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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Dann kann ich es Ziegler ja gleich durchgeben.«
    »Betrüblich, wie genau du deine Freunde kennst. Was sind das für Namen?«
    Matzbach diktierte ihm Namen und, soweit er sie wußte, Adressen von Fricke, Albring, Baginsky, Stücker und Vorwaldt sowie, als letztes: »Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben e. V. in Köln.«
    Moritz atmete heftig. »Gesellschaft zur Stärkung von was?«
    »Verben. Wie Tuwörter.«
    »Wie stärkt man denn Verben? Mit Kragenstärke oder Korsett, oder wie? Und vor allem: wozu?«
    »Weiß ich alles nicht. Wenn ich das wüßte, würde ich doch dich nicht fragen. Beziehungsweise
früge
ich dich nimmer, wenn du es denn gestärkt haben willst.«
    Moritz notierte. Dann sagte er: »Hör mal. Mistbach, hier ist im Moment verschärfte
action
angesagt. Was dagegen, wenn ich die Leitung spalte?«
    »Nee, spalte nur. Ich ruf später noch mal an.«
    Er ging wieder in Hoffs Wohnküche, in der es nach Kaffee roch.
    »So so so«, sagte er bei der Entgegennahme eines gefüllten Bechers. »Freund Ziegler sucht mich. Ei, was machen wir denn da?«
    Hoff schlug vor: »Entweder
hide and seek
, oder
search and destroy
. Ich bin für Verstecken.«
    Matzbach grübelte. Schließlich setzte er den Becher so hart auf den Tisch, daß eine Woge überschwappte. »Ha, hm. Ich glaube, es ist an der Zeit, die Offensive weiter auszubauen. Wen, meinst du, wird Ziegler als nächstes aufsuchen?«
    »Na ja, wahrscheinlich die Anwälte, denke ich mir.«
    Baltasar nickte. »Bravo, Söhnchen. Und dort wird er alles finden, was ich gefunden habe, denn die ehrenwerten Herren werden ihm zweifellos genauestens mitteilen, was ich dort getan und gelassen habe. Und dann wird er furchtbar zuschlagen.« Er wischte die Kaffeelache mit seinem Ärmel auf die andere Seite des Tischs hinüber, wogegen Hoff sich mangels Stoffes nicht wehren konnte. »Und dann wird er vermutlich die fünf Namen durchgehen und all das finden, was mir bisher verschlossen war.« Matzbach kicherte. »Das wird ihm aber nichts nützen, denn, wie ich vom letzten Mal noch weiß und wie Ziegler in diesem Fall schon wieder reichlich demonstriert hat – wie hab ich den Satz angefangen? Also, jedenfalls wird er aus allem, was er findet, die falschen Schlüsse ziehen.«
    Er rekelte sich und rieb den Rücken an der Stuhllehne. »Infolgedessen ich ungestört weitermachen kann, oder?«
    Hoff stand auf, holte einen Lappen von der Spüle und wischte den exilierten Kaffee fort.
    »Wenn du meinst«, meinte er, »dann mach, mach, was du willst. Mir ist alles recht, solange ich nicht dauernd deine Pistole halten und deine Phantasmagorien erleben muß.«
    Baltasar erhob sich lächelnd. »Du bist ein wahrer Freund. Ich wußte, es ist kein Verlaß. Ich werde mich jetzt auf die Pirsch begeben, und falls Ziegler sich bei dir meldet, hast du mich nicht gesehen. Klar?«
    Gegen sieben Uhr rief er an und zitierte Hoff zu einem, wie er es nannte, »frugalen Geschlemme« in ein chinesisches Restaurant.
    »Man hat nach dir verlangt«, sagte Hoff, als er sich zu Matzbach an den Tisch setzte.
    »Wer ist man?«
    »Na, den einen kannst du dir ja denken. Ziegler auf der Suche nach dem widerlichen Fettwanst, der sich immer in behördliche Ermittlungen einmischt.«
    Matzbach nickte und schwieg. Nachdem der Kellner die Bestellungen aufgenommen hatte, beugte er sich vor.
    »Na ja, was soll's? Sonst noch wer?«
    Hoff zog einen Zettel aus der Tasche. »Moritz hat schnell gearbeitet. Er bittet mich, dir zu sagen, seine schnelle Arbeit möchte er durch In-Frieden-gelassen-Werden honoriert sehen.«
    Baltasar zog die Mundwinkel geringschätzig nach unten. »Pah, man wird sehen. Was hat er denn?«
    Hoff wedelte mit dem Zettel. »Ich habe beim Telefonieren geschrieben, das kannst du wahrscheinlich nicht lesen. Ich lese es dir also vor.«
    Er räusperte sich wirkungsvoll.
    »Also, Gesellschaft zur Stärkung der Verben – Fehlanzeige. Desgleichen Roland Vorwaldt. Hermann Albring ist ein Kollege von Moritz, ein freier Journalist, wie im Telefonbuch vermerkt. Er sitzt in Bonn und arbeitet unregelmäßig für verschiedene größere Zeitungen in Norddeutschland, in der Provinz. Moritz kennt ihn nicht näher, nur vom Sehen, sagt aber, soweit er wüßte, hätte dieser Albring neulich einem Politiker auf den Schlips getreten. Da steht wohl demnächst ein Prozeß an.«
    Baltasar strahlte. »Aha. Da war doch unter den Dingen, mit denen sich Naumann vor seinem Ableben befaßte, unter anderem die Rede von Beleidigung

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