Und plötzlich warst du wieder da
du wirklich?“, fragte Nadia leise.
„Ich weiß es.“ Als Nadia schwieg, fragte Rand: „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Sie straffte die Schultern. „Alles okay. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht depressiv oder so. Im Gegenteil, ich bin eher auf Krawall aus. Und ich sage dir, Lucas Stone sollte mir die nächste Zeit besser nicht über den Weg laufen.“ Es tat ihr richtig gut, ihrer Wut auf ihn freien Lauf zu lassen.
„Was ist denn nun mit ihm …“
„Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich weiß jetzt, woran ich bei ihm bin und wie ich mich ihm gegenüber am besten verhalte.“
Das war zwar eine faustdicke Lüge, aber Nadia wusste, dass Rand und auch Mitch sofort bei ihr wären, wenn sie jetzt etwas anderes sagte. Um ihrer kleinen Schwester beizustehen, würden sie dann womöglich auf ihr Erbe verzichten.
„Du hast vielleicht Nerven, hier aufzukreuzen, Stone.“ Rands mühsam unterdrückte Wut war nicht zu überhören.
Lucas hatte auch keinen herzlichen Empfang erwartet. Er war sich nicht einmal sicher gewesen, ob er Rand und Mitch überhaupt begegnen und nicht schon am Empfang abgewiesen würde. Jetzt stand er den Kincaids im Konferenzraum des Hauptbüros von KCL in Miami gegenüber. Lucas fragte sich ernsthaft, was die beiden Brüder davon abhielt, sofort auf ihn loszugehen.
„Wie geht es Nadia?“, fragte Lucas als Erstes.
Seit dem Vorfall mit den Geschäftsbriefen vor zwei Wochen hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, mit Nadia zu sprechen. Sie hatte weder auf sein Klopfen reagiert noch auf die Blumen vor der Tür oder die Einladung zum Essen. Wenn sie sich im Treppenhaus zufällig über den Weg gelaufen waren, hatte Nadia ihn wie Luft behandelt.
„Ich wüsste nicht, was dich das noch zu interessieren hat“, sagte Mitch gefährlich leise.
„Das mit dem Bodyguard ist doch lächerlich“, meinte Lucas. „Ich würde Nadia niemals etwas antun.“ Neuerdings war ein Schrank von einem Kerl in ihrer Begleitung. Sobald Nadia das Apartment verließ, wich der Mann ihr nicht von der Seite.
„Was willst du?“, fragte Rand. Er wollte das Gespräch zweifellos abkürzen und Lucas Stone schnellstmöglich wieder los sein.
„Ich möchte ein Geschäft vorschlagen.“
Rand machte eine wegwerfende Handbewegung. Aber darauf war Lucas gefasst. Sicherlich würde er an Rands Stelle nicht anders reagieren, wenn es um seine Schwester ginge. Doch so leicht wollte Lucas sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Er hatte zehn Tage lang mit seinen Juristen zusammengesessen, um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden.
„Wenn ich es richtig verstanden habe, fällt das gesamte Vermögen eures Vaters an Mardi Gras, wenn einer von euch gegen die Bestimmungen des Testaments verstößt.“
Rand stützte sich auf den Tisch und beugte sich zu Lucas vor. „Woher willst du das so genau wissen?“
„Ein wenig hat Nadia mir erzählt. Aber ich besitze auch eine Kopie des Testaments.“
„Darf ich fragen, woher?“, fragte Mitch scharf. „Noch ist das Testament unter Verschluss.“
„Ich erinnere euch an eine Maxime eures Vaters, die auch ich mir zu eigen gemacht habe: Jeder hat seinen Preis. Everett Kincaid hat sie auf mich selbst angewandt, und ich muss gestehen, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Ich hätte das Geld nicht annehmen und mich nicht von ihm beschwatzen lassen dürfen. Statt ihm zu glauben, dass Nadia mich nicht mehr sehen will, hätte ich damals selbst zu ihr gehen müssen. Aber ganz gleich, was meine Gründe waren, ich will mich damit nicht herausreden. Es war dumm von mir, und ich muss Nadia recht geben, wenn sie sagt, dass es auch äußerst egoistisch war.“
Lucas sah Mitch und Rand an, dass seine Worte nicht ohne Wirkung blieben.
„Richtig ist auch, dass ich mir geschworen hatte, das Unternehmen Kincaid Cruise Lines in die Hände zu bekommen, und zwar mehr aus persönlichen als aus geschäftlichen Motiven. Nun, dazu stehe ich auch. Aber dieser Feldzug war allein gegen Everett Kincaid gerichtet, und er lebt nicht mehr. Es ist also an der Zeit, die Sache zu beenden. Konkret lautet mein Angebot, Mardi Gras Cruising an KCL zu verkaufen.“
Wie auf Kommando hoben Mitch und Rand ruckartig die Köpfe und starrten ihn ungläubig an. Lucas legte seinen Aktenkoffer auf den Tisch, ließ die Schlösser aufschnappen und nahm ein mehrseitiges Dokument heraus. Er schob es den beiden über den Tisch zu, wobei er sie aufmerksam beobachtete. Lucas fiel auf, dass Mitchs Augen
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