Und plötzlich gehörst du ihm...
Beziehung schwierig war, überwand ich meinen
Widerwillen, mit ihr zu reden, denn die Verlockung, ein Butterbrot oder etwas
anderes zu essen zu bekommen, war groß. Sie sagte jedes Mal: »Du kannst so oft
bei mir essen, wie du willst, aber Geld bekommst du nicht. Ich weiß, dass Mike
es dir abnimmt und Bier davon kauft. Das möchte ich nicht, verstehst du?«
Natürlich verstand ich es und
war sogar froh darüber. Sie hatte Recht, das Geld würde zu ihm gelangen, und
ich hätte nichts davon.
Einmal hatte ich auch bei
meinem Vater gegessen. Seine Frau hatte eine große Schüssel Makkaroni gemacht.
Ich hatte die ganze Schüssel leer gegessen. Mein Vater und seine Frau machten
große Augen, als sie mich so reinhauen sahen. Eigentlich wollte ich auch mit
ihnen keinen Kontakt haben, doch da ich solchen Hunger hatte, nahm ich ihre
Einladungen zum Essen gern an. Danach machte ich mich wieder so schnell wie
möglich aus dem Staub.
Die Zeit ging schnell vorbei.
Job störte mich nicht, denn er war fast nie zu Hause. Trotzdem schaffte er es
irgendwie, über all meine Unternehmungen informiert zu sein. Und abends, wenn
ich im Bett lag, kam er immer noch mal kurz bei mir vorbei, um über seinen Zug
durch die Gemeinde zu berichten. Er erzählte, mit welchen Mädchen er
geschlafen, und ob es eine Prügelei gegeben hatte. Es war ganz lustig, noch ein
bisschen Zu schwatzen, schließlich wohnten wir ja unter einem Dach.
Im Handumdrehen war eine Woche
vergangen. Eines Abends sagte Job, dass wir am nächsten Tag das Haus auf
Vordermann würden bringen müssten, weil jemand vom Jugendamt kommen würde. Er
hatte Mike versprochen dafür zu sorgen, dass es ordentlich aussah.
Morgens wurde ich durch Musik
aus dem Wohnzimmer geweckt. Ich sprang aus dem Bett und ging ins Badezimmer, um
mich zu waschen. Während ich noch mein Haar zu einem Pferdeschwanz band, lief
ich die Treppe hinab. Ich linste durch den Türspalt ins Wohnzimmer und sah Job,
der schon fleißig dabei war, die Zimmerdecke zu streichen.
»Guten Morgen!«, sagte ich.
Ohne seine Arbeit zu
unterbrechen, grüßte er zurück.
Der Duft frischen Kaffees stieg
mir in die Nase. Ich ging in die Küche und fragte über die Schulter hinweg, ob
er auch einen Becher haben wolle.
Während ich zwei Becher Kaffee
einschenkte, hörte ich Kelly ins Wohnzimmer kommen und mit Job reden. Als ich
mit dem Kaffee rüberging, sah ich, dass sie alte Klamotten anhatte.
»Hilfst du heute auch mit?«,
fragte ich.
»Ja, ist das in Ordnung?«
Ich musste lachen. »Na klar,
natürlich ist das in Ordnung. Toll!«
Vorsichtig stellte ich die
Becher auf den Tisch, und wir setzten uns alle drei aufs Sofa, als plötzlich
der Nachbar vor der Schiebetür stand.
»Guten Morgen!«, begrüßten wir
ihn fröhlich. »Möchtest du auch einen Kaffee?«
»Na, da sage ich nicht nein«,
antwortete er und setzte sich zu uns aufs Sofa. Während Kelly in die Küche
ging, um den Kaffee einzuschenken, erzählte er, dass er im Keller noch einen
Teppich liegen hätte, den wir haben könnten, um ihn unter den Tisch zu legen.
Der Teppich sei aufgerollt und voller Flohpulver, aber wir bräuchten ihn nur
abzusaugen, dann wäre er wieder wie neu.
»Was hast du hier eigentlich
vor?«, fragte der Nachbar Job.
»Mike hat mir freie Hand
gelassen«, erwiderte Job. »Ich will den Bodenbelag rausnehmen, damit der
Holzfußboden wieder zum Vorschein kommt, dann will ich die Wände weiß streichen
und die Steckdosen schwarz. Welche Farbe hat der Teppich?«
»Schwarz«, sagte der Nachbar.
»Das trifft sich gut«, sagte
Job. »Dann wird es ein schwarz-weißes Zimmer. Das Sofa ist auch weiß. Machst du
es sauber?« Job schaute mich an. Ich nickte.
»Ich helfe beim Anstreichen«,
sagte Kelly, die inzwischen wieder ins Wohnzimmer gekommen war.
Als der Nachbar sich wieder auf
den Weg gemacht hatte, gingen wir beschwingt und voller Energie ans Werk. Die
Zeit verflog so schnell, dass wir gar nicht merkten, wie spät es war, als wir
schließlich fertig waren. Es ging schon auf den Abend zu. Job lief noch schnell
zum Nachbarn hinüber und holte den Teppich. Wir rollten ihn aus, dann waren wir
fertig. Müde, aber zufrieden betrachteten wir das Ergebnis. Wir mussten den
Teppich nur noch absaugen. Ich suchte das ganze Haus ab, doch ein Staubsauger
war nirgends zu finden.
»Dann eben nicht«, sagte Job.
»Ich gehe jetzt duschen und danach in die Stadt, um noch etwas zu trinken.«
Er ging nach oben. Kelly fuhr
nach Hause. Ich ließ mich auf
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