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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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holen. Ich schloss kurz die Augen, um das
Gefühl der warmen Sonne auf meiner Haut zu genießen.
    »He, süße Maus!«, hörte ich
Mike rufen. Ich öffnete die Augen und sah, dass Mike nicht mich meinte. Mit
unseren Getränken in der Hand ging er zu einem Mädchen, die auf einem Rennrad
saß und mit einem Fuß auf dem Bürgersteig das Gleichgewicht hielt. Sie
wechselten ein paar Worte miteinander, dann stieg das Mädchen vom Rad, stellte
es achtlos an eine Wand. Zusammen kamen sie zu mir.
    »Das ist Kelly«, stellte Mike
sie vor.
    »Hallo, setz dich zu uns«,
sagte ich.
    Kelly setzte sich. In diesem
Moment kam einer der Jungen durch die Gasse gerannt und brüllte: »Mike, Mike,
komm schnell! Wir brauchen deine Hilfe! Eine Schlägerei! Du musst sofort
kommen!«
    Mike schoss hoch. Stühle fielen
um, und die Getränke tanzten auf dem Tisch. Wie der geölte Blitz war Mike
verschwunden. So ist er, dachte ich. Das ist Mikes Leben. Ich musste sofort
daran denken, was mir der Junge vorhin gesagt hatte.
    »Woher kennst du Mike?«, unterbrach
Kelly meine Gedanken.
    »Oh«, sagte ich, »ich habe ihn
über eine Schulfreundin kennengelernt.«
    »Aber du bist doch seine
Freundin?«
    »Ach«, sagte ich so ruhig wie
möglich, »ich weiß nicht. Woher kennst du ihn denn?«
    »Eigentlich kenne ich ihn nicht
so gut. Ich kenne seinen Bruder, der arbeitet im Jugendzentrum bei uns in der
Gegend. Mikes Bruder hat keinen Kontakt mehr mit ihm. Er warnt ständig jeden,
er solle Mike aus dem Weg gehen.«
    »He, das ist ja lustig. Heute
wurde ich von einem seiner Freunde gewarnt, ich sollte aufpassen, und jetzt
erzählst du mir das auch. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.«
    »Ich auch nicht«, sagte Kelly.
»Ich finde ihn eigentlich ganz nett.«
    »Ich auch!« Wir mussten beide
lachen. Wir griffen nach den Getränken und stießen auf Mike an. Für einen
Moment war es still.
    Plötzlich kam ein Mann auf uns
zu. Überrascht schauten wir ihn an. Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und
legte seinen Kopf in seine Hände. Kopfschüttelnd murmelte er: »Das gibt es gar
nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Was hast du noch nie erlebt?«,
fragte ich.
    Er blickte hoch. Jetzt sah ich
zu meiner Überraschung, dass es der Moderator der Fernsehsendung war, die heute
auf dem Marktplatz aufgenommen werden sollte. Er schaute mich verzweifelt an.
»Sie schmeißen mit Eiern auf die Künstler. Und auf dem ganzen Platz wütet eine
riesige Keilerei. Überall Polizei. Das reinste Chaos! Wir wollten
Fernsehaufnahmen machen, aber das können wir uns abschminken. Hierher komme ich
nie wieder, es ist einfach zu unheimlich.«
    Ich schaute zu Kelly hinüber
und wusste, dass sie dasselbe dachte wie ich: Mike war da zugange. Wir
schwiegen beide.
    »Hier, trink ein Bier«, sagte
Kelly und reichte ihm ein Glas, aber er stand auf und ging zu einem anderen
Mann, der gerade aus einer der Gassen kam, die zum Markt führten. Kelly und ich
schauten ihnen nach, als sie in der Menge verschwanden.
    »Sollen wir nach Hause gehen?«,
fragte Kelly.
    »Ja, das ist eine gute Idee.
Hier haben wir nichts mehr verloren«, antwortete ich. »Sollen wir zu dir nach
Hause gehen oder zu Mike?«
    »Ich muss mich zu Hause erst
noch umziehen, aber ich wohne nicht weit von hier. Danach können wir es uns in
Mikes Wohnung gemütlich machen. Der kommt vorerst doch nicht nach Hause«, sagte
Kelly.
    »Stimmt, da hast du Recht«,
sagte ich lachend. Wir standen auf, schnappten unsere Fahrräder und fuhren zu
Kelly.

 
     
     
    S eit diesem Fest hingen Kelly
und ich, wenn ich mein freies Wochenende hatte, ständig zusammen rum. Wir waren
aus dem gleichen Holz geschnitzt, nur dass sie zu Hause wohnte und ich im
Internat war. Jedes freie Wochenende verlief gleich. Ich teilte meine Zeit
zwischen meiner Mutter, Mike und Kelly auf.
    Im Internat verstrichen ein
paar Wochen, ohne dass irgendetwas Besonderes geschah. Ich ging gern zur
Schule. In meiner Gruppe fühlte ich mich ausgesprochen wohl. Mit den Jungen kam
ich richtig gut klar. Sie fanden Mike interessant, und wenn um sechs Uhr das
Telefon klingelte, brüllten sie im Chor: »Mike!«
    Als im Internat ein Tag der
offenen Tür veranstaltet wurde, durfte Mike sogar über Nacht bleiben, was wir
Liza zu verdanken hatten, einer Gruppenleiterin, die mich gern mochte und ein
gutes Wort für uns eingelegt hatte. Die Bedingung war allerdings, dass er in
einem anderen Zimmer schlief. Für mich war das kein Problem. Schließlich war

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