Und plötzlich gehörst du ihm...
einer der Jungen hob einen Deckel hoch.
»Oh Mann! Guck dir das an,
schon wieder Schuhsohlen«, sagte er und holte mit der Gabel ein Stück Fleisch
aus dem Behälter. Ich musste schrecklich lachen.
»Noch hast du gut lachen, aber
warte mal ab, bis du es gegessen hast, dann vergeht dir das Lachen«, sagte der
Junge.
»Immer her mit der Schuhsohle«,
sagte ich. Ich nahm einen Bissen. Es war mucksmäuschenstill. Fast hätte ich mir
an dem Stück Fleisch einen Zahn ausgebrochen, und alle begannen zu lachen. Sie
hatten Recht. Es war scheußlich.
Z wei Wochen nach dem
Probewochenende wurde ich aufgenommen. Schon bald gefiel es mir in der Gruppe
unwahrscheinlich gut, und die Zeit verging wie im Flug.
An einem sonnigen Freitagmorgen
packte ich meine Sachen für das erste freie Wochenende. Ich schaute auf die Uhr
und sah, dass es bereits halb zehn war. Um Viertel vor zehn konnte ich mir im
Hauptgebäude das Geld für die Heimreise abholen. Ich würde einen Umschlag mit
der abgezählten Summe für Zug und Bus bekommen. Also verabschiedete ich mich
pünktlich um Viertel vor zehn vom Gruppenleiter, marschierte zum Hauptgebäude
und nahm dort meinen Umschlag in Empfang. Ich musste das Geld nachzählen und
den Erhalt mit meiner Unterschrift quittieren.
Zusammen mit einem Jungen aus
meiner Gruppe ging ich zum Bahnhof. Es war ein Fußmarsch von bestimmt zwanzig
Minuten durch den Wald, bevor man den Bahnhof erreichte, doch das machte mir
nichts aus. Der Junge fuhr ein ganzes Stück mit mir zusammen, zwei Stationen
vor mir musste er aussteigen. Für uns beide war es die erste Fahrt mit dem Zug,
wodurch es noch schöner wurde.
Nach anderthalb Stunden war der
Junge an seinem Ziel angelangt, und wir vereinbarten eine Zeit, zu der wir am
Sonntag mit dem Zug zurückfahren würden, dann könnten wir wieder gemeinsam
reisen, denn das machte Spaß. Zwei Stationen später hielt der Zug in meiner
Stadt. Als ich den Bahnhof verließ, sah ich meine Mutter, die im Auto auf mich
wartete. Ich öffnete die Tür und begrüßte sie. Es war schon komisch, sich nach
so langer Zeit wiederzusehen, und noch ungewohnter würde es sein, wieder zu
Hause zu schlafen. Dennoch freute ich mich darauf.
Als wir zu Hause waren, sagte
meine Mutter: »Du kannst dir aussuchen, was du an diesem Wochenende unternehmen
willst. Du kannst machen, was du willst, aber ich fände es schön, wenn du zum
Essen zu Hause bist.«
»Okay, prima. Ich denke, das
sollte klappen, meinst du nicht?«
Meine Mutter nickte mir
aufmunternd zu.
Der Abend verlief ruhig,
ehrlich gesagt, sogar total entspannt. Wir hingen gemütlich vor der Glotze, bis
mein Stiefvater um halb elf von der Arbeit nach Hause kam. Ich fand, dass der
Tag lang genug gewesen sei, und ging ins Bett.
Morgen früh gehe ich mal bei
Mike vorbei, um zu sehen, wie es ihm geht, dachte ich, als ich im Bett lag.
Seit ich im Internat war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht wusste
er noch gar nicht, dass ich dort war. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
Am nächsten Morgen saß ich um
ungefähr elf Uhr auf dem Rad und fuhr zu Mike. Ich war gespannt, wie es ihm
ging. Eine Viertelstunde später bog ich in seine Straße ein und sah, dass neben
dem Haus ein Auto mit Anhänger stand. Während ich mein Fahrrad abschloss, kam
der Nachbar aus Mikes Haus. Er legte einen Stuhl in den Anhänger und ging
wieder ins Haus.
In diesem Moment hörte ich, wie
ein Auto hinter mir anhielt. Ich drehte mich um und sah eine kräftige Frau und
zwei Mädchen meines Alters aussteigen.
»Hallo!«, sagten sie fröhlich.
»Hallo!«, grüßte ich zurück.
»Wir kommen den Bouvier holen«,
sagte die Frau. »Du bist sicher Merel, stimmt’s?«
Ich nickte. »Und wer bist du?«
»Ich bin Mikes Schwester, und
die Mädchen hier sind meine Töchter. Wir nehmen den Welpen mit, dann ist
zumindest ein Hund gut untergebracht. Wenn du ihn besuchen willst, bist du
jederzeit willkommen. Ich weiß doch, wie verrückt du nach den Hunden bist.«
»Wo sind denn die anderen
Hunde?« Ich verstand gar nichts.
»Die beiden großen sind im
Tierheim, und den anderen Welpen will Mike behalten. Der befindet sich also
übergangsweise auch im Tierheim«, antwortete sie.
In diesem Moment kamen die
beiden Mädchen mit dem Hund aus dem Haus. Der Hund sah mich und sprang
begeistert an mir hoch. Dann sprang er mit einem Satz ins Auto, auf dem Weg zu
seinem neuen Zuhause.
»Du weißt Bescheid, ja? Wenn du
ihn sehen willst, brauchst du nur
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