ihr Geborgenheit und Zuflucht zugleich gab, die sie beschützte und in die sie sich einfach hatte hineinfallen lassen können, wann immer sie wollte und wann immer sie es brauchte.
    Wieder musste Emma an ihre Freundin denken. War es etwa diese Gemütlichkeit, die Charlotte irgendwann nicht mehr ertragen konnte, vor der sie weggelaufen war, weglaufen musste?
    Emma grübelte. Warum waren wir uns in den in Ferien immer so nah gewesen und wussten doch nichts voneinander, dachte sie und ging wie in Zeitlupe die Auffahrt hoch in der Hoffnung, Charlotte würde jeden Moment aus der Tür kommen und sie umarmen.
    Als sie direkt vor dem Haus angekommen war, stellte sie fest, dass der Name „Nägele“ als aufwendig gestaltete schmiedeeiserne Handwerksarbeit in die Außenmauer eingelassen war. Sie betätigte die Klingel, die – als angenehmer Laut beginnend – durch das Echo im Inneren des Hauses aufdringlich nachklang.
    Sie wollte gerade zum zweiten Mal die Klingel drücken, als ein Mann, in ungefähr in ihrem Alter, die Tür öffnete. Er hatte kurz geschnittenes Haar, einen Fünftagebart und trug zu seinen verwaschenen Designer-Jeans ein ausgeleiertes T-Shirt eines bekannten Labels. Trotz seines lässigen Auftretens schien er aber äußerst eitel zu sein, denn er roch nach einem teuren Parfüm und hatte pedikürte Fußnägel, wie Emma bei einem kurzen Blick auf seine nackten Füße sehen konnte.
    Emma war mehr als überrascht, einen jungen Mann anzutreffen, hatte sie doch jetzt mit Reinhold Nägele als ihrem Türöffner gerechnet. Aber sie erinnerte sich zurück, wie Charlotte immer mal wieder von ihrem Bruder Gerald gesprochen hatte, und Emma war sich sicher, dass eben dieser nun vor ihr stand. „Hallo“, begrüßte sie ihn, doch ihr Gegenüber schien stumm zu sein und, abgesehen von einem ernsten, leicht angespannten Blick, auch zu keiner weiteren Mimik oder Gestik fähig. „Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Emma, Emma Hansen, eine alte Freundin von Charlotte.“ Höflich, wie sie war, probierte sie es erneut, den Mann, den sie immer noch für Gerald Nägele hielt, zu einer Reaktion zu bewegen, aber Charlottes Bruder blieb begrüßungsfloskelresistent.
    â€žIst dein Vater da?“
    â€žDen hast du gerade

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