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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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unterbrechen zu lassen.
    Reinhold Nägele tat so, als habe er Emmas Worte nicht gehört. Ausgiebig wusch er sich seine Hände am Waschbecken, trocknete sie anschließend ähnlich entspannt ab und ging dann zum Kühlschrank hinüber. Erst nachdem er sich eine Flasche Weißburgunder geholt und sich ein Glas eingeschenkt und am Tisch Platz genommen hatte, antwortete er: „Hat dir mein Sohn also die Augen über mich geöffnet?“
    â€žUnd warum haben Sie mir nichts von Marias erpresserischen Briefen gesagt?“
    â€žEmma, lass mich es dir doch wenigstens versuchen zu erklären. Ja, ich habe einigen Menschen verschiedene Anleihegeschäfte vermittelt. Auch dem Franz. Er wollte doch so gerne seinen Hof zurückbekommen.“ Reinhold Nägele stockte. Er atmete schwer. Er musste sich auf jedes Wort konzentrieren, sollte ihm seine Stimme nicht versagen.
    â€žEs tat mir wirklich so leid, als ich erfuhr, dass meine Kunden wegen der Banken- und Schuldenkrise ihre Einlagen verloren hatten. Leider waren auch Franz’ Papiere nichts, also nicht mehr so viel wert …“ Er stockte erneut.
    â€žAber seinen Hof haben Sie doch längst weiterverkauft.“
    Er holte noch einmal tief Luft, ehe er angestrengt fortfuhr: „Ich wollte ihm alles zurückzahlen, wirklich, aber ich war gerade nicht … na ja, wie soll ich es ausdrücken: flüssig. Also bat ich ihn um etwas mehr Geduld.“
    â€žAber wie sich zeigte, brauchte er gar keine Geduld mehr aufzubringen.“
    â€žEmma, ich bin kein Mörder. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Ich weiß nicht, wer den alten Franz auf dem Gewissen hat, aber ich bin es bestimmt nicht. Das musst du mir glauben.“
    â€žUnd die Briefe?“
    â€žDie sind nicht der Rede wert. Maria hat unsere Trennung nie verwunden. Und als sie das dann von meinen Anlagen mitbekommen hat, da dachte sie, sie hätte etwas gegen mich in der Hand, nur damit ich mich zu ihr bekenne, ihr meine nicht vorhandene Liebe gestehe. Aber, wie gesagt, ich bin ein selbstständiger Makler und Geldanlagen sind mein Kerngeschäft. Ich kann eben nichts dafür, wenn die Aktienkurse gerade nicht so laufen, wie sich das meine Kunden wünschen. Und dafür brauche ich mich nicht zu entschuldigen, sie alle wissen um das mögliche spekulative Risiko solcher Anlageformen.“
    â€žKann ich sie sehen?“
    â€žWas?“ Reinhold Nägele zitterte.
    â€žNa, die Briefe.“
    â€žIch habe sie nicht mehr. Ich habe sie weggeschmissen, weil das für mich absolutes Kindergartengehabe ist. Und Maria hat gewusst, dass ich ihre Liebesschwüre nicht ernst nehme. Ich denke sowieso, sie wäre nie damit zur Polizei gegangen. Sie wollte sich nur an mir rächen.“
    â€žUnd dann haben Sie sich an ihr gerächt?“, fragte Emma, die ihr Misstrauen gegenüber Reinhold Nägele nicht länger verhehlen konnte.
    â€žEmma!“ Reinhold Nägele schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe dir gesagt, ich bin unschuldig. Vielleicht will ja mein Sohn sich an mir rächen. Ich weiß zwar nicht, was er dir alles erzählt hat, aber er hat seiner so bezaubernden Schwester nie ihr Glück gegönnt. Anscheinend reicht es ihm noch nicht, dass ich deswegen seit 15 Jahren leide. Er will mich jetzt ganz zerstören, indem er mich ins Gefängnis bringen will.“ Reinhold Nägele, eben noch aufgebracht und laut, war plötzlich wieder in sich zusammengesunken und seine Stimme bebte. Er hatte beide Hände vors Gesicht geschlagen und rang um Fassung. „Ich weiß“, seufzte er, „dass ich mich verdächtig gemacht habe, weil ich nicht in allen Punkten offen zu dir war – aus Scham, aber auch aus tiefster Verletztheit. Aber bitte, Emma, finde meine kleine Lotti. Sie ist der einzige Grund, warum ich noch lebe. Ich muss endlich erfahren, was mit ihr geschehen ist. Und du bist der einzige Mensch, der das herausfinden kann.“

zweiunddreißig
    Es herrschte reges Treiben im kleinen Konferenzraum der Waldshuter Polizeidirektion. Stühle wurden geschoben, Kameras aufgebaut, Saftflaschen geöffnet, hektische Telefonate geführt und eifrig bereits einige Notizen niedergeschrieben. Als Stefan Alt aus dem Seitenzimmer einen Blick in den schon fast überfüllten Raum wagte, wurde er von der enormen Medienpräsenz und dem öffentlichen Interesse an dem zweiten Mordfall binnen 48 Stunden fast

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