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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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erschlagen. Mit allen Journalisten, Kameramännern – und auch einer Kamerafrau –, Tontechnikern und Radioreportern hatten sich 25 Menschen in den dafür viel zu kleinen Raum begeben. Fernsehteams und Redakteure aus der Schweiz wie Deutschland waren genauso zugegen wie ehrenamtlich tätige Journalisten von verschiedenen Lokalsendern. Und alle wollten die neuesten Entwicklungen im Mordfall Maria Reisinger hören und erfahren, welche Ergebnisse die SoKo Rosendorf – wie Kriminalrat Franz-Josef Bannholzer die Sonderkommission genannt hatte – schon vorzuweisen hatte. Ich möchte jetzt nicht in seiner Haut stecken, dachte Stefan Alt und sah in Gedanken eine Gruppe gieriger Aasgeier vor sich sitzen, die nur darauf warteten, ein Stück totes und verdorbenes Fleisch vorgeworfen zu bekommen, um sich darauf stürzen zu können und nichts mehr davon übrig zu lassen. Und sie tun es alles nur für ihre Leser, Hörer und Fernsehzuschauer, die sich nach einem stressigen Tag eines langweiligen und eintönigen Lebens am Leid der Anderen ergötzen wollen, sinnierte Stefan Alt. Und bei dem Gedanken daran wurde ihm auf einmal ganz schlecht.
    â€žMeine Damen, meine Herren, ich begrüße Sie, wenn auch zu einem mehr als traurigen und zugleich ernsten Anlass, zu dieser Pressekonferenz. Um Ihnen kurz den Ablauf darzulegen: Ich werde zuerst alle bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse ausführen, ehe Sie mich dann – und so wie ich Sie kenne, warten Sie da jetzt schon wie gespannt darauf – mit Fragen bombardieren können. Ich nehme mir aber das Recht heraus, Fragen, die den Ermittlungsstand beeinflussen oder in irgendeiner Weise gefährden könnten, nicht zu beantworten. Daher bitte ich Sie, dann von weiteren Nachfragen abzusehen. Sie werden weder von mir noch von meinen Kollegen diesbezüglich mehr zu hören bekommen“, begrüßte Franz-Josef Bannholzer die Pressevertreter. Schon von Beginn an markierte er sein Revier und ließ keinen Zweifel daran, wer in diesem Duell der Wortführer war.
    Danach lieferte der Kriminalrat einen mehr sachlichen als spannenden Abriss der vergangenen Tage. Die Medienvertreter klebten an seinen Lippen, und der ein oder andere malte sich gedanklich jedes Detail in allen Einzelheiten aus. Nach knapp zehn Minuten hatte Franz-Josef Bannholzer seinen Monolog beendet und wartete einige Sekunden ab, ehe er dem ersten Journalisten das Wort erteilte. Fast jeder der Anwesenden streckte einen Arm oder wenigstens eine Hand in die Höhe oder versuchte, sich durch lautes Schnippen bemerkbar zu machen. Die Kameraleute nahmen ihre Kameras vom Stativ und gingen nach vorne, um als Zwischenbild einen Schwenk über die Pressevertreter einzufangen, um dann den Kollegen, der zuerst seine Frage stellen durfte, anzuzoomen und ihn in Großaufnahme einzufangen.
    â€žJa, bitte, Sie mit dem schwarzen Sakko.“
    â€žHaben Sie schon eine erste Spur, wer als Täter infrage kommt, und wenn ja, warum?“
    â€žDazu kann und möchte ich Ihnen nichts sagen. Vielleicht nur so viel: Wir ermitteln in alle Richtungen. Dabei sind wir aber auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen und erhoffen uns, auch dank Ihnen, dass sich eventuelle Zeugen, die etwas gesehen oder gehört haben wollen, bei uns melden. Selbstverständlich werden wir jede Zeugenaussage höchst vertraulich behandeln. Auch für jeden sachdienlichen Hinweis im ersten Mordfall, der am Samstagmorgen passiert ist – die Pressemitteilungen sind Ihnen bereits am Samstagnachmittag zugesandt worden – sind wir sehr dankbar.“
    â€žHeißt das, Sie haben noch keine näheren Hinweise, wer den Bauer Franz Marder getötet hat?“
    â€žAuch hier gehen wir verschiedenen Möglichkeiten nach und verfolgen jede Spur“, antwortete Bannholzer, dem man sein Unbehagen deutlich anmerkte.
    â€žWarum wurde beim ersten Mord eine Eisenstange, beim zweiten ein Duschschlauch als Mordinstrument benutzt?“
    â€žSie werden sicher verstehen, dass ich dies an dieser Stelle nicht weiter ausführen kann. Wir möchten verhindern, dass der oder die Täter durch zu viele Informationen die Möglichkeit bekommen, Spuren zu beseitigen.“
    â€žGehen Sie also von einem Serientäter aus?“, fragte nun ein Journalist, der extra für die Pressekonferenz aus Stuttgart angereist war.
    â€žDas können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Zumal wir die

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