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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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das?“
    â€žDer Bauer kam am Freitag hierher und wollte mit dem Alten sprechen. Als ich sagte, er sei nicht da, suchte er ihn im Rathaus auf, um ihn endlich zur Rede zu stellen.“
    â€žUnd, hat er es getan?“
    â€žAnscheinend schon. Der Alte kam völlig aufgelöst nach Hause und schimpfte nur in einer Tour: ‚Der soll mich endlich in Ruhe lassen, sonst werde ich ihn für immer zum Schweigen bringen.’ Na, und was danach passiert ist, wissen wir ja alle.“
    â€žUnd warum sollte ich dir glauben?“ Emma stand an die Arbeitsplatte gelehnt und schaute nach draußen. Die Sonne, die den Morgen noch mit ihrem warmen Licht beglückt hatte, war längst hinter den Berggipfeln der Alpen verschwunden. An ihrer Stelle hatte sich – wie schon in den vergangenen Tagen – eine dichte Nebelwand über den Horizont gespannt, die es sich nicht nehmen ließ, mit ihren feinen Regenschleiern die Sonnenstrahlen des Vormittags vergessen zu machen.
    Emma fokussierte die kleinen Regenspritzer auf dem Küchenfenster und atmete tief durch. Da war etwas, das ihr keine Ruhe ließ. Sie wusste nicht genau, was es war, aber irgendetwas sagte ihr, dass das Bild, das sie bisher von Reinhold Nägele gehabt hatte, längst nicht mehr mit der Realität übereinstimmte.
    â€žWeil es mir der alte Bauer selbst gesagt hat. Er wollte das ganze Geld vom Alten zurückfordern, anschließend zur Polizei gehen und ihn anzeigen, weil er nicht wollte, dass auch andere auf seine kriminellen Geschäfte hereinfallen. Und nun ist er tot. Etwas sehr zufällig, oder?“
    â€žUnd Maria Reisinger? Was ist mit ihr? Hat dein Vater sie ebenfalls auf dem Gewissen, weil sie hinter seine unseriösen Geldgeschäfte gekommen ist und wie der alte Bauer mit Konsequenzen drohte?“
    â€ž100 Punkte. Man merkt, du bist vom Fach.“ Gerald lächelte süffisant und klatschte dabei genüsslich.
    â€žMaria Reisinger, die alte Klatschbase, hat sich immer gern aufgespielt. Irgendwie muss sie von dem Betrug meines Vaters erfahren haben – vielleicht hat Franz Marder es ihr auch selbst erzählt. Keine Ahnung. Da aber die gute Reisinger wohl meinte, sich für die Schwachen unter uns einsetzen zu müssen, hat sie dem Franz geholfen, meinen Alten unter Druck zu setzen.“
    â€žUnd wie hat sie das gemacht?“
    â€žGanz einfach: Sie hat ihn erpresst. Nur: Maria wäre nicht Maria, wenn sie aus dieser Sache nicht Profit geschlagen hätte. Denn sie war immer scharf auf meinen Alten gewesen. Angeblich war sie seine erste große Liebe, wie kitschig, aber als er dann meine Mutter kennenlernte, da hat er Maria nur noch links liegengelassen. Sie hat keinen Mann seitdem angeschaut – na ja, welcher Kerl will die auch freiwillig schon anfassen –, aber egal. Und als dann meine Alte abgehauen ist, da hat sie ihre Chance gewittert, schließlich kann ja ein Mann in den besten Jahren unmöglich ohne Frau durchs Leben gehen. So hat sie wohl gedacht. Aber sie hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn mein Alter zeigte ihr nur die kalte Schulter, war er doch sowieso mehr mit der Suche nach Charlotte beschäftigt, als sich um irgendwelche Frauengeschichten zu kümmern. Aber als sie das dann von dem Franz erfahren hat, da hat sie dann endlich etwas in der Hand gehabt, was sie gnadenlos ausgespielt hat. Was hat die sich ins Zeug gelegt. Ein Brief kitschiger als der andere. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann frag ihn doch selbst. Eben kommt er“, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Haustür, ehe er grußlos die Küche in Richtung Esszimmer verließ. Emma, die Gerald noch etwas fragen wollte, hörte, wie jemand die Tür aufschloss. Sie wollte gerade von der Küche in den Flur treten, als sie schon Reinhold Nägele in die Arme lief.
    â€žHallo Emma, was für eine Überraschung. Was machst du denn hier?“, wurde sie von Reinhold Nägele gutgelaunt begrüßt, ehe er Emmas ernsten Gesichtsausdruck sah. „Ist was passiert?“
    â€žWie man es nimmt. Ich frage mich nur gerade ...“
    â€žKomm’ Emma, setz dich doch erst einmal hin“, unterbrach Reinhold Nägele sie, während er seinen Mantel auszog und ihn in den Schrank hing.
    â€žWarum haben Sie mir nicht von Ihrer Geschäftsbeziehung zu Franz Marder erzählt?“, setzte Emma erneut an, mit der festen Absicht, sich nicht wieder

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