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Und oben sitzt ein Rabe

Und oben sitzt ein Rabe

Titel: Und oben sitzt ein Rabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hände, legte das Fingerknäuel auf die Schreibtischplatte und blickte Matzbach an. »Mehr habe ich nicht. Mehr werden auch Sie nicht rauskriegen, denke ich mir.«
    Matzbach lächelte. »Ziegler«, sagte er freundlich, »Sie sind reizend. Welcher Ihrer Launen verdanke ich diese ausführliche Information? Haben Sie mir nicht neulich noch gesagt. Sie wollten nie wieder etwas von mir sehen oder hören?«
    Ziegler nickte. »Ja, ja«, sagte er ungeduldig, »das wäre mir auch am liebsten. Aber da sich heute diese zufällige Gelegenheit ergeben hat, wollte ich Sie soweit informieren, um sicherzugehen, daß Sie mir nicht morgen das Telefon heißquatschen und mir sensationelle Mitteilungen machen, die ich längst kenne.« Er blickte ihn scharf an. »Ich wünsche also«, sagte er deutlich, »daß Sie sich nicht schon wieder in Sachen einmischen, die Sie nichts angehen. Lassen Sie mich in Frieden. Es sei denn, Sie hätten wirklich etwas. Aber wo die Klugheit der Polizei versagt, dürfte auch Ihre Impertinenz keine Chance haben.«
    Er stand auf und ging zur Tür, die er ausladend öffnete. »Und das«, sagte er sarkastisch, »macht mich glücklich.«
    Baltasar stand auf. »Sie legen also den Fall zu dem Berg von Akten, auf dem ›ungelöst‹ steht?«
    Ziegler rümpfte die Nase. »Zunächst jedenfalls. Neues würde natürlich wieder alles umwerfen. Aber ich sehe nichts, im Augenblick. Raus mit Ihnen, und lassen Sie mich um Himmels willen jetzt und in aller Zukunft zufrieden. Ich habe nämlich«, sagte er, als Matzbach sich bereits auf dem Gang befand, »eine verdammte Abneigung gegen verdammte Amateure.«
    Fröhlich pfeifend begab sich Matzbach in seine Wohnung. Er räumte Zigarren und Marmelade beiseite, um an sein Telefon zu gelangen. Dann rief er Hoff an.
    »Ich habe gerade«, sagte er gutgelaunt, »etwas erhalten, womit ich niemals gerechnet hätte.«
    Hoff schien weder erstaunt noch besonders neugierig zu sein. »Was denn? Ein Päckchen vielleicht, oder gar eine Ansichtskarte?«
    »Nichts dergleichen, mein wirrer Freund. Ich hatte ein Gespräch mit dem lieben Ziegler. Er hat mir viele Dinge erzählt. Daraus habe ich Informationen gewonnen, und vor allem einen Eindruck. Er ist am Ende mit seinem Latein in diesem Fall; die Sache Naumann/Goldberg wird zu den Akten gelegt. Die Art und Weise, wie er mir alles erzählte, war ein verschlüsselter Hilferuf. So denke ich bei mir.«
    »Aha. Nun, dann laß ihn rufen.«
    Matzbach wischte einen Stapel Bücher vom Schreibtischsessel und setzte sich. »Gibt's bei dir was Neues?«
    Hoff stieß einen undefinierbaren Laut aus. »Was soll's Neues geben? Ich schreib immer noch Bewerbungen und erfreue mich des Daseins.«
    Matzbach pfiff durch die Zähne. »Warum wirst du nicht Anlageberater? Wenn du schon nichts rauskriegst, kannst du damit vielleicht wenigstens was reinkriegen.«
    Hoff lachte gequält. »Irrsinnig komisch.«
    Matzbach summte und trommelte mit den Fingern auf dem Marmeladeglas herum. »Hör mal«, sagte er schließlich, »Fricke, Vorwaldt und Albring sind sauber ...«
    Hoff unterbrach ihn. »Fricke auch?«
    Matzbach grunzte und berichtete von der Unterredung mit Ziegler und den Informationen über Frickes Vorleben und seine Rhönfahrten. Hoff lauschte und sonderte zwischendurch merkwürdige Laute ab. Schließlich sagte er:
    »Wahrscheinlich war das Mädel schwanger, Fricke hat sie ins Moor gestoßen und übt jetzt tätige Reue, indem er pilgert und Rosenkranz betet, obwohl er evangelisch ist.«
    »Evangelisch?«
    Hoff lachte. »Ach, Quatsch, nur dummes Zeug. Ist ja sowieso egal. Also, Fricke ist sauber. Und die anderen?«
    Matzbach berichtete von den Ausführungen des Hauptkommissars zu Baginsky und Stücker. »Ich glaube nicht, daß ich mein Renommee als Meisterdetektiv bei dieser Affäre ausbauen kann ...«
    Hoff kicherte. »Renommee? Interessant. Und ausbauen? So, so.«
    »Ah, bah. Jedenfalls scheinen die beiden ja auch aus dem Schneider zu sein. Ich werde sie noch einmal besuchen, um meinen Frust zu vergrößern, bevor ich den Kram hinschmeiße. Verhör du doch noch mal die Sekretärin.«
    Hoff stöhnte. »Die hab ich doch längst abgeseilt!«
    »Dann seil sie wieder an.«
    »Okay, Boss. Wenn's denn sein muß ...«
    »Und melden, sobald du was erfährst. Falls du was erfährst.«
    Hoff seufzte. »Ich werd schon nichts erfahren, tröste dich. Außerdem weiß ich gar nicht, wie ich ihr meine wechselnde Zuneigung verkaufen soll.«
    »Laß dir was einfallen. Bis die

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