Und plötzlich gehörst du ihm...
Die Polizei hat entdeckt,
dass ein paar Paletten verschwunden sind, also gibt es Krach«, erklärte Kelly.
»Mike will, dass du kommst.«
»Du kannst ihm ja sagen, dass
ich gleich komme.«
»Ich halte mich da raus«,
meinte Kelly pikiert und drehte sich um.
Was soll das denn jetzt schon
wieder?, dachte ich. Mit einem tiefen Seufzer nahm ich Abschied von der
faszinierenden Aussicht. Die Dunkelheit griff um sich. Meine schöne Aussicht
war verschwunden. Ich holte meine Schuhe und schlenderte zu den anderen. Der
Polizeibus war inzwischen weg. Ich stellte keine Fragen, mich ging das alles
schließlich nichts an.
Ich ließ mich neben Mike in den
Sand fallen und starrte ins Feuer. Mike sagte keinen Ton. Auch ich schwieg. Als
das Feuer fast niedergebrannt war, hatten wir immer noch kein Wort gewechselt.
Die anderen wollten nach Hause, und wir gingen schweigend mit.
In der Straßenbahn setzte sich
unser Schweigen fort. Ich starrte aus dem Fenster. Als wir in der Stadt
ankamen, schlug Mike vor, seine Schwester zu besuchen, und alle fanden es gut.
Ich hatte auch nichts dagegen, so konnte ich Mikes anderen Hund mal wieder
sehen.
Seine Schwester schien sich zu
freuen, als sie die Haustür öffnete. Einer nach dem anderen gingen wir ins
Haus. Gemeinsam mit Kelly blieb ich im Flur, wo wir von dem Hund begrüßt
wurden. Während ich mich hingekniet hatte und den Hund streichelte, stellte
Mike seiner Schwester die anderen vor. Ich hörte ihn sagen: »Diese hier ist ein
Superweib!« Er wies auf Kelly. Dann zeigte er auf mich und sagte. »Und diese
hier kennst du ja schon, sie ist ein Baby!«
Dann ging er einfach ins
Wohnzimmer. Die Tränen traten mir in die Augen. Kelly schaute mich verwirrt an.
Anscheinend wusste sie auch nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
»Geh nur«, sagte ich leise.
Kelly folgte den anderen ins Wohnzimmer.
Ich versuchte, meine Tränen
zurückzuhalten, als ich so alleine im Flur stand, doch es gelang mir nicht. Zum
ersten Mal hatte Mike mich verletzt. Wie konnte er nur so etwas sagen, obwohl
er mir doch immer gesagt hatte, dass ich etwas Besonderes für ihn war?
Ich spürte, wie sich zwei Arme
auf meine Schultern legten. Es war Mikes Schwester, »Mach dir nichts draus. Was
er eben getan hat, lässt sich nicht beschönigen, aber ich fürchte, dass du ihn
beleidigt hast«, sagte sie sanft. »Dann reagiert er immer so.«
»Bestell ihm schöne Grüße von
mir, ich gehe nach Hause«, sagte ich.
»Bist du dir sicher? Ich weiß,
dass die Sache für ihn jetzt ausgestanden ist.«
»Für mich nicht!« Ich trat über
die Schwelle, zog die Tür hinter mir zu und lief alleine nach Hause. Die Busse
fuhren nicht mehr, es würde also ein langer Weg werden. Tief in Gedanken
versunken kam ich zu Hause an. Ich schob die Schiebetür auf und ging wie
betäubt nach oben. Ich heulte in einem fort. Was an diesem Abend geschehen war,
tat mehr weh als der Schlag, den ich von ihm am Taxi bekommen hatte.
Offensichtlich lernte ich gerade eine ganz neue Seite von ihm kennen, die ich
bisher noch nie an ihm gesehen hatte. Im Bett heulte ich mich in den Schlaf.
L angsam öffnete ich die Augen
und blickte direkt in das Gesicht des schlafenden Mike. Ich hatte nicht mal
gemerkt, dass er nach Hause gekommen war, aber ich spürte immer noch meinen
Ärger darüber, dass er mich gestern Abend beleidigt hatte. Ich stieg aus dem
Bett, hob meine Sachen vom Boden auf und zog sie an. Mir war es egal, ob Mike
wach wurde, ich nahm keine Rücksicht auf ihn und beschloss, ein schönes warmes
Bad zu nehmen. Während ich am Wasserhahn die Temperatur regelte, schaute ich
mich um, ob es irgendwo Badeschaum gab. Recht schnell kam ich zu dem Schluss,
dass derartiger Luxus hier nicht zu haben war. Also lief es eben auf ein Bad
mit klarem Wasser hinaus.
Das Wasser schoss mit
ziemlicher Geschwindigkeit aus dem Hahn, aber ich sah, dass mir noch Zeit
blieb, auf die Toilette zu gehen. Geräuschvoll ging ich die Treppe hinab und
setzte mich aufs Klo. Es machte mir richtig Spaß, mal keine Rücksicht auf Mike
zu nehmen. Als ich nach dem Toilettenpapier greifen wollte, griff ich ins
Leere. Neben mir lag ein Stapel Zeitungspapier. Na gut, das musste auch reichen.
Mit großen Sprüngen ging es
wieder die Treppe hinauf. Ich sorgte dafür, dass ich noch mehr Krach machte. Es
entspannte mich hervorragend. Ich konnte einfach nicht aufhören. Mit beiden
Füßen sprang ich in den Flur und stieß extra gegen die Badezimmertür, als ich
sie
Weitere Kostenlose Bücher