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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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mich an den Schrank,
und er lehnte sich mir gegenüber an die Anrichte. »Wie meinst du das?«, fragte
ich.
    »Du hast etwas Besseres
verdient«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Er ist verrückt, musst du wissen,
und du kannst ihn nicht ändern. Er ändert sich deinetwegen nicht. Glaub mir,
die Katze lässt das Mausen nicht. Er stammt aus einem völlig anderen Milieu als
du. Du gehst daran zugrunde, wenn du bei ihm bleibst, wirklich. Er lässt dich
nie wieder gehen, er ist total besessen von dir. Jetzt verspricht er dir noch
eine schöne Welt, aber wenn du für ihn zur Zwangsvorstellung geworden bist und
ihm irgendetwas nicht passt, macht er dich kaputt. Glaub mir, noch besteht die
Möglichkeit, dass er dich vergisst. Wenn du weitermachst, hast du nicht den
Hauch einer Chance, und dann brauchst du schon die Polizei als Freund, sonst
hast du es hinter dir.«
    Ich glaubte, nicht richtig zu
hören. Mike war bestimmt kein Musterknabe, aber ich war sicher, dass er mir
nichts antun würde. Der Junge zog ein Stück Papier aus der Hosentasche, schrieb
etwas darauf und gab es mir. Erstaunt las ich, was er aufgeschrieben hatte. Es
war eine Telefonnummer.
    Ich konnte nur noch stammeln:
»Danke, dass du dir solche Sorgen machst, aber...«
    Weiter kam ich nicht. Mike
betrat die Küche und wirkte ziemlich sauer, als er uns dort stehen sah. Sofort
steckte ich das Papier in die Hosentasche.
    Der Junge hatte Mikes Blick
verstanden. Während er die Küche verließ, sagte er: »Falls du mal Hilfe
brauchst, kannst du dich immer an mich wenden.« Mit diesen Worten ließ er uns
zurück.
    Mike schaute mich durchdringend
an und fragte: »Was wollte er?«
    In dem Versuch, meine
Verwirrung vor Mike zu verbergen, drehte ich mich um und zuckte mit den
Achseln. »Nichts. Er hat mir seine Hilfe angeboten, falls es mal Probleme im
Internat gibt«, log ich.
    »Aber ich bin doch für dich
da«, sagte er. »Der Knabe ist in dich verliebt. Darauf lässt du dich doch wohl
nicht ein, oder?«
    Ich wollte mit dem Kaffee ins
Wohnzimmer gehen, aber Mike hielt mich zurück, indem er sich mitten in die Tür
stellte. Er nahm mein Kinn, drückte es hoch, sodass ich ihm in die Augen
schauen musste.
    »Ich habe dich etwas gefragt!«,
schnauzte er.
    Ich erwiderte seinen starren
Blick. »Ich habe es gehört. Lass mich durch!« Ich stieß ihn weg. Mike musste
die Verachtung in meiner Stimme bemerkt haben, denn er erschrak und machte
einen Schritt zur Seite. Als ich an ihm vorbeiging, hielt er mich am Arm fest.
    »Entschuldigung!«, sagte er.
»Ich habe es nicht so gemeint.«
    Ich riss mich los und ging ins
Wohnzimmer. Als ich die Tassen auf den Tisch stellte, merkte ich, dass ich sie
heftiger absetzte, als ich es beabsichtigt hatte. Anscheinend war es allen
aufgefallen, denn plötzlich wurde es still im Raum. Ich spürte, dass mich der
Junge anschaute, doch ich wagte seinen Blick nicht zu erwidern.
    Als der Kaffee ausgetrunken
war, brachte ich die Tassen in die Küche. Die anderen waren schon alle bei den
Fahrrädern. Schnell lief ich in den Keller. Unten an der Treppe versteckte ich
den Zettel mit der Telefonnummer. Mike durfte nie etwas davon erfahren.
     
    Wir fuhren in die Stadt. Mike
saß hinten auf meinem Gepäckträger und hielt sich an mir fest. »Ich beschütze
dich«, sagte er, während er den anderen Verkehrsteilnehmern um uns herum mit
Gesten deutlich machte, dass mit ihm nicht zu spaßen war. »Das ist mein tolles
Mädchen!«, schrie er jedem zu, und auch diesmal fühlte ich mich geschmeichelt.
Was vorher geschehen war, war vergessen.
    Nach einer halben Stunde waren
wir in der Stadt. Wir stellten unsere Räder in einer kleinen Gasse ab, und
während ich noch an meinem Schloss herumhantierte, fragte einer der Jungen:
»Wer geht mit auf den Marktplatz? Wir werden ihnen zeigen, dass es uns noch
gibt!« Sie liefen bereits in Richtung Markt, als sie bemerkten, dass Mike noch
bei mir stand. Einer der Jungen rief: »He, Mike, kommst du nicht mit?«
    »Nein«, antwortete Mike. »Ich
bleibe bei Merel, heute halte ich mich zurück.«
    »Bist du sicher?«, fragte der
Junge.
    Ich beobachtete Mike, um zu
sehen, wie er reagierte. Ihm war anzumerken, dass er mitwollte.
    »Ja, ich bin sicher!«, rief
Mike. Er drehte sich um und legte mir einen Arm um die Schulter. Zusammen
gingen wir zu einem Café in einer Gasse direkt hinter dem Platz, wo sich das
Fest abspielte. Auf der Terrasse fand ich einen Tisch mitten in der Sonne. Mike
ging ins Café, um etwas zu trinken zu

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