Und plötzlich gehörst du ihm...
Reaktion warteten.
»So ist es«, sagte ich
schließlich, »es ist ein Brief vom Internat, und sie fordern mich auf, dort ein
Wochenende auf Probe zu verbringen.«
»Wann?«, fragte Paula.
»Nicht lachen, ja? Ich kann
schon dieses Wochenende kommen. Die haben es ja ganz schön eilig. Ich rufe
gleich meine Mutter an, damit sie mich am Freitag hinbringen können.« Ich stand
auf, ging zum Telefon und meldete mich bei meiner Mutter. Es war ein kurzes
Gespräch. Wir vereinbarten eine Zeit für Freitag früh.
»Das ging aber schnell«, sagte
Paula. »Du wirkst ein wenig enttäuscht, stimmt’s?«
»Nein, nicht wirklich
enttäuscht oder so«, sagte ich, »aber ein bisschen mehr Interesse hätte ich
schon ganz gut gefunden.«
»Ach, für deine Mutter ist es
natürlich auch nicht einfach. Und du, hast du Angst?«, fragte Paula.
»Nein, nicht wirklich, ich bin
eher aufgeregt. Schließlich kenne ich da niemanden. Und du weißt, mit dem
Regeleinhalten habe ich es auch nicht so. Vielleicht werde ich nicht genommen.
Und dann? Wie soll es dann weitergehen?«
»Es wird schon klappen. Und
wenn du nicht aufgenommen wirst, finden wir bestimmt eine andere Lösung. Ich
bin sicher, dass es da unheimlich schön ist und du dort eine Menge neuer netter
Menschen kennenlernen wirst. Denk an meine Worte!«, beruhigte mich Paula. Ich
musste über ihren Optimismus lachen. Aber vielleicht hatte sie ja Recht.
Plötzlich kam mir Mike in den
Sinn. Wie sollte ich ihm das alles erklären? Vielleicht wäre es besser, wenn
ich ihm nichts erzählte. Schließlich war ich ihm gegenüber zu nichts
verpflichtet, wir hatten nichts miteinander, und er würde sich nur unheimlich
auf regen. Ja, das war die richtige Entscheidung. Zufrieden ging ich unter die
Dusche und begann im Geiste eine Liste mit all den Sachen zu machen, die ich
noch schnell vor dem Wochenende erledigen musste.
H allo!«, begrüßte uns Piet.
»Freust du dich, oder bist du sehr aufgeregt?«
»Sehr aufgeregt«, antwortete
ich.
»Na, das wird schon alles
hervorragend laufen. Soll ich dir dein Zimmer zeigen? Du hast Glück, du bist in
deiner Gruppe das einzige Mädchen. Das heißt, du hast dein eigenes Zimmer,
während du sonst das Zimmer mit jemandem hättest teilen müssen. Kommst du?«
Piet ging voraus, und wir
folgten ihm in die große rechteckige Halle, in die zwei Gänge mündeten, der
eine führte nach links, der andere nach rechts. Vor uns lag ein Raum, den Piet
mir zeigte.
»Das ist das Zimmer der
Gruppenleiter«, erklärte Piet. »Hier schlafen die Gruppenleiter, wenn sie
Dienst haben. Von dem großen Schreibtisch aus kannst du telefonieren. Dort
schreiben diejenigen, die Dienst haben, auch den Übergabebericht.«
»Den Übergabebericht?«, fragte
ich.
»Darin notieren wir, wie der
Tag verlaufen ist und ob es noch Dinge gibt, die der Nächste, der Dienst hat,
wissen muss. Eine Art Tagebuch. Ihr dürft jederzeit lesen, was darin
festgehalten wird, und wenn etwas geschehen ist, das die anderen Jugendlichen
nicht lesen dürfen, wird es in deinem persönlichen Heft notiert. Auch das
kannst du einsehen, wenn du willst, es ist nur für dich und die Leitung
zugänglich. Alles klar?«
»Absolut.«
»In diesem großen Schrank«,
fuhr Piet fort, »wird euer Taschengeld aufbewahrt. Jeder hat seine eigene
Spardose mit einem Zettel darin. Darauf wird genau festgehalten, wie viel
herausgenommen wurde. Nur Gruppenleiter haben den Schlüssel für diesen Schrank.
In dem Schrank wird auch der süße Brotbelag aufbewahrt. Die Regel lautet, dass
beim Essen nur zwei süße Produkte auf dem Tisch stehen dürfen. Wenn eins davon
aufgebraucht ist, kann mit Zustimmung des Gruppenleiters ein neues geholt
werden. Bei den Brotmahlzeiten gilt, dass man mindestens eine Scheibe Brot —
und zwar dunkles — mit etwas Herzhaftem darauf essen muss. Wer dann noch Hunger
hat, kann ein Weißbrot mit herzhaftem Belag essen, und wenn man dann immer noch
nicht genug hat, darf man jede Menge Brot mit Süßem darauf spachteln. Findest
du die Regel zu streng?«
»Nein, überhaupt nicht«, sagte
ich lachend. »Ich mag das süße Zeug nicht, und Weißbrot schon gar nicht.«
Wir gingen weiter in den linken
Gang, auf dem sich nebeneinander vier weitere Türen befanden.
»Das hier sind alles
Schlafzimmer«, erklärte Piet. »Das erste ist deins.« Piet öffnete die Tür.
Ich betrat den Raum. Es war ein
kleines Zimmer mit einem Bett an der linken Wand, einem Waschbecken mit kaltem
Wasser an der
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