...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
„es bleibt ja nur noch einer übrig. Eben dieser Peter Pavliç und um den werden wir uns jetzt kümmern. Wenn wir Pech haben, dann können wir seine DNA nicht einer der gefundenen Indizien zuordnen, wir haben nur drei Spermaspuren. Einer von denen hatte es sich wohl überlegt, oder das Opfer war bereits tot als er dran war. Vielleicht wollte er nicht mit einer Toten...“ Martelli beendete den Satz nicht, es war einfach zu hässlich, was ihm gerade in den Sinn gekommen war.
„Wir brauchen noch den Aufenthaltsort von Pavli ç , sagte Martelli, „aber das sollte nicht allzu schwierig sein. Mir wäre es recht, wenn du dich darum kümmern könntest.“
Gabler zuckte zusammen: „Wieso ich?“, fragte er mit belegter Stimme, „kann das nicht Kollegin Sänger übernehmen?“
„Kollegin Sänger hat nichts damit zu tun, wir haben den Fall und ich muss jetzt gleich meine Frau von der Fachhochschule abholen. Du weißt doch wie sie reagiert, wenn ich nicht pünktlich bin. Ruf einfach bei der Mutter von Peter Pavliç an, die wohnt noch in Reinberg, die wird dir schon sagen können, wo ihr Sohn zu finden ist.“
„Und wenn er selbst noch dort wohnt und am Telefon ist?“
„Na um so besser, dann kannst du gleich hinfahren und ihn selbst um eine DNA-Probe bitten. Sind ja nur fünfzig Kilometer, dafür brauchst du nicht einmal einen Antrag für eine Dienstreise auszufüllen.“
Gabler hatte Angst vor dieser Begegnung, aber er wusste, dass er Pavliç befragen musste, bevor er seinem Kollegen in die Hände fiel. Er nahm sich vor seinen Kollegen Peter Wiegand darum zu bitten, er sollte herausfinden, wo sich Peter Pavliç zur Zeit aufhielt. Dann würde er versuchen heimlich mit seinem ehemaligen Freund Kontakt aufzunehmen und ihn bitten, ihn nicht zu verraten.
Kapitel 9
München 18. September 1995
„Du..., Gerd“, rief Martelli laut seinem Freund zu: „Kannst du dich endlich mal um diesen Peter Pavliç kümmern? Es ist der letzte auf unserer Liste und ich hoffe nur, der stirbt uns nicht auch noch weg.“
Martelli lachte bei dieser Bemerkung aber es klang verärgert. Der Fall schien geklärt, aber immer wenn er einen Tatverdächtigen ausfindig gemacht hatte, starb er ihm weg.
Gabler zuckte zusammen. Das war der Moment, den er gefürchtet hatte. Ihm war klar, dass er seinen ehemaligen Freund vor seiner Vernehmung sprechen musste, aber jedes mal wenn er ansetzte, den Hörer abhob, legte er ihn wieder zurück.
„Muss das sein?“, rief Gabler durch das Büro und versuchte so gleichgültig wie möglich zu erscheinen.
„Klar muss das sein“, erwiderte Martelli: „Du weißt, er ist unser letzter Mann.“
„Aber drei der Beteiligten sind tot. Es ist doch anzunehmen, dass der Mörder unter ihnen war. Die Vergewaltigung ist doch schon längst verjährt“, versuchte Gabler aufzubegehren, „sollten wir es nicht dabei bewenden lassen? Wir haben doch wirklich genug zu tun, findest du nicht?“
„Korrekt“, brummte Martelli ärgerlich, „ist alles bereits verjährt.“ Er sah seinen Freund über den Rand seiner Brille an: „Aber der Mord nicht..., und du weißt natürlich genau, wer von den Vieren da zugestochen hat..., nicht war...?“
Gabler fror. Wenn er nur wüsste, wie er verhindern konnte, dass Pavliç ihn zu Gesicht bekam. Im Stillen verwünschte er sich, dass er ganz zu Beginn der Ermittlungen das DNA-Material nicht einfach hatte verschwinden lassen, aber dafür war es jetzt bereits zu spät. Wer hätte denn auch ahnen können, dass ausgerechnet er und sein Freund Robert diesen Fall auf den Tisch bekommen würden?
„Nun komm..., ruf schon an“, sagte Martelli ärgerlich, „ich hab dir die Telefonnummer auf den Schreibtisch gelegt!“
Gabler schichtete die Papiere auf seinem Schreibtisch um und nahm den kleinen Zettel auf, auf dem mit der feinen Schrift Martellis die Nummer seines ehemaligen besten Freundes aufgeschrieben war.
***
Grübelnd betrachtete er die Ziffern auf dem schmalen Streifen Papier. Und wieder sah er die Szene vor sich..., immer und immer wieder. Besonders Nachts, wenn er todmüde im Gästezimmer seines kleinen Reihenhäuschens ins Bett sank. Seine Frau hatte ihn gebeten nicht mehr neben ihr zu schlafen: „Bis sich die Schwierigkeiten bereinigt hätten“, sagte sie, bis sie wieder zu sich gefunden hätte und in der Lage wäre sich zu entscheiden, wie das mit ihnen beiden nun eigentlich weitergehen sollte. Gerade jetzt hätte sich Gabler um seine verkorkste Ehe kümmern müssen,
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