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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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allein sind?»
    «Moment mal, Pamela   …»
    «Stell dich nicht so an, Arthur. Ich finde, wir sollten uns heute Abend einen Spaß machen, einen richtigen Spaß.»
    Sie hatte sich ein wenig aufgerichtet, plötzlich strahlend vor Übermut, den Mund leicht geöffnet, und ich sah in ihren runden grauen Augen zwei kleine Funken tanzen.
    «Sag doch ja», drängte sie.
    «Was hast du denn vor?»
    «Na, das ist doch klar. Kannst du es nicht erraten?»
    «Nein.»
    «Wir brauchen nur ein Mikrophon in ihrem Zimmer aufzustellen.» Ich gebe zu, ich war auf einiges vorbereitet, aber dieser Vorschlag brachte mich so aus der Fassung, dass ich einfach keine Worte fand.
    «Genau das werden wir machen», fügte sie triumphierend hinzu.
    «Halt!», rief ich. «Nein. Warte einen Augenblick. So was ist doch unmöglich.»
    «Warum denn?»
    «Das ist wohl der übelste Streich, von dem ich je gehört habe. Noch viel, viel schlimmer als   … als durch Schlüssellöcher sehen oder fremde Briefe lesen. Aber du hast es ja auch nur im Scherz gesagt, nicht wahr?»
    «O nein. Ich meine es ernst.»
    Obgleich ich wusste, dass sie keinen Widerspruch vertrug, hielt ich es manchmal für unbedingt notwendig, mich durchzusetzen, selbst auf die Gefahr hin, ihren Zorn zu erregen. «Pamela», stieß ich scharf hervor, «ich verbiete dir, das zu tun!»
    Sie nahm die Füße vom Sofa und setzte sich auf. «Sag mal, Arthur, was glaubst du eigentlich, wer du bist? Wirklich, ich verstehe dich nicht.»
    «Das dürfte doch nicht so schwer sein.»
    «Lächerlich! Ich weiß, dass du schon viel schlimmere Sachen gemacht hast.»
    «Niemals.»
    «O doch. Versuch bloß nicht, den Tugendbold zu spielen.»
    «Aber so etwas habe ich bestimmt noch nie gemacht.»
    «Nicht so hastig, mein Junge.» Ihr Zeigefinger schnellte auf mich zu wie eine Pistole. «Wie war denn das Weihnachten bei den Milfords? Erinnerst du dich? Du hast dich halb totgelacht, und ich musste dir die Hand auf den Mund legen, damit man uns nicht hörte. Na, was sagst du nun?»
    «Das war etwas anderes», verteidigte ich mich. «Es war nicht unser Haus. Und es waren nicht unsere Gäste.»
    «Wo ist da der Unterschied?» Sie saß jetzt sehr gerade, starrte mich mit ihren runden grauen Augen an,und ihr vorgestrecktes Kinn drückte tiefe Verachtung aus. «Lass gefälligst die blöde Heuchelei, Arthur. Was ist denn nur plötzlich in dich gefahren?»
    «Ganz ehrlich, Pamela, die Sache gefällt mir nicht. Das ist doch eine ausgesprochene Gemeinheit.»
    «Nun ja, mein Lieber, ich
bin
eben gemein. Und du auch – im Grunde deines Herzens. Deswegen passen wir ja so gut zusammen.»
    «Ich habe noch nie so einen Unsinn gehört.»
    «Aha, du hast dich offenbar plötzlich entschlossen, auf dem Pfad der Tugend zu wandeln. Ja, das ist natürlich etwas anderes.»
    «Bitte hör auf, so zu reden, Pamela.»
    «Sieh mal», fuhr sie unbeirrt fort, «wenn du wirklich entschlossen bist, dich zu bessern – was in aller Welt soll dann aus mir werden?»
    «Du weißt nicht, was du sprichst.»
    «Arthur, wie könntest du, ein guter Mensch, noch länger mit mir, einem Ekel, zusammenleben wollen?»
    Ich setzte mich langsam in den Sessel ihr gegenüber, und sie ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Um es noch einmal zu sagen, sie war eine große, stattliche Frau mit einem großen weißen Gesicht, und wenn sie mich so eindringlich anblickte, wurde ich – wie soll ich mich ausdrücken? – gleichsam von ihr umschlossen, von ihr eingehüllt, als wäre ich in einen riesigen Tiegel Hautcreme gefallen.
    «Du willst das mit dem Mikrophon gar nicht machen, nicht wahr?»
    «Doch, natürlich. Es wird Zeit, dass wir mal ein bisschen Spaß haben. Komm, komm, Arthur, hab dich nicht so.»
    «Es ist nicht anständig, Pamela.»
    «Es ist genauso anständig   –» wieder schoss ihr Fingerauf mich zu – «genau so anständig wie damals, als du diese Briefe, die du in Mary Proberts Handtasche fandest, von A bis Z gelesen hast.»
    «Wir hätten das nie tun sollen.»
    «Wir!»
    «Du hast sie nach mir gelesen, Pamela.»
    «Es hat ja niemandem geschadet. Das hast du damals selbst gesagt. Und dies hier ist nicht schlimmer.»
    «Was würdest
du
sagen, wenn jemand das mit
dir
täte?»
    «Dumme Frage. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Also los, Arthur, sei kein Waschlappen.»
    «Ich muss mir das überlegen.»
    «Hat der große Radioingenieur vielleicht vergessen, wie man ein Mikrophon an den Lautsprecher anschließt?»
    «Das ist das Leichteste

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