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Und plötzlich gehörst du ihm...

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Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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ich durch Stimmen im Flur geweckt wurde. Ich
schlich die Treppe hinauf und legte ein Ohr an die Tür. Es waren Mike und
Kelly. Gespannt presste ich mein Ohr noch fester an die Tür, um mir nichts von
ihrem Gespräch entgehen zu lassen.
    »Was soll das heißen, ›Merel
ist nicht mehr da‹?«, hörte ich Kelly fragen.
    »Sie hat mich verlassen.« Mikes
Stimme war total ruhig.
    »Das glaube ich nicht«, sagte
Kelly. »Sie wäre niemals gegangen, ohne mir etwas zu sagen.«
    »Ich verstehe es ja auch nicht.
Allerdings war sie gestern sauer auf mich. Sie hasst mich, weil sie für mich
anschaffen sollte. Sie war völlig hysterisch, wie ich von Barbara gehört habe.
Und dann ist sie wütend abgehauen. Wir haben die ganze Nacht gesucht, konnten
sie aber nicht finden. Ich hoffe, dass sie bald von sich hören lässt, aber das
bezweifle ich. Es war unglaublich dumm von mir, und ich habe Angst, dass ich
sie für immer verloren habe.«
    Einen Moment war es still.
    »Entschuldige«, sagte Kelly
dann, »aber das war weiß Gott dumm von dir. Du musst sie suchen. Vielleicht
hängt sie ja noch irgendwo alleine herum und kann nicht nach Hause kommen.«
    »Ja, du hast Recht«, sagte
Mike. »Geh du jetzt nach Hause, vielleicht ruft sie ja bei dir an. Ich frage
Job und Barbara, ob sie mir suchen helfen.«
    Sie verließen den Flur, und es
wurde still.
    Lange Zeit blieb es still im
Haus. Ich hatte entsetzlichen Durst, und mein Magen knurrte lauter als je
zuvor. Mike hielt sein Versprechen: Ich würde nichts zu essen oder zu trinken
von ihm bekommen. Die Angst verdrängte Hunger und Durst. Es schien, als sei
jeder vom Erdboden verschwunden. Kelly wartete zu Hause treu auf mich, in dem
irrigen Gedanken, Mike würde nach mir suchen.
    Hätte ich doch gestern nur auf
sie gehört, dann säße ich jetzt nicht hier. So konnte sie mir nicht mehr
helfen. Aber ich hatte doch wirklich geglaubt, dass ich einfach nur einen Abend
ausgehen würde. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass Mike so etwas mit
mir vorhatte.
    Die Stille wurde durch das
Poltern von jemandem im Haus unterbrochen. Vielleicht war es ja Kelly.
    Ich sprang auf, ging die Treppe
hoch und schlug, so kräftig ich konnte, gegen die Tür. »Lass mich hier raus!«
Ich schrie mir fast die Lunge aus dem Hals.
    Das Schloss wurde entfernt, und
die Tür ging auf. Vor mir stand Mike. Er schaute mich an, sein Blick ließ
keinen Zweifel.
    »Kann ich etwas Wasser haben?«,
fragte ich leise.
    »Du weißt, was du dafür zu tun
hast!«
    Ich ließ den Kopf hängen. Es
hatte doch keinen Sinn, dagegen anzugehen. »Ja, ich weiß, ich werde es tun«,
murmelte ich.
    »Braves Mädchen!« Er grinste.
»Dann komm mal raus.«
    Ich schoss an ihm vorbei. In
der Küche trank ich hintereinander zwei Glas Wasser. Mike lehnte an der Tür und
beobachtete mich grinsend.
    »Ich mache mich oben etwas
frisch«, sagte ich und ging an ihm vorbei. Als ich oben war, rief ich ihm zu,
er solle mir Bescheid sagen, wenn es Zeit zum Gehen sei. Mike antwortete nicht.
Statt mich frisch zu machen, legte ich mich aufs Bett. Ich konnte nur noch
weinen. Ich sah keinen Ausweg mehr. Heute Abend würde ich wieder hinter dem
Fenster sitzen.
     
    Ich wusste nicht, wie lange ich
auf dem Bett gelegen hatte. Draußen hörte ich ein Auto hupen. Das wird wohl Ron
sein, dachte ich. Durchs Fenster sah ich, dass dort wirklich Rons Auto stand.
Ich seufzte. Jetzt war es so weit. Mike rief von unten, es sei Zeit.
    Ich reckte mich und ging nach
unten. Mike wartete bereits auf mich. Er packte mich und kniff mir kräftig in
den Arm.
    »Du weißt Bescheid, ja? Nicht,
dass du wieder nur mit hundert Gulden nach Hause kommst. Mit weniger als
zweihundert gebe ich mich nicht zufrieden.«
    Ich schaute ihn verächtlich an,
sagte aber nichts und riss mich los. Mit großen Schritten lief ich aus dem Haus
und stieg zu Ron und Barbara ins Auto. Wir fuhren weg und ließen Mike zurück.
    Unterwegs fragte Ron: »Hast du
Mike gut zugehört?«
    »Warum?«
    »Er besteht darauf, dass du
mindestens zweihundert Gulden mitbringst. Barbara arbeitet heute nicht. Sie
wird dir die Kniffe beibringen und darauf achten, dass du genug verdienst.«
    Erschrocken schaute ich die
beiden an. Auch Barbara und Ron konnte ich nicht mehr trauen.
    Den Rest der Fahrt schwieg ich.
Mein Kopf war leer. Auch als wir unser Ziel erreichten, sprachen Barbara und
ich kein Wort miteinander.
    Das Zimmer wirkte jetzt noch
deprimierender als gestern. In meinem kleinen Raum hinten am Gang machte ich
mich

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