Und plötzlich gehörst du ihm...
Jugendamt zeitweise völlig vergessen. Aber sie würden eine
Lösung für mich suchen. Und selbst wenn sich Mike wirklich geändert haben
sollte, es war trotzdem besser, ihn zu verlassen.
D ie nächste Woche verlief ruhig.
Mike war unheimlich lieb zu mir, und ich genoss seine Aufmerksamkeit. Wenn mein
Hunger zu groß wurde, ging ich zu meiner Mutter und aß dort etwas. Sie
erkundigte sich immer, wie es mir ging.
»Sobald ich etwas vom Jugendamt
höre, benachrichtige ich dich sofort«, sagte sie mir jedes Mal. Sie fand, dass
es verdammt lange dauerte.
Ich ertappte mich dabei, dass
ich das Warten eigentlich gar nicht so schlimm fand. Jetzt, wo er sich so
geändert hatte, war es toll, bei Mike zu sein. Natürlich ließ ich das meine
Mutter nicht merken, sonst wäre sie bestimmt wütend geworden.
Als ich sie an diesem Tag
besuchte, war es die gleiche Geschichte. Das Jugendamt hatte sich noch nicht
gemeldet. Meine Mutter hatte neue Jeans und ein Paar neue Schuhe für mich
gekauft.
»Die brauchst du wirklich«,
hatte sie gesagt. »Jedes Mal sehe ich dich in denselben Klamotten, wenn du mich
besuchst.«
Ich freute mich unheimlich
darüber und fuhr in meinem neuen Outfit nach Hause.
Begeistert betrat ich das
Wohnzimmer, wo Barbara und Job zusammen mit Mike auf dem Sofa saßen. Fröhlich
begrüßte ich sie.
Mike musterte mich von oben bis
unten. »Woher hast du die Sachen?«, fragte er.
»Gefallen sie dir nicht? Ich habe sie von
meiner Mutter bekommen.«
»Das ist doch wohl das
Letzte!«, schimpfte er. »Schließlich sorge ich für dich.«
»Bist du etwa beleidigt?«,
höhnte Barbara.
»Nein, nicht wirklich«,
murmelte er, »aber ich finde das unsinnig.«
»Komm, Mike«, meinte Barbara
ärgerlich, »du stellst dich an. Du hast doch keinen roten Heller. Wie willst du
da für sie sorgen?«
In diesem Moment ging die
Schiebetür auf. Es war Kelly. »Hallo!«, sagte sie fröhlich.
Niemand reagierte.
»Alles in Ordnung hier?«,
fragte sie.
»Ja«, sagte ich.
»He, hast du neue Klamotten?
Steht dir gut«, meinte sie begeistert.
Ich wagte Mike nicht
anzuschauen. Barbara schien die Situation lustig zu finden, denn sie begann
lauthals zu lachen.
»Willst du einen Kaffee?«,
wandte sich Mike an Kelly.
»Ja, prima!« Sie ließ sich aufs
Sofa fallen.
»In der Küche steht eine
Kanne«, sagte Mike. »Bedien dich selbst, ich muss mal eben nach oben.«
Er stand auf, griff nach meiner
Hand und zog mich mit nach oben. Überrascht ließ ich es zu. Während er mich mit
nach oben nahm, schaute ich noch einmal zu Barbara, Job und Kelly hinüber. Sie
schienen ebenfalls überrascht zu sein. Einzig Barbara wusste wohl, worum es
ging, denn sie rief: »Viel Spaß!«
Oben im Schlafzimmer versetzte
mir Mike einen leichten Stoß, sodass ich sanft aufs Bett fiel. Ich wusste nicht
was kommen würde und schaute ihn unsicher an.
»Zieh dich aus!«, befahl er mir
und öffnete seine Hose
»Weshalb soll ich mich
ausziehen?«
»Tu nicht so dumm!«, schnauzte
er mich an. »Du weißt doch wohl, was ich will.«
»Ja, natürlich weiß ich, was du
willst. Aber ich kapiere nicht, weshalb das jetzt sein muss.«
Er legte sich neben mich.
Während er mich auszog, sagte er ganz leise: »Heute Abend darfst du mit Barbara
und Ron ausgehen. Du brauchst das. Mal für eine Weile alles von dir abfallen
lassen. Die Zeit, in der ich im Knast war, ist schwer für dich gewesen. Dass du
heute Abend ausgehen kannst, ist die Belohnung. Leider kann ich nicht
mitkommen. Ich werde dich sehr vermissen.«
Er küsste mich sanft auf den
Mund. Dann wanderte er zum Hals hinab. Ein warmes Gefühl erfasste mich.
Eigentlich fand ich es sehr nett von ihm, dass er mir einen Abend in der Stadt
erlaubte. Ich wusste, dass Liebe machen Mikes Art war, mir seine Zuneigung zu
zeigen. Also vergaß ich meine Überraschung und machte mit.
Ich lag noch da und dachte
darüber nach, was sich eben abgespielt hatte, als Mike die Badewanne für mich
volllaufen ließ. »Du kannst dich richtig schön frisch machen für heute Abend«,
sagte er.
Das Bad war herrlich. Unten
hörte ich ab und zu, wie Barbara Mike anschrie, aber ich konnte nicht
verstehen, worum es ging. Es interessierte mich auch nicht, ich genoss das Bad.
Nachdem ich mich angezogen
hatte, ging ich nach unten. Es duftete verführerisch nach chinesischer Küche.
»Job hat uns eingeladen«, sagte Kelly mit Nachdruck.
»Lecker! Kommst du heute Abend
auch mit?«, fragte ich sie.
Sie wich meinem Blick aus
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