Und nie sollst du vergessen sein
Vater und die Wikinger ein ums andere Mal aus brenzligen Situationen gerettet hatte.
Plötzlich riss Georg Villinger geistesgegenwärtig die Augen auf und schaute Emma ganz groà an: Metzger, aber die wurde erst im vergangenen Jahr Rosenkönigin, und dafür sieht der Anhänger doch schon etwas zu mitgenommen aus.â
âZumal Metzger nicht mit dem Buchstaben âLâ beginnt.â Emma lächelte den kräftigen Mann sanftmütig an.
âClara Leininger. Jawohl, das Medaillon gehört ganz eindeutig Clara Leininger.â
Emma war erstaunt, dass Georg Villinger den mysteriösen Initialen nach verschiedenen Fehlversuchen nun doch noch einen Namen zuordnen konnte, der auch tatsächlich mit den Anfangsbuchstaben âCâ und âLâ geschrieben wurde. âUnd wer ist Clara Leininger?â
âSie wurde vor zehn, vielleicht auch nur vor neun Jahren bei uns Rosenkönigin. Sie war damals schon relativ alt mit ihren 26 Jahrenâ, erinnerte sich Villinger. âIch verstehe nur nicht ganz, wie man ihren Anhänger am See finden konnte.â
Emma wartete, bis ihr Gegenüber weiter berichtete. Als aber von Georg Villinger nichts mehr zu kommen schien, schaute sie ihn wissbegierig an in der Hoffnung, er würde nun eine Erklärung folgen lassen.
âClara ist vor einem Jahr bei einem Autounfall auf der B 500 von einem LKW erfasst und dabei tödlich verletzt worden, als sie gerade einer Frau in ihrem liegengebliebenen Fahrzeug helfen wollte. Bei der Beerdigung hat ihre Mutter neben einer roten Rose auch das Medaillon als ewiges Andenken mit ins Grab hineingeworfen.â
âUnd Sie sind sich da ganz sicher?â, fragte Emma, ohne seine Worte wirklich anzweifeln zu wollen.
âJa, so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn ich habe sie gestützt, als sie sich übers Grab gebeugt und sich mit diesem letzten Gruà von ihrer Tochter verabschiedet hat.â
vierzig
Dienstag, 20. November 2012
Es schien das allerletzte Aufbäumen der Sonne zu sein, als sie mit ihren immer noch warmen, wenn auch schon deutlich schwächerwerdenden Strahlen den Tag begrüÃte. Während sich die Sonne tags zuvor dem sich verdichtenden Wolkenteppich geschlagen geben musste, war sie an diesem Morgen die unangefochtene Siegerin.
Vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr. Eingerahmt von einem blauen Himmel küsste sie den Ort, der seinen Schneemantel wie ein zu warmes Kleidungsstück abwarf.
Ãberall taute die weiÃe Pracht. Auf den StraÃen bildeten sich Rinnsale, immer mehr Ãste befreiten sich von ihrer schweren Last und schüttelten den Schnee aus ihren Zweigen wie Frau Holle, die nachts zuvor noch ihre Kissen entleert hatte. Der Schnee auf den Fahrwegen war längst weggeräumt worden und bildete an den Seiten matschige Haufen, die so rein gar nichts mehr von einer strahlenden Pracht besaÃen. Bereits vor Mitternacht waren die Temperaturen gestiegen, und so setzte schon am frühen Morgen die Schneeschmelze ein.
Auch das Gewächshaus war dank der Sonnenstrahlen nun endgültig von seiner weiÃen Decke befreit, obwohl es relativ abgelegen und von einer groÃen Baumgruppe und der Rückwand einer alten aus Stein erbauten Scheune am hinteren Ende des weitläufigen Gartens stand.
Er hatte schlecht geschlafen, wie so oft, wenn er mit seinen Gedanken ganz woanders war und einfach nicht zur Ruhe kommen konnte.
Dabei lief alles so perfekt, fast schon zu perfekt, und genau das war wohl der Grund â dessen war er sich sicher â, warum er in dieser Nacht kein Auge zugemacht hatte. Immer wieder war er ans Fenster geeilt und hatte angestrengt nach drauÃen gestarrt in der Hoffnung, durch das dichte Schneetreiben irgendetwas erkennen zu können. Aber die weiÃe Wand, die sich vor dem Fenster breitgemacht hatte, erlaubte es einfach nicht, auch nur irgendetwas sehen zu können, und so war er unruhig, aufgekratzt und von dem einen auf das andere Bein hüpfend durchs Zimmer gelaufen, um so vielleicht die nötige Bettschwere zu bekommen.
Doch die Panik hatte mal wieder die Oberhand gewonnen. Und so hatte er sich mitten in der Nacht angezogen und war nach drauÃen geeilt. Ohne Rücksicht hatte der Wind kräftige Schneeböen vom Dach gepeitscht, die sich in den unablässigen Schneefall gesellten und ihn so den Weg zum Gewächshaus nur äuÃerst mühsam zurücklegen lieÃen.
Als er endlich vor dem
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