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Und plötzlich gehörst du ihm...

Und plötzlich gehörst du ihm...

Titel: Und plötzlich gehörst du ihm... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merel von Groningen
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an. Ich hatte keine Ahnung, was er
vorhatte.
    Er legte mir einen Arm um die
Schulter. »Komm!«, sagte er. »Ich bringe dich hier weg. Danach musst du
allerdings selbst klarkommen.«
    Überrascht, aber hoffnungsvoll
schaute ich ihn an.
    Zusammen gingen wir in einen
kleinen Gang hinter der Theke. Dann rief er jemandem zu, er müsse mal kurz weg,
sei aber gleich wieder zurück. Durch die Hintertür verließen wir die
Imbissbude.
     
    Draußen war es dunkel. Es gab
keine Straßenlaternen. Ich konnte nicht sehen, wohin wir liefen, doch irgendwie
vertraute ich dem Mann. Etwas anderes blieb mir in diesem Moment ja auch nicht
übrig. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Dennoch hatte ich furchtbare Angst,
dass wir Ron begegnen könnten. Mein Herz klopfte wie wild, als wir einen
kleinen Platz erreichten. Der Mann blieb kurz stehen. Gespannt schaute er sich
um. Auch ich blickte mich um, konnte aber niemanden entdecken.
    »Siehst du da drüben zwischen
den beiden Bäumen die Telefonzelle?«, fragte er ganz leise.
    Dort, wo er hinzeigte, sah ich
die Telefonzelle. Er kramte in seiner Hosentasche und holte drei
Fünfundzwanzig-Cent-Münzen heraus. Dann griff er nach meiner Hand und legte sie
hinein.
    »Ruf jemanden an, dem du
vertrauen kannst.«
    Tränen schossen mir in die
Augen. »Ich kann niemandem vertrauen«, sagte ich leise.
    »Denk nach!«, sagte er
eindringlich und zog an meinem Arm. »Überleg genau!«
    Ich ließ den Kopf hängen und
schaute zu Boden. Endlich hatte ich die Chance zur Flucht, und mir fiel nichts
ein.
    Plötzlich erinnerte ich mich,
was ich in meinen Schuh gesteckt hatte: Die fünfunddreißig Gulden meines ersten
Kunden und die Telefonnummer des Jungen, den ich jederzeit anrufen konnte, wenn
ich Hilfe brauchte. Ich holte beides aus meinem Schuh.
    Der Mann schaute mich
durchdringend an. Ich starrte auf den Zettel.
    »Du musst jetzt selbst
klarkommen«, wiederholte er leise. »Ich muss wirklich zurück, mehr kann ich
nicht für dich tun.« Er klopfte mir ermutigend auf die Schulter und ging.
    Zitternd schaute ich ihm nach.
Ich wollte mich bei ihm bedanken, doch ich brachte keinen Ton heraus. Mein Herz
klopfte zu wild, und vor lauter Nervosität war ich außer Atem. Der Mann
verschwand in der Dunkelheit.
    Ich faltete den Zettel
auseinander, nahm den Telefonhörer ab, warf das Geld in den Schlitz und wählte
die Nummer. Schnell steckte ich den Zettel wieder weg und wartete gespannt.
    Das Telefon klingelte. Ich
wurde immer nervöser, je länger ich warten musste. Es war niemand zu Hause!
Fast hätte ich aufgegeben.
    »Hallo?«, hörte ich dann
plötzlich jemanden am anderen Ende der Leitung.
    In diesem Moment versagten
meine bis zum Äußersten gespannten Nerven. Die Tränen flössen mir über das
Gesicht.
    »Hallo? Ist da jemand?«, sagte
die Stimme erneut.
    Kaum verständlich stammelte ich
durch mein Schluchzen hindurch: »Ich brauche deine Hilfe!«
    Einen Moment war es still.
»Merel? Bist du es?« Die Stimme am anderen Ende klang überrascht.
    »Ich schaffe es nicht alleine«,
schluchzte ich.
    »Ich komme.«

 
     
     
    _____________NACHWORT_____________
     
    Das Phänomen Loverboys
     
    Als Studiogast der
niederländischen Fernsehsendung »Vermisst« erlebte ich 2004, wie die
Mutter eines dreizehnjährigen Mädchens erfuhr, dass ihre Tochter vermutlich
Opfer eines Loverboys geworden war. Loverboy, ein Begriff, der mir damals
völlig neu war. Doch alle anderen Anwesenden wussten sofort, was gemeint war,
das zeigte die Heftigkeit ihrer Reaktionen. Nie werde ich vergessen, wie die
Mutter in Tränen ausbrach und wie schockiert die anderen Studiogäste waren.
    Loverboys waren damals in den
Niederlanden bereits seit einigen Jahren ein großes Problem. Es war bekannt,
dass diese meist jungen Männer auf Schulhöfen, in Jugendtreffs,
Fastfood-Restaurants oder natürlich im Internet Mädchen und sehr junge Frauen
kontakten. Mädchen, die freigebig Informationen über sich, ihre
Lebenssituation, ihre Probleme in Chatforen preisgeben, sind ein leichtes Ziel
für einen Loverboy, denn diese Informationen kann er für sich nutzen, um
gezielt auf ein Mädchen eingehen zu können. Er spricht es an, hält den Kontakt,
schenkt ihm Beachtung, verwöhnt es mit Aufmerksamkeit, mit Geschenken und
Einladungen und heuchelt echte Zuneigung und die große Liebe.
    So beginnt für die Mädchen der
Weg in die emotionale Abhängigkeit, schnell vernachlässigen sie sämtliche
anderen Freundschaften und die Familie oder lehnen sie sogar

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