...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
der Frau klar zumachen, dass er ihr keine Auskunft über den Fall geben durfte, drehte Martelli den Zettel so, dass Gabler lesen konnte was darauf stand.
„Adresse, lass dir die Adresse und Telefonnummer des Hotels in Barcelona geben!“ las Gabler.
Der Satz war dreimal unterstrichen.
„Frau Pavliç..., hallo Frau Pavliç...“
Aber Frau Pavliç hatte bereits aufgelegt.
„Na die hat Nerven“, sagte Gabler und sah ungläubig den Telefonhörer an, „legt einfach auf?“
„Komm..., ruf nochmal an und lass dir die genaue Adresse geben, wo der Typ in Barcelona abgestiegen ist“, sagte Martelli und schob ihm den Zettel hin.
„Aber ist denn das wirklich so eilig“, versuchte Gabler zu widersprechen, „der Fall ist vierundzwanzig Jahre alt, meinst du nicht, er kann noch drei, vier Wochen warten?“
„Nein..., das meine ich nicht“, sagte Martelli ärgerlich, „zier dich nicht..., und mach endlich was ich dir sage! Ich will den Fall abschließen. Dieser Pavliç scheint der letzte der Täter zu sein und es würde mir wirklich keine Freude machen, ihn jetzt noch vier Wochen im schönen Spanien herumreisen zu lassen. Außerdem ist es anscheinend so, dass alle unsere Tatverdächtigen sterben, sobald wir sie ausfindig gemacht haben, da sollten wir uns besser beeilen. Meinst du nicht? Also..., komm, ruf an!“
Seufzend hob Gabler den Hörer ab und drückte die Wiederwahltaste. Bereitwillig gab ihm Frau Pavliç die Adresse. Er notierte die Adresse des Hotels in dem Peter Pavliç abgestiegen war. Es war das Plaza in Barcelona. Gabler ließ sich auch die Nummer geben und schob den Notizblock in Martellis Richtung.
„Und...?, für wie lange hat Ihr Mann dort gebucht?“, fragte Gabler.
„Die ganzen vier Wochen, er ist gestern erst abgefahren“, antwortete die Frau: „Seit die Kinder aus dem Haus sind macht er das öfters“, beschwerte sie sich und Gabler rechnete nach, dass sein ehemaliger Freund achtundvierzig Jahre sein musste. Wenn seine Kinder aus dem Haus waren, dann musste er kurz nach der Tat geheiratet haben. Nachdem er nur wenige Wochen zuvor eine Frau vergewaltigt hatte, legte er sich mit seiner Frau ins Bett und zeugte Kinder. Eine widerliche Vorstellung.
„Was wollen wir jetzt machen?“, fragte Gabler seinen Kollegen, „wir können doch keine Anfrage an Interpol stellen. Du weißt doch wie lange das dauert, da ist es besser wir warten ab, bis er wieder hier ist.“
Martelli nickte nachdenklich: „Hab ich nicht dran gedacht. Ich werde Weber fragen, vielleicht lässt er uns ja eine Dienstreise machen.“
„Und...?, was willst du machen, wenn du ihn in Barcelona findest? Wir haben dort keine Befugnisse, wir könnten ihn nicht einmal vorläufig festnehmen. Schlag dir das aus dem Kopf, das wird Weber niemals genehmigen.“
„Dann fahren wir eben auf eigene Rechnung hin“, sagte Martelli. Dabei machte er ein Gesicht wie ein kleines Kind, dem man seinen Lolli weggenommen hatte.
„Robert, du spinnst! Das können wir uns doch bei unserem mageren Gehalt gar nicht leisten. Wart's doch ab“, sagte er und sah seinen Freund zweifelnd an, „warte doch einfach ab. Wirst sehen, der kommt schon zurück.“
„Und wenn ihn seine Frau warnt?“, erwiderte Martelli.
„Wovor sollte sie ihn denn warnen? Dass die Polizei bei ihm zuhause angerufen hat? Der denkt doch niemals mehr an diese alte Sache. Und seine Frau...?, die weiß doch bestimmt nichts davon.“
Gabler stand auf, ging zur Kaffeemaschine hinüber und goss seine mit Kaffeesatz verkrusteten Tasse voll: „Denk doch mal nach Robert...!“, sagte er, während er zu seinem Schreibtisch schlenderte, „das alles ist über vierundzwanzig Jahre her. Wie soll Peter Pavliç denn drauf kommen, dass wir ihn gerade wegen dieses Falles befragen wollen? Außerdem würde er ohne Geld nicht weit kommen, wenn er wirklich abhauen wollte.“
Martelli verzog ärgerlich seinen Mund: „Was mich nur wundert ist, dass der Kerl jetzt Urlaub machen kann. Soweit ich weiß, ist der doch Oberstudienrat in so einem kleinen Kaff in der Nähe von Augsburg. Der müsste doch jetzt vor seinen Schülern stehen und ihnen Latein oder sonst etwas beibringen.“
Gabler hatte sich wieder gefangen, die unmittelbare Gefahr schien vorüber zu sein.
Er atmete tief durch: „Vielleicht ist er ja schon früh pensioniert worden“, sagte er und versuchte ein zaghaftes Lachen: „Du weißt doch, so ein Lehrer kann nach einigen Jahren im Schuldienst den Krach der Schüler nicht mehr
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