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Und plötzlich gehörst du ihm...

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Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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Ich will sie auf
der Stelle sprechen. Wenn du nicht dafür sorgst, jage ich dir morgen eine Kugel
in die Birne!«
    Ich erschrak über die brutale
Ausdrucksweise, und in diesem Moment warf Mike das Telefon gegen die Wand. Ich
schaute mir das Ganze aus sicherer Entfernung an und blieb mucksmäuschenstill.
    Mike bemerkte mich und drehte
sich zu mir um.
    »Das war wahrscheinlich der
Campingplatzbesitzer, was?«, fragte ich.
    »Ja, der Kerl weigerte sich
einfach, deine Mutter zu rufen. Morgen früh würde er sie benachrichtigen. Als
ich ihm sagte, dass er eine Kugel in die Birne kriegt, hat er aufgelegt.«
    Mike schnappte sich das Telefon
und wählte eine Nummer. »Ich rufe ein paar Freunde an, dann fahren wir zum
Campingplatz. Dem Burschen werde ich zeigen, dass ich mir nicht auf der Nase
rumtanzen lasse.«
    Erschreckt lief ich auf ihn zu.
Ich warf mich ihm an die Brust und hörte sein Herz hämmern. »Mach dich nicht
verrückt. Der meint es doch nicht persönlich«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
»Bei denen gibt es schließlich auch Vorschriften. Morgen ruft meine Mutter
bestimmt an«, sagte ich mit möglichst viel Überzeugungskraft in der Stimme. Ich
spürte, wie Mike mich in die Arme nahm.
    »Ich will doch nur das Beste
für dich«, sagte er enttäuscht.
    »Das weiß ich auch, aber im
Moment können wir nichts machen.«
    Mike schwieg eine Weile, und er
sah richtig lieb aus. Der Mike, den ich jetzt sah, war jener Mike, der mir so
ein besonderes Gefühl gab. Das Gefühl, beschützt zu sein...

 
     
     
    A m nächsten Morgen wurden Mike
und ich durch das Klingeln des Telefons geweckt. Mike ging nach unten, um das
Gespräch anzunehmen. Gespannt lauschte ich, wer es war.
    »Merel, es ist deine Mutter!«,
hörte ich Mike rufen. Ich zog ein Hemd von ihm an und lief die Treppe hinunter.
    »Guten Morgen! Hast du gut
geschlafen?«, fragte mich Mike unten im Flur und gab mir einen Kuss. Ich
murmelte irgendetwas und ging ins Wohnzimmer. Bevor ich den Hörer nahm, holte
ich tief Luft.
    »Hallo!«, sagte ich, so ruhig
es eben ging.
    »Was ist los mit dir?«, fragte
meine Mutter mit eisiger Stimme.
    »Es ist nicht so gelaufen, wie
du denkst. Ich wollte es wirklich nicht, Ma«, flüsterte ich.
    »Ich habe gerade mit dem
Internat telefoniert und die Geschichte gehört. Ist dir klar, in was du da
geraten bist?«, fragte sie, jetzt mit mehr Nachdruck.
    »Ich bin in guten Händen, Ma.
Mach dir keine Sorgen.«
    »Und ob ich das mache! Wenn du
dort bleibst, kannst du nicht mehr mit meiner Hilfe rechnen! Dann musst du
alleine klarkommen.«
    »Tu, was du nicht lassen
kannst«, gab ich spitz zurück. »Wenn es das ist, was du willst.«
    »Nein, das ist überhaupt nicht
das, was ich will!« Sie begann zu weinen.
    »Du musst nicht weinen«,
versuchte ich sie zu trösten.
    Einen Moment war Schweigen auf
der anderen Seite. Dann legte meine Mutter auf.
    Mit dem Hörer in der Hand blieb
ich sitzen und mir wurde schlagartig klar, dass ich jetzt wirklich auf mich
selbst gestellt war.
     
    Mike kam ins Wohnzimmer. Er
setzte sich neben mich aufs Sofa und gab mir einen Becher Kaffee. »Was hat sie
gesagt?«, fragte er.
    »Sie will nichts mehr mit mir
zu tun haben, wenn ich hierbleibe«, antwortete ich. Die Tränen rollten mir über
die Wangen.
    Mike nahm mich in den Arm und
sagte tröstend: »Das meint sie nicht so. Das sagt sie nur, weil sie dich
zwingen will, hier wegzugehen.«
    Betrübt lag ich in Mikes Armen.
Momentan war mir alles egal, ich hatte nur noch Mitleid mit mir selbst. Meine
Mutter setzte mich unter Druck, Mike zu verlassen, aber wohin sollte ich denn
gehen? Im Internat wollte man mich natürlich nicht mehr haben. In der
Zwischenzeit hatten sie meinen Platz wahrscheinlich schon an jemand anderen
vergeben.
    So blieben wir eine Zeit lang
sitzen, bis Kelly auftauchte. »Hallo!«, begrüßte sie uns fröhlich. »Was ist
denn hier los?«
    Mike erzählte ihr, weshalb ich
so traurig war.
    »Ach, das hat meine Mutter
schon so oft gesagt. Das meint sie nicht im Ernst, Mann.«
    Mein Herzschlag setzte einen
Moment aus, als das Telefon klingelte. Das wird wohl meine Mutter sein, dachte
ich. Doch es war Erik, der vorschlug, meine Sachen mit seinem Auto aus dem
Internat zu holen. Das war zwar äußerst aufmerksam von ihm, allerdings hatte
ich keine Lust, mich dort wieder blicken zu lassen.
    Mike wollte, dass Kelly und ich
im Auto blieben. Es dauerte keine zehn Minuten, bis er mit einer großen Tasche
erschien, in der all meine Sachen verstaut

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