Und plötzlich gehörst du ihm...
er
mein erster Freund, und ich hatte noch nie mit einem Jungen geschlafen. Mike
hatte schon oft genug ausprobiert, wie weit er gehen konnte, aber ich fand,
dass es beim Küssen bleiben sollte. Zu mehr war ich nicht bereit, ich hatte
furchtbare Angst.
Natürlich versuchte Mike abends
in mein Zimmer zu schleichen, aber das Pech wollte es, dass Piet Dienst hatte.
Klar, dass Mike das nicht passte, aber es gab nun einmal eine Vereinbarung, und
an die musste er sich halten. Bevor Piet schlafen ging, kam er noch bei mir
vorbei und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob ich vorhätte, heimlich zu
Mike zu gehen. Ich war ein bisschen erstaunt über seine Besorgnis und
versicherte ihm, dass ich das nicht vorhätte. Damit gab er sich zufrieden.
Am nächsten Tag ging es richtig
gemütlich zu. Mike und ich waren die ganze Zeit zusammen. Ich merkte, dass Mike
gern mit mir alleine sein wollte, aber Saskia hing uns auf der Pelle.
Vergeblich versuchte sie, Eindruck auf Mike zu machen.
Ich hatte Liza versprochen, ihr
zu helfen, hatte es aber total vergessen. Als Mike abends wieder nach Hause
abgereist war, bekam ich natürlich ordentlich was zu hören. Liza suchte mich in
meinem Zimmer auf und las mir die Leviten. »Du hast mich den ganzen Tag über
alles alleine machen lassen. Ich habe mich an unsere Vereinbarung gehalten und
dafür gesorgt, dass Mike hier schlafen durfte. Das habe ich für dich getan, und
dafür solltest du mir helfen.« Sie hatte Recht, das war nicht fair. Ich fühlte
mich furchtbar schuldig.
Trotzdem hatte ich einen
schönen Tag gehabt. Ich hatte aber auch deutlich gespürt, dass Mike älter war
als ich. Eigentlich drehte sich bei ihm alles nur um eine Sache: Er wollte mit
mir schlafen. Mir hingegen ging es einfach darum, Spaß zu haben. Ach, meine
Zeit kommt schon noch, dachte ich.
E s wurde Sommer. Alle fuhren in
die Ferien. Im Internat gab es nur noch eine Gruppe für diejenigen, die während
der Ferien nicht nach Hause konnten.
Ich selbst hatte drei Wochen
frei. Die erste Woche verbrachte ich auf einem Ponyhof, es war phantastisch.
Pferde waren mein Hobby, und dort konnte ich mich den ganzen Tag mit Pferden
beschäftigen. Auch vom Reiterhof aus telefonierte ich täglich um sechs Uhr
abends mit Mike. Nach ein paar Tagen musste ich zugeben, dass ich ihn und Kelly
zu vermissen begann. Sofort sagte er wieder, dass er mich holen wollte, doch
mir tat es zu sehr um das Geld meiner Mutter leid. Als ich dann auch noch
erzählte, dass ich mit einem der Gruppenleiter aneinandergeraten war, wurde er wütend.
So wütend, dass er am nächsten Tag mit einem Freund in der Reithalle
auftauchte.
»Ich mache den Kerl einen Kopf
kürzer, der dir Ärger bereitet«, sagte er. Zum Glück wusste er nicht, um wen es
sich handelte, und ich dachte nicht daran, es ihm zu sagen; ich schämte mich zu
Tode. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, fuhr er Gott sei Dank nach
Hause. Bevor er sich aufmachte, küsste er mich und versicherte mir, ich könnte
ihn jederzeit anrufen. Er würde sofort kommen. Das allerdings hatte ich inzwischen
wirklich begriffen.
Nach diesem Ereignis verhielt
sich plötzlich jeder lammfromm mir gegenüber. Insgeheim genoss ich das
natürlich. Ich fühlte mich wahnsinnig cool!
Die zweite Woche verbrachte ich
bei meiner Mutter. Das lief zwar in einigermaßen geordneten Bahnen, war aber
doch ein bisschen langweilig. Kelly und ich hingen viel bei Mike rum. Ich
sorgte dafür, dass ich pünktlich zu Hause zum Essen erschien. Inzwischen wusste
ich, wie ich den häuslichen Frieden wahren konnte.
Glücklicherweise durfte ich die
letzte Woche meiner Ferien bei Paula verbringen. Meine Mutter wollte in dieser
Woche auf den Campingplatz, und dazu hatte ich absolut keine Lust. Nein, dann
lieber eine Woche bei Paula. Hoch lebe die Freiheit!
Jeden Morgen so gegen zehn
radelte ich zu Kelly, um anschließend zusammen mit ihr zu Mike zu fahren. Kelly
hatte seit einiger Zeit ein Auge auf Erik geworfen, einen Freund von Mike. Ich
konnte nichts an dem Kerl finden. Er war arrogant und hässlich. Aber gut, Kelly
war total hin und weg von ihm, also hielt ich meinen Mund.
Auch an diesem Morgen hatten
wir uns wieder verabredet. Ich wartete zu Hause bei Kelly auf dem Sofa, bis sie
nach unten kam. »Wie findest du meine Frisur?«, war das Erste, was sie fragte,
als sie ins Wohnzimmer kam.
Ich schaute hoch und bemerkte
nichts Besonderes. »Genau wie sonst.«
»Meinst du, dass Erik mich so
hübsch findet?«
»Ich
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