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Und ploetzlich sind sie 13

Und ploetzlich sind sie 13

Titel: Und ploetzlich sind sie 13
Autoren: Claudia und David Arp
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um unseren 17-jährigen Sohn. Er lehnte alles Religiöse, das uns als Eltern wichtig war, radikal ab. Zudem begann er, mit Drogen und Alkohol zu experimentieren. Ich war sehr oft ratlos und verzweifelt. Immer wieder betete ich für die Situation, betete darum, dass er sich ändern würde. Die Antwort, die mir nach einem solchen Gebet ins Herz kam, war unerwartet – und diese Antwort wollte ich nicht hören. Sie lautete: ‚Überlass ihn mir. Kümmere dich um das, was du ändern kannst.‘
    Ich sollte unseren Sohn emotional freigeben? Ihn aus meiner mütterlichen Führung entlassen? Außerdem – was sollte ich ändern? Tat ich etwas Falsches? Er hatte doch die Probleme, nicht ich! Es dauerte einige Zeit, bis ich zu verstehen begann, was zu tun war. Es war sehr schwer, sein Leben nicht mehr bestimmen zu wollen. Auch mit ihm wieder eine Beziehung aufzubauen dauerte eine Weile – und dabei nur einfach für ihn offen zu sein, ohne Hintergedanken und Führungsansprüche. Mit der Zeit sah ich ein, dass meine Versuche, ihn zu dem Leben zu zwingen, das ich als das optimale betrachtete, ihn genau von diesem Leben immer weiter weggetrieben hatten.
    Ich musste es erst lernen, meine Vorstellungen zurückzustellen. Aber mit der Zeit wurde unsere Beziehung wieder besser. Heute können wir wieder frei miteinander umgehen, gemeinsam lachen und über unterschiedliche Meinungen auch diskutieren. Und dafür bin ich sehr dankbar!“
    Beobachten Sie sich einmal selbst: Behandeln Sie Ihre Kinder gelegentlich so, wie Sie niemanden sonst behandeln würden? Je wichtiger bestimmte moralische, ethische oder religiöse Überzeugungen Eltern sind, um so größer ist die Gefahr, dass sie unangemessene Wege beschreiten, um die Kinder dazu zu bringen, diese Werte und Überzeugungen zu übernehmen. Aber Jugendliche brauchen die Chance, zu hinterfragen, auszuprobieren, zu wählen und sich selbst ein Urteil zu bilden.
Welchen Erziehungsstil praktizieren Sie?
    Forschungen haben gezeigt, dass ein autoritärer Erziehungsstil der sicherste Weg ist, Jugendliche vom Glauben und den Überzeugungen ihrer Eltern wegzutreiben. Diana Baumrind unterscheidet vier unterschiedliche Erziehungsstile: autoritativ (viel Liebe, hohe Erwartungen), permissiv (viel Liebe, kaum Erwartungen), vernachlässigend (wenig Liebe, kaum Erwartungen), autoritär (hohe Erwartungen, kaum Demonstration von Liebe auf Weisen, die auch als Liebe verstanden werden können). Die meisten Studien, die dieses Modell verwenden, kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Ein autoritativer Erziehungsstil führt in allen Bereichen zu den besten Ergebnissen. Im Mittelfeld liegen Kinder, die permissiv oder autoritär erzogen werden, während Kinder, die vernachlässigend erzogen werden, in allen Bereichen deutlich schlechter abschneiden. Es gab allerdings eine interessante und bedeutsame Ausnahme von diesem Ergebnis, und zwar in Bezug auf die Frage, in welchem Maß Kinder die Werte und Glaubensüberzeugungen ihrer Eltern übernehmen. Hier lagen Kinder aus autoritären Familien deutlich hinter Kindern aus allen anderen Gruppen. Auf lange Sicht kann unser Einfluss auf das Leben unserer Kinder nur so groß sein, wie die Beziehung, die wir zu ihnen haben, es erlaubt. Ein autoritärer Erziehungsstil „funktioniert“ vielleicht zu Beginn der Pubertät noch ganz gut. Die Rechnung kommt aber spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn die Kinder alt genug sind, um das Haus zu verlassen.
    Wenn es bereits zum Bruch gekommen ist, bleibt Eltern immer noch eine Möglichkeit: Versuchen Sie, die Beziehung wieder anzuknüpfen – aber ohne die Freiheit Ihres Kindes zu eigenen Entscheidungen anzutasten. Ein Vater, dessen Sohn jeden Kontakt zu den Eltern abgebrochen hatte, besuchte häufig das Fast-Food-Restaurant, in dem der Sohn arbeitete. Anfangs grüßte sein Sohn ihn nicht einmal. Über eine längere Zeit hin war es allmählich möglich, wenigstens etwas Small Talk zu machen.
    Eines ist sicher: Wir müssen unsere Kinder loslassen. Die Frage ist nur, wie das geschieht.
    Wir können unseren Kindern nicht diktieren, wie sie leben sollen. Aber Eltern tragen dazu bei, welches Wertsystem, welche Überzeugungen Kinder wählen. Eltern, die ihren Kindern helfen, ein gutes Selbstvertrauen zu entwickeln und ein spirituelles Fundament für ihr Leben zu legen, geben ihnen eine Kraftquelle mit, die Kinder allein nur schwer finden.
    Wie kann man aber ein spirituelles Wachstum fördern, ohne Jugendlichen die eigenen Werte und Überzeugungen
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