Und plötzlich gehörst du ihm...
wusste,
dass ich auch ihr gegenüber nicht die Wahrheit sagen durfte. Ich konnte nicht
darauf bauen, dass sie mich nicht an Mike verraten oder sich vielleicht
verplappern würde. Dann wäre meine Mutter in Gefahr, und das durfte ich auf
keinen Fall zulassen.
»Mike sitzt im Knast, und wir
sitzen hier und haben einen Riesenspaß. Vergiss also deine Sorgen und entspann
dich«, beruhigte ich sie. Es regnete, wir sangen, und die Fahrt ging weiter.
Eine Stunde rumpelten wir
dahin, dann waren wir zu Hause. Kelly gab dem Pony etwas Gras, während ich im
Garten einen provisorischen Stall baute. Als ich damit fertig war, spannten wir
das Pony aus und brachten es in seinen Unterstand. Wir gingen ins Haus, um uns
abzutrocknen. Danach pflanzten wir uns aufs Sofa und schauten durchs Fenster
dem Pony zu, das sein neues Zuhause voller Bewunderung begutachtete.
»Ich komme heute Abend noch mal
vorbei«, sagte Kelly gegen sechs Uhr. »Jetzt muss ich nach Hause und essen. Bis
nachher also.«
»Okay, bis dann.«
Eine Stunde nachdem Kelly nach
Hause gegangen war, kam Barbara. Wir tranken zusammen Kaffee. Mehr konnte ich
ihr nicht anbieten.
»Morgen bin ich um halb acht
hier«, sagte sie. »Wir müssen den Zug um acht Uhr nehmen und sind dann gegen
halb elf dort. Ich bezahle deine Fahrkarte und nehme auch etwas zu essen mit
für unterwegs. Ist das in Ordnung?«
»Ja, prima.«
»Kommst du klar mit Mike?«,
fragte sie und blickte mich durchdringend an.
Ich versuchte, mein Gesicht zu
wahren, und fragte ausweichend: »Möchtest du noch einen Kaffee?« Ich nahm ihre
Tasse und ging in die Küche.
Barbara kam hinter mir her und
lehnte sich an die Anrichte. »Du brauchst mir nicht zu antworten. Ich habe
schon verstanden. Leider kann ich dir nicht helfen, du musst das selbst
hinbekommen. Sorge dafür, dass er dich hasst, dann kommst du von ihm los, dann
lässt er dich gehen. Es liegt in deiner Hand. Ich kann nur versuchen, dir
Schutz zu bieten, indem mein Haus immer für dich offensteht, wenn er dich
wieder mal rangenommen hat. Aber du darfst mir glauben, dass er sehr weit gehen
wird, um dich zu halten. Lass dir morgen nichts anmerken. Tu so, als würdest du
ihn schrecklich vermissen, denn wenn er spürt, dass irgendetwas nicht stimmt,
wird er gefährlich. Vor allem im Moment, solange er im Gefängnis sitzt.«
Kelly und Erik kamen, also
mussten wir das Gespräch beenden. Wir gingen ins Wohnzimmer zurück und setzten
uns aufs Sofa.
»Das Zimmer ist nett geworden«,
sagte Erik. »Tolle Idee übrigens, das Pony im Garten.«
Ich lachte. »Ja, finde ich
auch.« Ich ging in den Garten, um zu sehen, ob mit dem Pferd alles in Ordnung
war. Ich streichelte ihm die Flanke und dachte an das Gespräch mit Barbara. Ich
durfte also Mike gegenüber nichts durchscheinen lassen, koste es, was es wolle.
Vielleicht war Barbara die einzige Person, der ich vertrauen konnte...
Das Pony knabberte im Garten
zufrieden am Gras. Mein Magen schmerzte entsetzlich. Ich lief in die Küche, um
zu schauen, ob dort vielleicht doch noch etwas Essbares zu finden war, das ich
noch nicht entdeckt hatte. In einem Küchenschrank stieß ich auf eine Packung
Makkaroni. Jetzt noch irgendetwas dazu, dachte ich. Im Gefrierfach lag ein
Beutel Fleisch. Ich nahm ihn heraus. Ich konnte nicht erkennen, was es war, und
ging damit ins Wohnzimmer.
»Weißt du, was das ist?«,
fragte ich Barbara und hielt ihr den Beutel hin.
Sie nahm ihn, schaute ihn sich
kurz an und verzog das Gesicht, dann sagte sie: »Das ist Hundefutter.«
Enttäuscht nahm ich ihr den
Beutel wieder ab und lief in die Küche zurück. Ich wollte ihn gerade wieder ins
Gefrierfach legen, als Barbara aus dem Wohnzimmer rief: »Sind da weiße Flecken
drauf?«
Ich betrachtete das Fleisch.
»Nein.«
»Oh, dann ist es kein
Hundefutter, sondern gewöhnliches Fleisch.«
Fein, dachte ich, dann verputze
ich das Ganze mit ein bisschen Ketchup.
»Soll ich es für dich machen?«,
hörte ich Barbara fragen, die hinter mich getreten war.
»Ja, gern.«
Barbara stellte eine Pfanne auf
die Herdplatte und begann das Fleisch zu würzen. Ich ging ins Wohnzimmer,
setzte mich aufs Sofa und wartete. Es dauerte nicht lange, da drang der Duft
von gebratenem Fleisch in meine Nase.
Erik schnupperte. »Gibt es hier
Makkaroni? Bekomme ich auch etwas?«
»Nein, eher nicht«, sagte ich.
»Du kannst zu Hause essen. Es ist höchstens ein halber Teller. Findest du es sehr
schlimm?«
»Nein, du hast Recht, aber es
riecht so gut«, sagte
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