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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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die Akte anfordern. Wie auch immer, du kannst
wieder nach Hause.« Dann gab sie mir die Tabletten.
    Bevor sie das Zimmer verließ,
bedankte ich mich für ihre Mühe. Sie antwortete mit einem Augenzwinkern und
ging.
    Noch während ich mir das
Medikament anschaute, kam Mike bereits wieder ins Zimmer.
    »Komm!«, sagte er und fasste
mich am Arm. »Wir gehen nach Hause.«
    Schweigend traten wir den
Heimweg an, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
     
    Zu Hause ließ mir Mike beim
Betreten des Hauses den Vortritt. Drinnen war es still. Kelly und Job waren
nicht da, und das gefiel mir gar nicht. Ich hörte, wie Mike die Schiebetür
hinter sich schloss. Ich wollte mich aufs Sofa setzen, bekam jedoch einen
kräftigen Stoß in den Rücken, sodass ich vornüber aufs Sofa stürzte.
    »Was hast du im Krankenhaus
erzählt?«, schrie er mich an.
    »Ich habe überhaupt nichts
gesagt.«
    Mit großen Schritten kam er auf
mich zu. Er legte mir beide Hände um den Hals und drückte kräftig zu. »Wie
kommst du dann an die Pillen?«, brüllte er.
    Ich konnte nicht antworten. Er
presste meine Kehle immer stärker zu. Ich spürte heftigen Druck hinter meinen
Augen und dachte, der Kopf würde mir platzen. Zum zweiten Mal an diesem Tag
begann es in meinen Ohren zu rauschen, und mir wurde schwarz vor Augen.
Muffige, feuchte Luft drang mir in die Nase und entsetzt schloss ich daraus,
dass ich unter der Kellertreppe lag. So konnte es nicht weitergehen, ich musste
weg von hier. Die gesamte Situation war aus dem Ruder gelaufen. Morgen gehe
ich, nahm ich mir vor, bevor ich auf dem kalten Fußboden einschlief.

 
     
     
    M ikes Schritte im Flur weckten
mich. Gespannt lauschte ich, wohin er ging. Ich war steif, mir war kalt, und
jede Bewegung schmerzte. An der Kellertür blieb er stehen, der Schlüssel drehte
sich langsam im Schloss. Mike rief, ich könne nach oben kommen. Ich rappelte
mich hoch. Es war mühsam. Mein ganzer Körper tat weh. Vorsichtig schleppte ich
mich die Treppe hinauf. Es beruhigte mich, dass die Muskeln stärker schmerzten
als die Hand.
    Müde und ängstlich setzte ich
mich auf den Rand des Sofas. »Willst du auch einen Kaffee?«, fragte Mike von
der Küche aus.
    »Ja, okay«, rief ich zurück. In
meinem Magen rumorte es wieder, und ich fühlte mich elend. Meine Gedanken
schweiften ab. Ich muss hier weg. Mike ist nicht mehr der Mensch, dem ich mich
hingegeben habe. Der alte Mike gab mir ein gutes Selbstwertgefühl, jetzt spüre
ich nur noch Angst. Wenn er heute weggeht und mich alleine zurücklässt, haue
ich ab, nahm ich mir vor. Nur wusste ich noch nicht, wohin ich mich wenden
sollte. Meine Mutter hatte mir unmissverständlich klargemacht, dass ich bei ihr
nicht anzuklopfen brauchte, wenn ich bei Mike blieb, und ins Internat konnte
ich natürlich auch nicht mehr zurück.
    Mike setzte sich neben mich
aufs Sofa und reichte mir einen Becher Kaffee. Ich nippte daran und sog den
kräftigen Duft ein. Mike machte sich nicht einmal die Mühe, mir einen Blick zu
schenken. Er starrte ins Nichts, während er in seinem Kaffee herumrührte.
    »Ich habe eine schlechte
Nachricht«, brach er das Schweigen.
    Die Ankündigung ließ mich kalt.
Schlechter als gestern konnte es nicht mehr werden. Ich reagierte nicht.
    »Ich muss heute in den Knast,
wegen dieser Lappalie mit den ganzen Bußgeldern, die ich nicht bezahlt habe«,
sagte Mike.
    Mein Herz machte einen
Freudensprung. Es war, als breche die Wolkendecke auf und die Sonne begänne zu
scheinen. Dies war alles andere als eine schlechte Nachricht! Dies war eine
phantastische Nachricht! Heute noch würde ich verschwinden können! Ich sorgte
dafür, dass Mike mir meine Freude nicht anmerkte, denn er würde alles
daransetzen, um zu verhindern, dass ich wegging.
    »Kelly, Job und Ron bringen
mich heute zum Gefängnis«, fuhr er fort. »Kommst du auch mit, oder bleibst du
lieber zu Hause? Ich kann verstehen, wenn es dir schwerfällt, dort Abschied von
mir zu nehmen.«
    Jetzt kam es darauf an. Jetzt
musste ich wirklich gut schauspielern und so tun, als breche es mir das Herz,
wenn er mich verlassen würde.
    »Nein, natürlich gehe ich mit,
um dich hinzubringen«, sagte ich katzenfreundlich.
    Mike nahm mich in den Arm, zog
mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er ließ mich nicht los. »Ich
hatte auch nichts anderes von dir erwartet. Du bist eben doch ein klasse Weib«,
flüsterte er begeistert.
    Ja, ja, dachte ich, und was
gestern geschehen ist, spielt sicher keine Rolle mehr.

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