Und nie sollst du vergessen sein
mehr blicken zu lassen, du perverses Schwein. Wenn erst einmal alle wissen, dass sich der pädophile Brite an kleinen unschuldigen Mädchen vergreift, dann wars das mit deinen preisgekrönten Züchtungen, dem Jetset-Leben und den ganzen Millionen.â
âDas wagst du nicht, das kannst und wirst du mir nicht antun, sonst ...â Richard Sutherfolk sprach nicht weiter. Er wusste, das Gespräch hatte keinen Sinn mehr â und auf dieser emotionalen Ebene erst recht nicht.
âRaus, habâ ich gesagt, sonst vergess ich mich.â Reinhold Nägele machte erneut einen Schritt auf ihn zu und es war ihm egal, dass seine sortierten Blätterstapel einem einzigen Chaos glichen. Ãberall lagen Dokumente herum, waren zerknickt, einige hatten sogar Risse davon getragen.
Richard war schon in der Tür, als er sich ein letztes Mal zu seinem Freund umdrehte. Er erblickte einen fast unmenschlichen Zorn in seinen tränenverschleierten Augen und ihm wurde in diesem Moment erst das ganze Ausmaà seines Geständnisses bewusst. Schnell drehte er sich um und lief hinaus, bevor Reinhold Nägele die Tür hinter ihm zuschlug.
Er ging durch den Rathausflur. Eine Frau, die gerade aus dem Lädele kam, gaffte ihn regelrecht an. Zwei Kunden tuschelten an der Kasse, während sich die Verkäuferin vor Neugier fast mit der Brotmaschine in die Hand geschnitten hätte. Eine Katze schlenderte über den Rathausplatz, als er zu seinem Wagen lief. Als Richard sein Gesicht in der Scheibe der Fahrertür spiegeln sah, bemerkte er, dass ihm eine Träne die Wange herunterlief. Nur wusste er nicht, ob er um eine verlorene Freundschaft oder um eine verlorene Liebe weinte. Oder um beides.
siebenundvierzig
Wütend stapfte Emma über den Friedhof zurück in Richtung Kirchplatz. Sie konnte immer noch nicht glauben, was sie da eben gehört hatte.
Hatte ihr Vater ernsthaft versucht, sich mit ihr zu versöhnen, nur weil seine brasilianische Freundin von ihm schwanger war? Hatte er wirklich von Offenheit und Ehrlichkeit gesprochen? Er, der sein ganzes Leben lang alles schöngeredet, die Wahrheit immer zu seinen Gunsten ausgelegt und in vieler Hinsicht ein Doppelleben geführt hatte? Wenn das mit dem Doppelleben überhaupt hinkam, dachte Emma.
Einige Abschnitte des Friedhofs, vor allem der der Kirche zugewandte Teil, lagen wieder in einem leichten Nebelschleier. Der Nebel waberte aus den Tälern â von Witznau, Weilheim und Gurtweil kommend â herauf und hüllte alles in seinen blickdichten Mantel ein.
Sie bemerkte, dass sie immer noch das Handy in ihrer Hand hielt. Sie steckte es in ihre Jackentasche, als sie mit ihrem Zeigefinger gegen ein kleines Plättchen stieÃ. Sie kramte danach, doch sie musste erst ihr Mobiltelefon in die andere Tasche stecken, bevor sie es zu greifen bekam.
Als sie es vorsichtig aus der Tasche gezogen hatte, stellte sie überrascht fest, dass es das Rosenmedaillon war, das Markus am Samstagmorgen unten am Witznaustausee gefunden hatte. Sie wollte das kleine, immer noch leicht verschmutzte Schmuckstück schon wieder in ihre Tasche zurückgleiten lassen, als sie plötzlich eine Stimme hörte.
Thomas Albiez telefonierte lautstark, und er â so vermutete Emma â erklärte seinem Gesprächspartner wohl nicht zum ersten Mal, dass sein Computer momentan keine E-Mails versendete und er leider nicht wisse, woran das liegen könne, weswegen er ihn ja angerufen habe.
âIch dachte, Sie sind ein PC-Spezialist. Jetzt kommen Sie mir doch bitte nicht so. Ich bin auf einen gut funktionierenden Computer nun mal angewiesen, daher bitte ich sie einfach, noch heute nach Nöggenschwiel zu kommen. Am besten sofort.â
Schweigen. Thomas Albiez hörte aufmerksam zu, um sich einen Augenblick später und noch lauter als zuvor über sein Gegenüber am anderen Ende der Leitung aufzuregen.
âNein, ich kann meinen PC nicht abbauen und zu Ihnen fahren. Ich habe davon keine Ahnung und ich habe heute Abend auch noch einen Termin, weswegen ich nicht zu Ihnen kommen kann ... Aha, ja ... Aha ... Wie, Ihnen ist Nöggenschwiel zu weit? Was soll das denn jetzt heiÃen? Und ... Ja? Was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt tun? Aha ... Na, danke für die freundliche Antwort. Sie werden noch von mir hörenâ, schrie Thomas Albiez ins Telefon, ehe er es wutentbrannt in die Seitentasche seines Anoraks steckte.
âDa scheint aber
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