Und plötzlich gehörst du ihm...
erwartet.
»Und die Pistole?«, fragte Piet
vorsichtig.
»Das war für mich auch total
überraschend. Ich wusste ja noch nicht mal, dass er eine hat.«
»Bist du jetzt alleine?«
»Ja. Ich weiß nicht, wo Mike ist,
er ist mit ein paar Freunden unterwegs. Ich wollte auch nur kurz sagen, dass
ich gut angekommen bin.«
»Ich finde es prima, dass du
angerufen hast. Ich habe mir Sorgen gemacht. Findest du es nicht blöde, dass du
da jetzt alleine hockst?«
»Ich weiß wirklich nicht, was
ich von diesem Abend halten soll. Ich hoffe nur, dass alles so läuft, wie Mike
es gesagt hat.«
»Du kannst mich jederzeit
anrufen«, sagte Piet. »Hast du Papier und Bleistift zur Hand? Dann gebe ich dir
meine Privatnummer, falls du mich brauchst oder einfach nur mit mir reden
möchtest.«
Nachdem ich die Telefonnummer
notiert hatte, bedankte ich mich bei Piet und versprach hoch und heilig, wieder
von mir hören zu lassen. Mir gab es ein gutes Gefühl, noch mal mit ihm
gesprochen zu haben.
Nach dem Telefonat beschloss
ich, meine Sachen nach oben zu bringen. Ich hatte gerade damit begonnen, als
ich das Geräusch der sich öffnenden Schiebetür hörte. Neugierig schaute ich
nach. Es war Kelly.
»He, hallo!«, begrüßte ich sie.
»Hallo! Ich bin so schnell wie möglich
gekommen, als ich hörte, dass du hier bist«, sagte Kelly. Sie strahlte vor
Freude.
»Komm, setz dich. Möchtest du
etwas trinken? Dann erzähle ich dir die ganze Geschichte«, sagte ich atemlos.
»Ich glaube nicht, dass es viel
zu trinken gibt«, sagte Kelly. »Wahrscheinlich ist nur Bier da.«
Ich zuckte mit den Achseln.
»Dann trinken wir eben Bier.«
Zusammen setzten wir uns aufs
Sofa, jede mit einer Flasche Bier in der Hand. Kelly hörte mir aufmerksam zu,
als ich von den Ereignissen des Nachmittags berichtete. Während ich mich selbst
erzählen hörte, wurde mir klar, dass es doch eine ganz schön seltsame
Geschichte war. Andererseits war sie im Nachhinein betrachtet natürlich auch
ungeheuer aufregend, obwohl ich immer noch die Angst und die drohende Gewalt spürte.
Das versuchte ich jedoch so schnell wie möglich zu vergessen.
Ungefähr um Mitternacht kamen
Mike und Ron zurück. Sie waren nicht allein. Mikes Freund war nicht
mitgekommen, aber dafür ein anderer Typ, den ich noch nie gesehen hatte, und
eine Frau, die ich ebenfalls nicht kannte. Kelly und ich wussten nicht, was wir
sagen sollten, und von dem Bier begann sich mein Kopf inzwischen zu drehen.
Die Frau sah abstoßend und
schlampig aus. Sie setzte sich mit Ron auf das Sofa und fragte lautstark: »Wann
krieg ich’s denn jetzt?«
»Erst den Jungs Spaß bereiten«,
antwortete Ron ruhig. »Es sind Freunde von mir.«
»Aber von einem von denen ist
seine Freundin hier?« Sie schaute zu mir. Ich wagte Kelly nicht anzublicken, da
ich Angst hatte, dass sie sehen würde, was ich vermutete. Die Frau schien eine
Nutte zu sein und war als Geschenk für Mike und den Burschen gedacht, den ich
nicht kannte.
»Ach«, hörte ich Mike sagen.
»Ich schaue nur zu.« Mit diesen Worten verschwanden sie zu dritt nach oben.
Kelly und mir verschlug es die
Sprache. Ron sah nur unsere erstaunten Gesichter und sagte: »Meine Damen, was
haltet ihr davon, wenn wir uns ein Roti reinziehen?«
»Was ist das?«, fragte Kelly.
Ron stand auf. »Kommt, ich zeig
euch mal, wie man das isst.«
Mir erschien es in der Tat sinnvoll,
mit ihm mitzugehen, denn ich hatte Hunger und wollte so schnell wie möglich aus
dieser unmöglichen Situation heraus.
D ie Sonne schien durch einen
Spalt in der Gardine warm auf mein Gesicht. Vorsichtig öffnete ich die Augen
und schaute mich verwundert um. Kelly und ich lagen in einem der Zimmer, die
früher als Kinderzimmer gedient hatten. Als ich aufstehen wollte, verspürte ich
einen heftigen Druck in meinem Kopf. Schlagartig wurde mir bewusst, was gestern
alles geschehen war. Das Bier von gestern Abend war der Grund für den
Brummschädel. Ich habe einen Kater, dachte ich. Na schön, dann weiß ich jetzt
wenigstens, wie sich das anfühlt.
Ich stieg aus dem Bett und
schlüpfte in meine Kleider. Ganz leise verließ ich das Zimmer, um Kelly nicht zu
wecken. Im Flur sah ich, dass die Tür zu Mikes Schlafzimmer nur angelehnt war.
Vorsichtig ging ich hin und öffnete sie. Da lag er auf seinem Bett — unbedeckt
und völlig nackt. Schnell zog ich mich zurück. Ich brauchte dringend einen
Kaffee.
Als ich unten in den Flur kam,
erregte lautes Schnarchen aus dem Wohnzimmer meine
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