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Und plötzlich gehörst du ihm...

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Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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um uns zu begutachten, drehte ich
schnell den Kopf zur Seite. Barbara verhandelte dann mit dem Mann über den
Preis. Doch sie wurden sich nie einig, deshalb gingen die Männer weiter.
    Wieder kam ein Mann, der an
unserem Fenster stehen blieb, und ich wendete mein Gesicht ab. Gleichzeitig
hielt ich den Atem an und wartete, was geschehen würde.
    »Er will dich«, sagte Barbara.
    Ich wagte nicht, den Kopf zu
heben.
    »Warte, ich verhandle für
dich«, sagte sie.
    Mir stockte der Atem, und ich
hoffte nur, dass sie sich nicht über den Preis einigen würden.
    »Fünfzig geht in Ordnung«,
hörte ich Barbara sagen. »So, jetzt kannst du deine ersten fünfzig Gulden
verdienen«, meinte sie leise zu mir. Sie drückte auf einen Knopf unterhalb des
Fensters, und ich hörte, wie sich im Flur eine Tür öffnete.
    »Komm, Mädchen, Kopf hoch! Geh
zu ihm und bring ihn in dein Zimmer. Über alles andere weißt du Bescheid«,
sagte sie eindringlich.
    Wie betäubt stand ich auf und
ging in den Flur, um den Mann abzuholen.
    Vor mir stand ein magerer Kerl
und wartete auf mich. Er wirkte gepflegt und lächelte mich freundlich an. Ich
drehte ihm den Rücken zu und sagte: »Bitte, kommen Sie.« Schweigend gingen wir
zu meinem Zimmer.
    Drinnen setzte ich mich aufs
Bett. Ich kämpfte mit den Tränen. Der Mann nahm auf dem Stuhl Platz und sah
mich durchdringend an. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. »Eh,
Sie dürfen mich nicht küssen und müssen ein Kondom benutzen«, sagte ich hastig.
    Der Mann schaute mich
überrascht an. »Wer hat sich das denn ausgedacht?«
    »Mein Freund«, sagte ich
bestimmt.
    Der Mann stand auf, kam auf
mich zu und blieb neben dem Bett stehen. Er beugte sich hinab und blickte mir
starr ins Gesicht. »Wie alt bist du?«, fragte er.
    »Achtzehn.«
    Er musterte mich von oben bis
unten. Dann holte er sein Portemonnaie aus der Tasche. Gespannt sah ich zu. Er
nahm zwei Scheine heraus und steckte seine Geldbörse wieder weg. Das Geld warf
er neben meine Füße aufs Bett. Es waren fünfunddreißig Gulden.
    »Ich glaube dir kein Wort. Du
bist auf jeden Fall noch minderjährig. Ich habe keine Lust, mir Schwierigkeiten
einzuhandeln. Gib das Geld da deinem Freund und tu einfach so, als hättest du
es verdient«, sagte er und verschwand.
    Völlig perplex blieb ich auf
dem Bett sitzen und starrte auf das Geld. Im Hintergrund hörte ich, wie die Tür
geschlossen wurde. Gleichzeitig hörte ich die Tür von Barbaras Zimmer aufgehen.
Ihre Schritte kamen immer näher. Schnell stopfte ich das Geld in einen meiner
Schuhe.
    »Was ist passiert?«, hörte ich
Barbara auf der anderen Seite der Tür fragen.
    Ich ließ sie rein. »Er hat mir
nicht geglaubt, dass ich achtzehn bin. Er wollte keinen Ärger kriegen und ist
abgehauen.«
    »Hat er wenigstens gezahlt?«
    »Nein, wir haben ja auch nichts
miteinander gemacht«, sagte ich mutig.
    Barbara schaute mich zweifelnd
an. »Na gut. Komm, dann gehen wir wieder nach vorne, um neue Kunden zu finden.«
     
    Wieder saß ich in dem Sessel,
und wieder blieben Männer vor dem Fenster stehen, um mich anzugaffen. Bei jedem
Mann, der stehen blieb, drehte sich mir der Magen vor innerer Anspannung zehn
Mal um. Würde er weitergehen? Mein Abscheu war mir offenbar deutlich
anzumerken, denn immer liefen sie weiter.
    Barbara seufzte. »So geht das
nicht«, sagte sie entmutigt. »Du vertreibst sogar mir die Kunden. Weißt du was?
Setz dich hier in die Ecke, dann sieht dich niemand.«
    »Und was erzähle ich Mike, wenn
ich mit leeren Händen nach Hause komme?«, fragte ich besorgt.
    »Ich arbeite für dich mit, wir
teilen uns einfach den Erlös. Und dann sagen wir, heute Abend wäre nicht viel
los gewesen. Aber ich kann dir nur heute aus der Patsche helfen. Morgen musst
du es dann auf jeden Fall noch mal probieren.«
    Ich stand auf und gab ihr einen
Kuss auf die Wange. »Du bist ein Schatz! Und Mike werde ich heute Nacht schon
noch davon überzeugen, dass das hier wirklich nichts für mich ist.«
    »Das wird schwer werden«, sagte
sie. »Frag mich nicht warum, aber irgendwie habe ich eine Schwäche für dich.
Ich werde dir helfen, wo ich kann. Du bist ein liebes Mädchen. Du hast Besseres
verdient. Aber mehr als das kann ich wirklich nicht für dich tun.«
    Mit einem Lächeln der
Erleichterung verzog ich mich in die Ecke. Eine große Last fiel von mir ab.
    Barbara hatte viel zu tun. Ein
Mann nach dem anderen kam rein. Ungefähr um halb zwölf reichte es ihr, und sie
zog die Gardine zu. Sie hatte

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