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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Jahr.«
    Baltasar beugte sich vor, begutachtete Moritzens Hemd und sagte: »Dann wasch es doch endlich.«
    Diese Form der Konversation setzte sich bis zu völliger Verblödung während des Pfannkuchenessens fort. Ariane mischte mit; Andreas hielt sich zurück. Als man beim Kaffee angekommen war, meldete er sich zu Wort.
    »Herr Matzbach, ich habe den Eindruck, daß Sie sich weiter mit diesem Blutbad beschäftigen wollen.«
    Baltasar nickte.
    »Kann ich Ihnen irgendwie dabei helfen? Ich meine ...« Er zögerte, blickte der Reihe nach Sarah, Ariane und Moritz an und schloß dann die Augen. Halblaut fuhr er fort: »Immerhin war sie meine Frau, wenn da auch am Schluß nichts mehr war ...«
    Baltasar blickte Moritz an. »Du da, weißt du, was Ziegler zur Zeit treibt?«
    »Morgen wird er sich um eine kleine Demonstration kümmern, nehme ich an. Im übrigen sucht er natürlich den Mörder oder die Mörderin, aber was er genau macht, weiß ich nicht.«
    »Was für eine Demonstration?«
    »Ach, morgen ist eine winzige Demo angesetzt, auf dem Rasen der Poppelsdorfer Allee. Wahrscheinlich werden zwanzig Demonstranten und zweihundert Polizisten daran teilnehmen, und so was läßt sich doch der Monsieur von der Kripo nicht entgehen.«
    Ariane warf ein: »Morgen ist Samstag, da hat er wohl dienstfrei, oder?«
    Moritz setzte ein zweifelndes Gesicht auf.
    Baltasar erkundigte sich: »Worum geht es denn bei der Demonstration? Vielleicht mache ich mit, damit Ziegler sich freut.«
    Moritz keckerte. »Er würde sich bestimmt freuen und dich wegen subversiven Betrachtens von Bäumen festnehmen, oder so. – Ach, es geht um diese bescheuerten Entlaubungspläne.«
    »Bitte was?«
    »Hast du noch nichts davon mitgekriegt? Das geht doch nun schon seit Monaten um, quer durch die ganze regionale und überregionale Presse, mit Erklärungen, Protesten, Gegenerklärungen und allem, was dazugehört. Die Idioten von der Stadt wollen doch, nachdem sie erfolgreich alles, was in Bonn ansehnlich war, wegsaniert haben, den letzten Rest auch entfernen, die Poppelsdorfer Allee.«
    Matzbach nickte. »Ach so, natürlich, davon hab ich gehört. Aber wen wundert das eigentlich? Wenn man sich Beamte hält, deren Daseinszweck der Umbau der Stadt ist, darf man sich nicht wundern, wenn sie zur Sache gehen. Sonst wüßte man doch, daß sie überflüssig sind. Außerdem werden sie bestimmt von einigen Leuten reichlich des hübschen Baren erhalten. Sind die Pläne denn jetzt endgültig durch?«
    Sarah hob die Hand. »Entschuldigung, ich war ein paar Wochen weg und vorher mit privater Chaotik völlig ausgelastet. Worum geht es denn da?«
    Moritz zuckte mit den Schultern. »Kurz gesagt ist es so. Vor ein paar Jahren ist für etliche hundert Millionen diese sinnlose U-Bahn gebaut worden, weil Bonn so was natürlich braucht, auch wenn nur zwei Kilometer davon unter der Erde sind. Gleichzeitig ist eine Straßenbahnstrecke stillgelegt worden, die hinter dem Bahnhof in Richtung Endenich verlief. Die Schienen hat man rausgerissen, da ist nichts geblieben. Jetzt sind einige von den Jungs, die dafür bezahlt werden, fremder Leute Geld zu verbraten, auf den Gedanken gekommen, daß diese Weltgegend, also allgemein der Bonner Westen, doch wieder an das U-Bahn- beziehungsweise Straßenbahnnetz angeschlossen werden soll. Natürlich geht das nicht einfach, indem man da, wo früher Schienen waren, wieder welche legt. Die könnten den Autoverkehr behindern, den die Herren durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzen wollen. Man sieht, es ist alles sehr klar und logisch. Nein, diese westliche Trasse soll unterirdisch verlaufen, jedenfalls die ersten fünfhundert Meter, und was bietet sich da besser an als die Poppelsdorfer Allee? Da stehen schließlich nur ein paar hundert schöne alte Bäume, und ein paar hundert schöne alte Villen. Mit anderen Worten: Diese Allee fallt aus dem optischen Gesamtbild der Stadt heraus. Es ist da noch nicht uniformiert und betoniert worden. Man will jetzt unterirdisch bohren; dabei werden wohl alle Bäume gefällt werden müssen, und die zuständigen Leute erklären mit Bedauern, daß sie keine Garantie für die Grundmauern der Villen übernehmen können.«
    Er seufzte und nahm einen riesigen Schluck Kaffee zu sich. »Außerdem liegen natürlich inzwischen Gutachten vor, die besagen, daß die meisten der Bäume krank sind.«
    Matzbach strahlte. »Na, siehst du!« sagte er fröhlich. »Das beweist doch wieder, daß die Wirtschaft funktioniert. Und die

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