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Und plötzlich gehörst du ihm...

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Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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Aufmerksamkeit. Neugierig
schaute ich nach und sah, dass es Ron war, der auf dem Sofa schlief. Er wollte
heute Nacht wohl nicht mehr nach Hause gehen, dachte ich mir. Ich konnte mich auch
nicht erinnern, ob Mike noch gehört hatte, dass wir zurückgekommen waren.
    Während ich die Kaffeemaschine
anstellte, hörte ich jemanden die Treppe herunterkommen. Es war Mike. Er strich
sich mit den Fingern durchs Haar. »Guten Morgen!«
    Ich erwiderte seinen Gruß.
    »Und? Hast du gestern einen
schönen Abend verbracht?«, fragte er ein bisschen säuerlich.
    »Was glaubst du?«, antwortete
ich. »Wenn Ron uns nicht mitgenommen hätte, wäre es für mich noch langweiliger
geworden.«
    Erstaunt schaute er mich an. Es
schien, als könne er sich nicht vorstellen, dass er sich geirrt hatte. Ohne ein
Wort zu sagen, verließ er die Küche und lief ins Wohnzimmer, wo er sofort Ron
anschrie: »Verdammt noch mal, mach auf der Stelle, dass du aus dem Haus kommst!
Nennst du das etwa Freundschaft? Du hast heute Nacht versucht, die Mädchen zu
ködern! Aber eins sag ich dir: Es wird dir nicht gelingen, die Mädchen auf den
Strich zu schicken!«
    Von der Küche aus konnte ich
alles verfolgen. Ron blickte verschlafen zu Mike hoch. »Mach nicht solchen
Wind, Mann! Ich habe sie nur zu einem Roti eingeladen. Die Mädchen saßen hier
völlig alleine rum, während du dich da oben vergnügt hast.«
    »Ich hab überhaupt nichts mit
dem Weib gemacht!«, schrie Mike jetzt noch lauter.
    »Das glaubst du doch selbst
nicht!«, brüllte Ron zurück, während er seine Klamotten anzog. Er stand auf und
ging zur Schiebetür. Bevor er sie öffnete, blieb er noch kurz stehen. Er drehte
sich zu Mike um und sagte in drohendem Ton: »Mir gegenüber brauchst du dich
nicht zu rechtfertigen. Aber ich hoffe für dich, dass sie dir glaubt!« Er
zeigte auf mich.
    Mike schaute mich an. In der
Tat, wenn ich jetzt so darüber nachdachte, gab es keinen Grund, Mike zu
glauben. Ich drehte mich um und lief nach oben. Dort weckte ich Kelly und
erzählte ihr, was sich zwischen Ron und Mike abgespielt hatte.
    Sie zuckte mit den Achseln.
»Ach, stell dich nicht so an, Merel. Mike ist schon ein komischer Kerl, aber
ich glaube nicht, dass er es mit einer anderen tun würde, während er in dich
verliebt ist.«
    »Sollen wir heute Sozialhilfe
für mich beantragen?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Ja, das ist eine gute Idee.
Aber was hältst du davon, wenn wir vorher bei meiner Mutter etwas essen?«,
schlug sie vor.
    »Ja, prima. Ich könnte etwas
vertragen.«
    Wir gingen nach unten. Ich
wollte gerade das Haus verlassen, als Mike fragte: »Wo wollt ihr hin?«
    Ohne etwas zu sagen, öffnete
ich die Schiebetür und ging nach draußen. Als ich die Tür wieder schließen
wollte, hielt Mike mich zurück. »He, ich habe dich etwas gefragt!«, sagte er
heftig.
    Ich schaute ihm gerade in die
Augen. »Du hast mich gestern mit vorgehaltener Pistole aus dem Internat geholt
und gesagt, du wolltest für mich sorgen«, erwiderte ich eiskalt. »Anschließend
lässt du mich noch am selben Abend alleine im Haus zurück und erscheinst dann
mit einer Hure. Nennst du das etwa ›für mich sorgen‹?«
    Ohne noch einen Ton zu sagen,
drehte ich mich um und ging. Dass ich mich auf Mikes Versprechungen nicht
verlassen konnte, hatte ich gleich am ersten Abend lernen müssen
    Beim Sozialamt kam es nicht mal
zu einem Aufnahmegespräch. Die Frau hinter dem Schalter sagte mir, ich solle es
wieder versuchen, wenn ich sechzehn sei. Dann würde man meinen Antrag überhaupt
erst bearbeiten. Das Beste, was Mike jetzt unternehmen könne, sei, anzugeben,
dass er mit mir zusammenlebte. Dann könnte seine Sozialhilfe erhöht werden.
Enttäuscht verließen wir das Sozialamt. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass
irgendwie Geld reinkommen musste, sonst würde es nichts zu essen geben. Dies
war meine erste Lektion auf dem Weg in die Selbständigkeit gewesen. Ohne Geld
kein Essen! Daran hatte ich noch nie einen Gedanken verloren.
    Auf dem Rückweg trafen wir
Paula. Sie war überrascht, mich zu sehen. »Müsstest du nicht im Internat sein?«
    Ich erzählte ihr, was am Tag zuvor
geschehen war.
    »Weiß deine Mutter es schon?«,
fragte sie besorgt.
    Scheiße, meine Mutter! An sie
hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht.
    Paula meinte, falls ich
irgendwie Hilfe benötigen würde, solle ich es ihr sagen. Ich war darüber
unendlich dankbar, was ich ihr auch sagte.
    Das finanzielle Problem rückte
erst einmal in den

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