Und ploetzlich sind sie 13
auf ein selbstständiges, unabhängiges Leben vorbereiteten. Es war zwar etwas beängstigend, aber wir machten uns klar, dass unsere Jungs eines Tages erwachsen sein und unser Nest verlassen würden – und zwar mit oder ohne Plan. Unsere Aufgabe war also, ihnen zu helfen, damit sie auf das Erwachsenenleben vorbereitet sein und obendrein immer noch eine gute Beziehung zu uns haben würden!
Als wir in jenem Herbst einen solchen Plan aufstellten, ging es uns in erster Linie darum, die Beziehung zu unseren Jungs zu festigen. Dave hat sich zum Beispiel vorgenommen, mit unserem ältesten Sohn einmal im Monat auswärts zu frühstücken. Nach einem Jahr zogen wir jeweils Bilanz über unsere Aktivitäten; wir strichen, was sich als ineffektiv erwiesen hatte, verstärkten Unternehmungen, die gut angekommen waren, und hielten nach immer neuen Ideen Ausschau, wie wir die Beziehung zu unseren Söhnen lebendig gestalten konnten.
Manchmal wurden wir von Freunden gefragt: „Wie macht ihr das, dass ihr so gut mit euren Jungs auskommt?“ So fingen wir an, unsere Erfahrungen und Ideen weiterzugeben. Bald wurden wir gebeten, zu ganzen Gruppen von Eltern zu sprechen. Mit der Zeit fragten Eltern auch nach mehr als nur ein oder zwei Tagen Training zum Thema Teenager. „Wir brauchen die Ermutigung und Unterstützung von anderen Eltern regelmäßig“, sagten sie uns. So begannen wir Elternkurse für Eltern von Teenagern, in denen wir uns gegenseitig unterstützen und ermutigen konnten.
In einem solchen Kurs ging es zum Beispiel um die typische Teenagerkrankheit, drei von vier Dingen, die man ihnen gerade aufgetragen hat, zu vergessen. Wir erklärten, dass dies mit einer bestimmten Entwicklungsstruktur des Gehirns in dieser Zeit zusammenhängt (die Hirnregion für das logische Denken ist gerade eine riesige Baustelle). Am nächsten Kursabend berichtete eine Mutter: „Auf dem Heimweg habe ich noch über diese Sache mit der Gehirnentwicklung nachgedacht und dass Jugendliche deshalb zu Vergesslichkeit neigen. Und gleichzeitig erinnerte ich mich daran, wie oft ich meine Tochter beschimpft hatte, sie ‚vergesse‘ die Sachen absichtlich, um mich zu ärgern. Ich fühlte mich schrecklich. Sobald ich daheim angekommen war, klopfte ich an ihre Tür. Sie wollte gerade schlafen gehen. Ich erzählte ihr, was ich eben gelernt hatte, und entschuldigte mich für jede ungerechtfertigte Schimpferei. Es war eine tränenreiche Entschuldigung – die in einem sehr positiven Gespräch zwischen uns endete – und das, obwohl wir schon lange nicht mehr vernünftig miteinander reden konnten!“
Die Erfahrungen von Eltern und die Erkenntnisse von Kinder- und Jugendpsychologen, die wir einbeziehen werden, sollen Ihnen als Eltern helfen, sich so gut wie möglich auf die Pubertät Ihrer Kinder vorzubereiten. Denn die Entscheidung, wie Sie Ihr Kind durch die Pubertät begleiten wollen, fällt jetzt – nicht erst dann, wenn Sie mit emotionsgeladenen Problemsituationen konfrontiert werden und nicht mehr klar denken können.
Vier Grundpfeiler einer tragfähigen Beziehung
Für uns als Verfasser und für zahlreiche andere Eltern hat es sich bewährt, ein Konzept für diese pubertäre Zeit zu haben. Es ist durchaus möglich, dass Ihr Konzept anders aussieht als unseres. Wir wollen kein fertiges Programm vorgeben. Vielmehr möchten wir einige Grundsätze weitergeben, die wir als hilfreich und Erfolg versprechend erlebt haben. Und wir möchten Ihnen sagen, dass diese Jahre tatsächlich zu den allerbesten werden können! Wir nennen diese vier tragenden Grundsätze
• Hinsehen
• Begleiten und loslassen
• Beziehung bauen
• Entspannen
Diese vier Prinzipien helfen Ihnen, eine gute Beziehung zu Ihren heranwachsenden Kindern aufzubauen. Eine Beziehung, die die Teenagerzeit überdauert und noch besteht, wenn Ihre Kinder längst erwachsen sind. Wir werden diese Prinzipien ausführlich erklären.
Hinsehen
Als wir endlich alle Antworten auf die Fragen unserer Kinder gefunden hatten, änderten sich ihre Fragen. Es schien, als müssten wir ständig unsere Sichtweise anpassen. Die paradoxe Aussage „Wir ändern uns, um dieselben zu bleiben“ trifft in besonderer Weise auf die Kunst des Elternseins zu. Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern umgehen, verändert sich im Lauf der Jahre ständig. Unseren 8-Jährigen behandeln wir anders als das Kleinkind. Aber die Veränderung geschieht so allmählich, dass wir gar nicht merken, wie wir uns verändern, um
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