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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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Glashaus angelangt war, bemerkte er, dass er vor lauter Aufregung den Besen vergessen hatte. Und auch seine Handschuhe hatte er in der Wohnung liegengelassen. Vor sich hin fluchend versuchte er, mit bloßen Händen den Schnee vom Dach herunterzuräumen. Immer wieder schaufelte er dabei eine Schneelawine auf sich selbst anstatt an die Seite, und als er nach knapp 20 Minuten wieder in seinem wohlig warmen Bett lag, hoffte er inständig, nicht krank zu werden und unter Umständen gar für Tage das Bett hüten zu müssen.
    Das konnte er sich in der jetzigen Situation einfach nicht erlauben. So viel stand fest. Also stieg er erneut aus dem Bett, rieb sich vorsichtshalber dick mit Erkältungssalbe ein und schluckte prophylaktisch eine Paracetamoltablette, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
    Als er am Morgen erwacht war, schaute er mit einer Tasse Pfefferminztee in der Hand glücklich und zufrieden aus dem Fenster. Das Treibhaus hatte trotz der enormen und für einen November eher unüblichen Schneemassen keinen Schaden genommen. Mittlerweile waren die letzten Reste bereits weggeschmolzen und das Sonnenlicht spiegelte sich in den Fensterscheiben.
    Auch das ewige Licht, das er aufgestellt hatte, leuchtete. Er konnte schwach das Flackern der Flamme erkennen. Sein Liebling hingegen würde bald verblühen. Ein Schmerz durchfuhr seinen Körper, als er an ihre Schönheit denken musste. Aber es war spät im Jahr, und daher war es ganz natürlich, wenn sie sich eine Pause gönnte und so Energie sammelte, um im nächsten Jahr wieder in neuem Glanze zu erstrahlen. Und doch fragte er sich: Wie konnte das sein? Wie konnte sie ihm das nur antun, wo er doch die besten Rahmenbedingungen geschaffen hatte, damit es ihr an nichts fehlte? Er verdiente es einfach nicht, dass sie so undankbar und respektlos ihm gegenüber war.
    Am liebsten hätte er seine Tasse genommen und sie voller Wucht gegen die Wand geschleudert. Aber er wollte keinen unnötigen Krach verursachen. Bloß nicht auffallen, hieß die Devise.
    Und doch wollte er sich rächen. Nicht an ihr, das wäre zu leicht. Das hätte sie ihm nie verziehen, und er brauchte sie, mehr denn je. Er musste nur abwarten und im richtigen Moment zuschlagen. Sie würden nichts unversucht lassen, hinter sein Geheimnis zu kommen. Mit aller Macht und allen Mitteln. Aber das könnte tödlich enden.
    Nur wussten sie das nicht.
    Noch nicht.

einundvierzig
    Als Franz-Josef Bannholzer an diesem frühen Morgen die Zeitung aufschlug, wäre er fast vom Küchenstuhl gekippt. Er wollte seinen Augen nicht trauen, als er dort schwarz auf weiß im Lokalteil lesen musste: „Rosendorf-Mordserie geht weiter – Polizei tappt immer noch im Dunkeln“. Auch das Boulevard-Blatt mit den vier großen Buchstaben hielt sich mit seiner Beamtenschelte nicht zurück: „Rosendorf-Mörder hat wieder zugeschlagen – und die Polizei schaut tatenlos zu“.
    Wie soll das nur weitergehen, wenn erst noch ein weiterer Mord passiert, dachte der Kriminalrat und tunkte gedankenverloren anstatt des Löffels sein Messer in den schwarzen Kaffee.
    â€žHimmel, herrje, auch das noch.“ Während er versuchte, das Messer halbwegs unfallfrei aus der Tasse zu balancieren, hatte es sich seine ehemals blaue Krawatte im Marmeladenglas bequem gemacht. Eine gelierte Frucht prangte nun auf dem Seidenschlips, den er zum Geburtstag von seinen Kindern geschenkt bekommen hatte und heute zum ersten Mal trug.
    Zur Feier des Tages, so hieß es doch. Nur wollte ihm partout kein passender Anlass einfallen. Ganz im Gegenteil. Die Ermittlungen steckten in der Sackgasse, und sein Vorgesetzter drohte ihm bereits mit dem Landeskriminalamt, falls er und sein Team es nicht alleine schaffen würden.
    Doch bei allen Gedankenspielen blieb nur Reinhold Nägele übrig, und an ihm waren sie dran, obwohl der einzig in Erwägung zu ziehende Täter für die Tatzeiten der Morde an Franz Marder und Maria Reisinger ein hieb- und stichfestes Alibi hatte. So war er am Samstagmorgen mit dem englischen Rosenzüchter Richard Sutherfolk in Zürich unterwegs gewesen, nachdem er diesen vom Flughafen in Zürich abgeholt hatte. Davor war Nägele in verschiedenen Geschäften, Discountern und dem Getränkehandel in Tiengen einkaufen gewesen, was unabhängig voneinander zwei Kassiererinnen und die Aushilfe im Getränkemarkt bestätigt

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