Und plötzlich gehörst du ihm...
öffnete.
Ich hatte die Türklinke noch in
der Hand, als ich sah, dass Mike zufrieden in der Badewanne lag. Natürlich sah
er genau, wie überrascht ich war, aber er sagte nur: »Guten Morgen. Gut
geschlafen?«
Ich starrte ihn nur an und
wusste nicht, was ich tun sollte. Eigentlich war es ziemlich spaßig, ihn da so
zu sehen.
»Hast du etwa gedacht, dass ich
nicht gehört habe, welchen Krach du gemacht hast? Bei diesem Getöse konnte ich
schlecht im Bett liegen bleiben, deshalb bin ich schon mal in die Badewanne
gestiegen. Oder war das nicht deine Absicht?«
Ich sagte immer noch nichts.
Eigentlich wollte ich wieder gehen. Ich hatte keine Lust, mir seine Sprüche
anzuhören, doch es schien, als könnte ich meine Füße nicht bewegen.
»Wenn du schon nichts zu sagen
hast«, fuhr Mike fort, »kannst du dich ja wenigstens zu mir setzen.«
»Glaubst du etwa, ich komme zu
dir in die Wanne?«, fragte ich böse.
Mike stand auf. Das Wasser
tropfte an ihm herab, und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte er mich
gepackt, und ich hing in seinen Armen. Er ließ sich genauso schnell ins Wasser
zurückfallen, wie er aufgestanden war. Ich wurde klatschnass, samt Kleidung.
Lächelnd schaute ich ihn an.
Mit durchdringendem Blick sagte er: »Tut mir leid wegen gestern.«
Als ich den Mund öffnete, um
ihm zu antworten, schloss er ihn mit seinen Lippen. Langsam befreite er mich
von den nassen Kleidern. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tobten. In solchen
Momenten konnte Mike mich alles um mich herum vergessen lassen, sogar die
Tatsache, dass er mich gestern dermaßen verletzt hatte.
Wir liebten uns, bis das Wasser
kalt war. Nachdem wir uns angezogen und Kaffee getrunken hatten, schlug ich
vor, einkaufen zu gehen. Schließlich hatte das Sozialamt gerade gezahlt, und
deshalb konnten wir jetzt wieder Essen für diese Woche besorgen.
»Ich gehe heute Nachmittag kurz
in den Supermarkt«, meinte Mike.
»Soll ich eine Liste mit den
Sachen machen, die wir brauchen?«, fragte ich.
»Nein, ich weiß schon, was wir
brauchen. Überlass das ruhig mir.«
Während Mike zum Einkaufen
unterwegs war, räumte ich ein bisschen im Haus auf. Sämtliche Kleider, die auf
der Erde herumlagen, steckte ich in die Waschmaschine. Waschmittel war nirgends
zu finden. Ich hoffte, Mike würde es mitbringen, dann konnte er mir auch gleich
erklären, ob ich die Wäsche richtig einsortiert hatte. Es war das schließlich
das erste Mal, dass ich mich um die Wäsche kümmerte.
Als ich mit dem Haus fertig war
und schon jede Menge Kaffee getrunken hatte, hielt ich es vor Hunger nicht
länger aus. Ich hoffte, Mike würde jeden Moment nach Hause kommen. Schließlich
griff ich doch wieder nach einer Scheibe altem Brot.
Der Nachmittag verstrich, und
Mike kam nicht nach Hause. Es wurde Abend, und ich hatte immer noch nichts von
Mike gehört. Der Hunger wollte nicht weichen. Also ging ich in die Küche und
holte ein paar Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, schließlich ersetzten die ein
paar Scheiben dunkles Brot. Das Bier stieg mir schnell zu Kopf, also beschloss
ich, mich ein wenig aufs Sofa zu legen.
Die Schiebetür ging auf, und
ich schoss hoch. Mike, dachte ich. Falsch. Es war Kelly, die hereinkam.
»Hallo!«, begrüßte sie mich.
»Hallo!«, sagte ich »Ich
dachte, es wäre Mike.«
»Warum?« Sie setzte sich neben
mich.
»Er wollte heute Nachmittag nur
kurz einkaufen gehen und ist bis jetzt nicht zurückgekommen«, erklärte ich.
»Weißt du denn nicht,«, fragte
sie erstaunt, »dass Mike im Jugendzentrum sitzt?«
»Im Jugendzentrum? Was macht er
denn da?«
»Wenn er Geld eingesackt hat,
lässt er sich immer als Erstes im Jugendzentrum volllaufen.«
»Das ist doch nicht dein
Ernst!«, sagte ich ungläubig. »Er sollte Einkäufe für uns machen. Ich habe
wahnsinnigen Hunger, ich fresse verdammt noch mal schon das Brot vom Hund!«
»Stimmt das? Ich weiß, dass er
immer erst seine offenen Rechnungen in der Frittenbude und im Jugendzentrum
bezahlt.«
Ich glaubte, nicht richtig zu
hören. Mike hatte mich aus dem Internat geholt und wollte für mich sorgen. Und
jetzt stellte sich heraus, dass ich selbst zusehen musste, wie ich zurechtkam.
Wütend stampfte ich in die Küche und stellte die Waschmaschine ohne Waschmittel
an. Mike war das sowieso egal, und mir in Zukunft auch.
Kelly kam in die Küche und sah,
dass mir die Tränen über das Gesicht liefen. »Ich bringe dir morgen etwas
frisches Brot mit. Ist das in Ordnung?«, sagte sie tröstend.
Ich
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