...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
aber ausgerechnet dieser Fall musste in seinem Leben auftauchen und ausgerechnet zu einer Zeit, da sein Leben auseinanderzubrechen drohte. Manchmal hatte er den Eindruck, dass Gott ihn mit den Geschehnissen für die Tat von damals bestrafen wollte. Keine Nacht konnte er mehr durchschlafen. Er glaubte den grauenhaften Vormittag von vor vierundzwanzig Jahren bereits vergessen zu haben, aber nun war alles wieder da. Peter Pavliç war der letzte gewesen, der auf Maria drauf stieg und bei ihm war es wirklich eine Vergewaltigung. Bereits als Mario sich an ihr befriedigte da hatte sie geschrien, dass sie nicht mehr wollte, dass er aufhören sollte, aber dieser grobe Klotz von einem Anwalt hatte nicht aufgehört. Er hatte einfach nicht aufgehört. Und jetzt hatte Gabler dieses Geräusch im Ohr.
Die Schließe von Marios offenem Gürtel schlug gegen etwas Metallenes und verursachte ein silbernes Klingen. Während Mario rhythmisch seinen Unterleib vor und zurück stieß drehte er sich um und grinste: „Die Stute will's doch so“, brüllte er lachend, „seht ihr, sie will es doch!“ Immer und immer hatte er weitergemacht, bis sie blutete. Wenn er damals nur weggelaufen wäre, so wie er es vorgehabt hatte! Aber er musste ja unbedingt stehen bleiben und zusehen. Starrte unverwandt auf das Mädchen das sich vor Schmerzen wand auf dem Häufchen Gras in der grellen Sonne. Und dann kam Pavliç. Er hätte es nicht tun dürfen. Mit schreckgeweiteten Augen schrie Maria, zog sich das zerfetzte Kleid über ihre blutende Scham. Aber er, dieser verdammte Oberlehrerstudent drückte ihr die Beine auseinander und tat es. Und Gabler sah zu. Er und Malte sahen einfach zu, ohne ihr zu helfen.
Es war grauenhaft.
Als Peter fertig war und lachend den Reißverschluss seiner Hose hoch zog, da schrie Maria, stieß wütende Drohungen aus, kreischte laut. Sie würde alle anzeigen. Und dann ging alles rasend schnell. Franco Manzo kniete einfach nieder, zog das verdammte Butterflymesser heraus, das er bei jeder Gelegenheit mit sich herumtrug und stach auf sie ein. Einmal..., zweimal..., immer wieder stach er zu und immer in die Brust. Bis sie keinen Laut mehr von sich gab. Bei jedem Stoß seines Messers quiekte er. Wie eines der kleinen Ferkelchen, das einem mitleidlosen Metzger zur Schlachtung in die Hände gefallen war. Diese helle Quieken..., jetzt hatte er es wieder im Ohr. Es würde ihm die Sprache verschlagen, sollte Peter wirklich am Telefon sein.
***
„Was is“, rief Martelli, „willst du nicht endlich anrufen? Ich will den verdammten Fall endlich von meinem Schreibtisch kriegen!“
Mit zitternden Händen griff Gabler nach dem Telefon und wählte die Nummer. Jetzt war der Moment gekommen. Der Moment, in dem er Peter Pavliçs Stimme hören würde. Nach vierundzwanzig Jahren würde er diese Stimme wieder hören, diese helle Stimme, von der er gehofft hatte, sie nie mehr hören zu müssen. Gabler atmete erleichtert auf, denn am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Frau.
„Mein Name ist Gabler“, sagte er, „Kriminaloberkommissar Gabler vom Kommissariat München zwei, mit wem spreche ich bitte?“
Die Frauenstimme am anderen Ende lachte: „Was für eine blöde Frage. Sie sprechen mit dem, den Sie gerade angerufen haben, oder wählen Sie Telefonnummern nach dem Zufallsprinzip!?“
Gabler wollte etwas erwidern, aber die Verbindung war bereits unterbrochen.
„Ja zum Donnerwetter..., jetzt hat diese Idiotin einfach aufgelegt.“
„Der Idiot bist du“, sagte Martelli und grinste: „Die Dame hat ganz recht, du solltest wissen wen du anrufst. Welchem Zweck sollten sonst Telefonbücher dienen?“
Gabler betätigte die Wiederwahltaste und meldete sich zum zweiten Mal.
„Mein Name ist Gabler“, sagte er, „Kriminaloberkommissar Gabler vom Kommissariat München zwei, bitte legen Sie nicht gleich wieder auf Frau Pavliç, ich möchte mit Ihrem Sohn sprechen, wenn das möglich ist.“
„Natürlich können Sie ihn nur dann sprechen, wenn es möglich ist. Wenn es nicht möglich wäre könnten Sie ihn schließlich nicht sprechen“, sagte die Frau.
Martelli grinste wieder und flüsterte seinem Kollegen zu: „Die ist dir über mein lieber Gerd, du solltest dir genau überlegen, was du sagst, sonst kommst du bei der Frau nicht weit.“
Schön langsam wurde Gabler sauer: „Ja zum Donnerwetter nochmal, nun geben Sie mir schon ihren Sohn!“
Wieder lachte es laut am anderen Ende der Leitung: „Sehen Sie“, sagte die Frau, „Es
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