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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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Wasser des Mühlbachs über das Wehr rauschen hörten, weit unten im Tal bei der nächsten Farm. Dann sprach der Mann wieder – langsam, gelassen, ganz unpersönlich. «Ich glaube nicht, dass sie mich überhaupt noch mag.»
    Die Frau schob sich näher an den Bettrand heran. «Leg das Messer hin, bevor du dich damit schneidest», sagte sie.
    «Schrei bitte nicht so. Kannst du nicht freundlich mit mir reden?» Plötzlich beugte sich der Mann vor und blickte die Frau aufmerksam an. «Sonderbar», murmelteer und hob die Augenbrauen. «Wirklich sehr sonderbar.» Er trat einen Schritt vor, sodass seine Knie das Bett berührten. «Ich finde, du hast ein bisschen Ähnlichkeit mit Edna.»
    «Edna ist fortgegangen, ich schwör’s dir.»
    Er betrachtete unverwandt ihr Gesicht. Die Frau saß sehr still, die Handflächen fest auf die Matratze gepresst.
    «Hm», meinte er zweifelnd, «ich bin nicht sicher, ob   …»
    «Doch, doch, Edna ist fortgegangen. Ich bin eine Freundin von ihr. Ich heiße Mary.»
    «Meine Frau hat so ein komisches kleines Muttermal hinter dem linken Ohr. Du hast das wohl nicht, wie?»
    «Bestimmt nicht.»
    «Dreh den Kopf und lass mich nachsehen.»
    «Ich sage dir doch, dass ich kein Muttermal habe.»
    «Trotzdem möchte ich mich davon überzeugen.»
    Der Mann ging langsam um das Fußende des Bettes herum. «Bleib, wo du bist», befahl er. «Bewege dich nicht.» Er schritt langsam auf sie zu und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Um seine Mundwinkel spielte ein kleines Lächeln.
    Die Frau wartete, bis er in Reichweite war. Dann holte sie aus, so rasch, dass er die Hand nicht einmal kommen sah, und schlug ihm hart ins Gesicht. Und als er weinend auf den Bettrand sank, nahm sie ihm das Messer weg und lief schnell aus dem Zimmer, die Treppe hinunter in die Diele, wo das Telefon stand.

Mein Herzblatt
    Seit vielen Jahren bin ich gewohnt, ein Mittagsschläfchen zu halten. Ich setze mich in einen Sessel im Wohnzimmer, ein Kissen hinter dem Kopf, die Füße auf einem viereckigen Lederhocker, und lese, bis ich einschlummere.
    So hatte ich es mir auch am Freitagnachmittag in meinem Sessel bequem gemacht und genoss die Lektüre eines meiner Lieblingsbücher   – Doubleday und Westwoods
The Genera of Diurnal Lepidoptera
, ein Werk über Tagfalter   –, als meine Frau, die noch nie zur Schweigsamkeit neigte, vom Sofa aus das Wort an mich richtete. «Du», begann sie, «wann kommen eigentlich diese beiden Leute?»
    Ich antwortete nicht, und sie wiederholte die Frage, diesmal erheblich lauter.
    Ich teilte ihr höflich mit, dass ich es nicht wüsste.
    «Ich finde sie nicht sehr sympathisch», fuhr sie fort. «Und ihn mag ich noch weniger als sie.»
    «Nein, Liebes. In Ordnung.»
    «Arthur! Ich sagte, sie sind mir nicht sehr sympathisch.»
    Ich ließ mein Buch sinken und blickte zu ihr hinüber. Sie lag auf dem Sofa und blätterte in einem Modejournal. «Wir waren ja erst einmal mit ihnen zusammen», erwiderte ich.
    «Ein schrecklicher Mann, wirklich. Erzählte pausenlos Witze oder Geschichten oder was weiß ich.»
    «Du wirst schon mit ihnen fertig werden, Liebes.»
    «Und
sie
ist nicht viel besser als er. Wann, glaubst du, werden sie kommen?»
    «Wahrscheinlich so gegen sechs.»
    «Aber findest
du
sie nicht auch grässlich?», fragte sie und deutete mit dem Finger auf mich.
    «Nun   …»
    «Sie sind einfach unausstehlich, jawohl, das sind sie.»
    «Wir können jetzt kaum noch absagen, Pamela.»
    «Sie sind das absolut Letzte.»
    «Warum hast du sie dann eingeladen?» Die Frage entschlüpfte mir unwillkürlich und zu meinem größten Bedauern, denn ich habe es mir zur Regel gemacht, meine Frau nie herauszufordern, wenn ich es irgend vermeiden kann. Eine Pause trat ein, und während ich auf Antwort wartete, betrachtete ich das Gesicht meiner Frau – dieses große weiße Gesicht, in dem etwas so seltsam Faszinierendes war, dass es mir oft nicht gelingen wollte, den Blick davon abzuwenden. Abends, wenn sie an ihrer Stickerei arbeitete oder ihre kniffligen kleinen Blumenbilder malte, straffte sich mitunter das Gesicht und spiegelte eine geheimnisvolle innere Kraft wider, die unsagbar schön war, und ich konnte nichts anderes tun, als es wie gebannt anstarren, während ich vorgab zu lesen. Selbst jetzt, mit dem verdrossenen, bitteren Blick, der gerunzelten Stirn, der ärgerlich gekrausten Nase, hatte diese Frau unleugbar etwas Majestätisches an sich, etwas Grandioses, fast Überwältigendes. Hinzu kam, dass sie

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